Die Gärten des Mondes
Ende gemacht werden.« Er betrachtete Serrat. »Diese Klaue, auf die ihr gestoßen seid - glaubst du, dass da ein Treffen vereinbart war?«
»Das war kein Treffen«, antwortete Serrat, »das war eine Falle!«
Rake nickte. »Gut.« Er machte eine Pause, während der Blick seiner violetten Augen sich auf Serrat heftete. »Kehrt nach Mondbrut zurück. Sorge dafür, dass sich die Hohepriesterin höchstpersönlich um Jekaral kümmert.«
Serrat verbeugte sich. »Ich danke Euch, Lord.« Sie drehte sich um und winkte den anderen zu.
»Oh«, sagte Rake mit erhobener Stimme, damit sein ganzer Assassinen-Kader ihn hören konnte, »noch etwas. Ihr habt eure Sache gut gemacht, außerordentlich gut sogar. Ihr habt euch eine Ruhepause verdient. Die nächsten drei Tage und Nächte gehören euch allein, und ihr könnt tun und lassen, was immer euch beliebt.«
Serrat verbeugte sich noch einmal. »Wir werden trauern, Lord.«
»Trauern?«
»Dashtal ist tot, der vergiftete Bolzen hat ihn getötet. Das Gift stammt von einem Alchemisten, der etwas von seinem Handwerk versteht, Lord. Es enthält Paralt.«
»Ich verstehe.«
»Werdet Ihr mit uns zurückkehren?« »Nein.«
Serrat verbeugte sich ein drittes Mal. Völlig gleichzeitig, als wären sie ein einziges Wesen, hoben die acht Tiste Andii die Hände und verschwanden.
Rake betrachtete den knisternden Fleck, der sich in genau diesem Moment durch das Dach gebrannt hatte und in die Dunkelheit fiel. Von unten ertönte ein leises Krachen. Lord Anomander Rake richtete seinen Blick wieder gen Himmel und seufzte.
Sergeant Elster kippte seinen Stuhl nach hinten, so dass die vorderen Beine in der Luft schwebten, und lehnte sich gegen die bröckelige Wand. Der kleine, schäbige Raum stank nach Urin und Moder.
Längs der Wand zu seiner Linken gab es zwei einzelne Betten, schlichte Holzgestelle mit strohgefüllten Matratzen aus Sackleinen. Drei weitere wacklige Stühle standen um den einsamen Tisch in der Mitte des Zimmers herum. Über dem Tisch hing eine Öllampe und warf ihren Lichtschein auf Fiedler, Igel und Fäustel, die um den Tisch saßen und Karten spielten.
Sie hatten ihre Arbeit erledigt, waren genau zum Einbruch der Dämmerung mit den letzten Kreuzungen um die Majestäts-Halle herum fertig geworden. Vor dem Bündnis mit den Moranth waren die malazanischen Saboteure nichts anderes als hochgejubelte Sappeure gewesen, Tunnelgräber und Stadttor-Zerschmetterer. Doch die Alchemie der Moranth hatte dem Imperium eine Reihe chemischer Explosivstoffe und -pulver beschert, von denen die meisten detonierten, wenn sie mit Luft in Berührung kamen. Daher wurden langsam wirkende Säuren verwendet, die ein Loch in die feuerfesten Lehmhülsen fraßen. Sabotage war zu einer Kunst geworden; es war schwierig, das genaue Verhältnis zwischen der Dicke der Lehmhülse und der Konzentration der Säure hinzubekommen, und nur wenige überlebten, um aus ihren Fehlern zu lernen.
Nach Elsters Meinung waren Fiedler und Igel schreckliche Soldaten. Er hatte Mühe, sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal ihre Kurzschwerter gezogen hatten. Alle Disziplin, die Teil ihrer Grundausbildung gewesen war, hatte sich in den Jahren im Feld buchstäblich in Nichts aufgelöst. Doch wenn es um Sabotage ging, gab es niemanden, der ihnen das Wasser reichen konnte.
Unter halb gesenkten Lidern hervor studierte Elster die drei Männer am Tisch. Es war schon einige Minuten her, dass einer von ihnen sich bewegt oder etwas gesagt hatte. Das musste eins von Fiedlers neuen Spielen sein, vermutete Elster; der Bursche erfand pausenlos neue und änderte aus dem Stegreif die Regeln, wann immer er sich dadurch eine Chance erhoffte. Ungeachtet der endlosen Streitereien, fand Fiedler jederzeit genügend Mitspieler.
»Ist ja auch kein Wunder, bei der Langeweile«, sagte Elster leise zu sich. Doch nein, es war mehr als einfach nur Langeweile. Das Warten zerrte an den Nerven, besonders, wenn es um Freunde ging. Es war gut möglich, dass der Schnelle Ben und Kalam schon längst mit dem Gesicht nach unten in irgendeiner düsteren Gasse lagen.
Elsters Blick wanderte zu einem der Betten hinüber, auf dem seine Rüstung und sein Langschwert lagen. Die geflickten Kettenglieder der Halsberge waren voller Rostflecken; es sah aus wie Blut. Einige Kettenglieder fehlten, andere waren beschädigt. In seinen Knochen und Muskeln steckte noch immer die Erinnerung an jene Schläge, die für die Schäden verantwortlich waren. Jeder Schnitt, jeder
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