Die Gärten des Mondes
Hieb verfolgte ihn jetzt mit Schmerzen, grüßte ihn jeden Morgen wie ein alter Kamerad. Das Schwert mit dem schmucklosen, lederumwickelten kurzen Heft steckte in seiner lederbezogenen hölzernen Scheide; Gurt und Riemen waren auf dem Bett verstreut.
Die Waffe hatte er nach seiner ersten Schlacht auf einem Feld voller Toter gefunden. An seinen Stiefeln hatte damals noch der Kalk aus dem Steinbruch seines Vaters geklebt, und die Banner des Imperiums hatten wie das Versprechen einer ganzen Welt vor ihm im Wind geflattert. Das Schwert hatte geglänzt, nicht die kleinste Scharte war in seiner scharfen Klinge zu sehen gewesen, und so hatte er es zu seiner eigenen persönlichen Standarte gemacht.
Elsters Blick verschwamm. Sein Geist schweifte zu den grauen, schlammigen Pfaden seiner Jugend hin, beschritt, von einem vagen Kummer heimgesucht, verloren und blind den vertrauten Weg.
Die Tür sprang auf, und zusammen mit einem Schwall dampfiger Luft kam Trotter hereingestürmt. Der Sergeant fing den Blick aus den pechschwarzen Augen des Barghast auf.
Im nächsten Augenblick war er auf den Beinen. Er ging zum Bett und griff nach seinem Schwert. Die anderen konzentrierten sich weiter auf ihr Kartenspiel; nur ein leises Stühlerücken verriet ihre Besorgnis. Elster schob Trotter zur Seite und schloss die Tür bis auf einen schmalen Spalt, durch den er hinausspähte. Auf der anderen Straßenseite kauerten zwei Gestalten in der Einmündung einer Seitengasse; die größere lehnte sich schwer gegen die andere. Zischend stieß Elster den Atem aus. »Fäustel«, sagte er über die Schulter.
Der Heiler blickte die beiden Saboteure stirnrunzelnd an, dann legte er vorsichtig die Karten auf den Tisch.
Die zwei Gestalten begannen die Straße zu überqueren. Elsters Hand kroch zum Schwertgriff.
»Um wen geht es ?«, fragte Fäustel, während er auf einem der Betten die Decken ordnete.
»Kalam«, antwortete der Sergeant. Die beiden Männer erreichten die Tür; Elster riss sie weit auf, um sie hereinzulassen, und schloss sie dann wieder. Er nickte Trotter zu, der zum Fenster hinüberging und an einer Ecke den Vorhang ein Stückchen zur Seite schob, um die Straße zu beobachten.
Kalam war bleich; er hing schwer am Schnellen Ben. Das dunkelgraue Hemd des Assassinen war blutgetränkt. Fäustel trat vor, um dem Magier zu helfen, und gemeinsam trugen sie Kalam zum Bett. Sobald sie ihn hingelegt hatten, winkte der Heiler den Schnellen Ben beiseite und begann, Kalam das Hemd auszuziehen.
Der Schnelle Ben sah Elster an und schüttelte den Kopf, bevor er sich auf den Stuhl sinken ließ, auf dem zuvor Fäustel gesessen hatte. »Was für ein Spiel ist das?«, fragte er und nahm Fäustels Karten auf. Tiefe Falten erschienen auf seiner Stirn, als er sie betrachtete.
Weder Igel noch Fiedler antworteten ihm.
»Hab keine Ahnung«, sagte Elster, während er zu Fäustel hinüberging und sich hinter ihn stellte. »Sie sitzen einfach nur da und starren vor sich hin.«
Der Schnelle Ben grinste. »Ah, ein Wartespiel, stimmt's, Fied?« Er lehnte sich bequem zurück und streckte die Beine aus.
Fäustel blickte den Sergeanten an. »Er wird für ein Weilchen außer Gefecht sein«, sagte der Heiler. »Die Wunde ist sauber, aber er hat viel Blut verloren.«
Elster hockte sich hin und musterte das blasse Gesicht des Assassinen. Kalams Blick war noch immer wach und fest auf den Sergeanten gerichtet. »Also?«, wollte Elster wissen. »Was ist passiert?«
Hinter ihm erklang die Stimme des Schnellen Ben. »Ich hatte ein kleines magisches Duell da draußen.«
Kalam nickte bestätigend.
»Und?«, fragte Elster; er richtete sich wieder auf und wandte sich dem Magier zu.
Der Schnelle Ben sank auf seinem Stuhl ein bisschen in sich zusammen. »Es ist schief gegangen. Ich musste einen der Dämonen des Imperiums freilassen, um uns da lebend rauszuholen.«
Plötzlich wurde es still im Raum. Am Fenster drehte Trotter sich um und machte eine Schutz-Geste der Stämme, indem er die Tätowierungen in seinem Gesicht nachzeichnete.
»Und jetzt ist er da draußen in der Stadt?« Elsters Stimme klang sanft.
»Nein«, antwortete der Magier, »er ist tot.«
Elster warf die Arme hoch. »Mit wem habt ihr euch da angelegt?«, brüllte er.
»Ich weiß es nicht genau«, sagte der Schnelle Ben leise. »Doch wer oder was auch immer es gewesen ist, er hat kaum eine Minute gebraucht, um mit dem Dämon fertig zu werden. Ich habe seinen Todesschrei gehört, als wir gerade mal einen
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