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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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als Ihr es jemals tun werdet.« Er starrte den Tiste Andii an. »Für Euch ist Darujhistan nur ein weiteres Schlachtfeld in Eurem privaten Krieg gegen die Imperatrix. Euch ist es vollkommen egal, wie diese Stadt überlebt - wie sie es geschafft hat, dreitausend Jahre zu überleben.«
    Rake zuckte die Schultern. »Klärt mich auf.«
    »Der Stadtrat hat seine Funktion, eine lebenswichtige Funktion. Er ist der Antrieb der Stadt. Es stimmt, die Majestäts-Halle ist ein Ort, an dem Kleinlichkeit, Korruption und endloses Gezänk zu Hause sind, aber trotz alledem ist es auch ein Ort, an dem Dinge erledigt werden.«
    »Was hat das mit Vorcan und ihrer Mörderbande zu tun?«
    Baruk schnitt eine Grimasse. »Wie bei jedem beladenen Wagen benötigen die Räder Schmiere. Ohne die Möglichkeit des Meuchelmords hätten die adligen Familien sich schon längst gegenseitig in einem Bürgerkrieg ausgelöscht und dabei die Stadt mit in den Untergang gerissen. Außerdem sorgt die Effizienz der Gilde für ein gewisses Maß an Kontrolle hinsichtlich Blutrache, Streitereien und so fort. Die Gilde bietet eine garantierte Möglichkeit des Blutvergießens, und Blutvergießen ist nun mal schmutzig. Normalerweise zu schmutzig für die Empfindsamkeit des Adels.«
    »Merkwürdig«, sagte Rake. »Trotzdem, glaubt Ihr etwa, dass Vorcan sich ein Angebot der Imperatrix nicht sehr genau anhören würde? Schließlich hat Laseen bereits mehrfach die Herrschaft über eine eroberte Stadt in die Hände eines Assassinen gelegt. Tatsächlich sind mindestens ein Drittel ihrer gegenwärtigen Hohefäuste ehemalige Assassinen.«
    »Darum geht es nicht!« Baruks Gesicht war dunkel. »Ihr habt uns nicht konsultiert, und das können wir nicht hinnehmen.«
    »Ihr habt mir noch nicht geantwortet«, entgegnete Rake; seine Stimme klang ruhig und kalt. »Würde Vorcan den Kontrakt annehmen? Könnte sie ihn erfüllen? Ist sie so gut, Baruk?«
    Der Alchemist wandte sich ab. »Ich weiß es nicht. Das ist meine Antwort auf alle drei Fragen.«
    Rake warf Baruk einen harten Blick zu. »Wenn Ihr in der Tat nichts weiter wärt als ein Alchemist, würde ich Euch vielleicht glauben.«
    Baruks Lächeln wirkte gequält. »Wie kommt Ihr auf die Idee, dass ich mehr sein könnte?«
    Jetzt war es an Rake, zu lächeln. »Es gibt nicht viele, die sich mit mir streiten würden, ohne zusammenzuzucken. Es ist ungewohnt für mich, wie ein Ebenbürtiger behandelt zu werden.«
    »Es gibt viele Möglichkeiten aufzusteigen, und einige sind heikler als andere.« Baruk ging hinüber zum Kaminsims, nahm eine Karaffe, trat dann zu einem Regal hinter seinem Schreibtisch und holte zwei Kristallkelche. »Sie ist eine Hohemagierin. Wir alle haben Schutzzauber und so was, aber gegen sie ...« Er füllte die Kelche mit Wein.
    Rake trat neben den Alchemisten. Er nahm das Glas und hob es. »Ich entschuldige mich dafür, Euch nicht informiert zu haben. Um ehrlich zu sein, mir ist dieser Gedanke überhaupt nicht gekommen; ich habe es nicht für besonders wichtig erachtet. Bis heute Nacht habe ich nur auf Grund einer Theorie gehandelt. Ich habe nicht an die Unruhe gedacht, die durch das Auslöschen der Gilde entstehen könnte.«
    Baruk nippte an seinem Wein. »Anomander Rake, sagt mir eins. Es hat heute Nacht eine Präsenz in unserer Stadt gegeben - eine Beschwörung.«
    »Das war einer von Tayschrenns Korvalah-Dämonen«, antwortete Rake, »der von einem Magier der Klaue entfesselt wurde.« Er nahm einen Schluck von der herben Flüssigkeit, ließ sie für einen Augenblick über die Zunge rollen und schluckte dann voller Zufriedenheit. »Er ist weg.«
    »Weg?«, fragte Baruk leise. »Wo ist er hin?«
    »Außerhalb von Tayschrenns Reichweite«, sagte Rake. Ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen. »Außerhalb der Reichweite aller.«
    »Euer Schwert«, sagte Baruk. Er musste ein Schaudern unterdrücken, als die Erinnerung an jene Vision zurückkehrte. Das Quietschen der Räder, das Rasseln der Ketten, das Stöhnen von tausend verlorenen Seelen. Und Dunkelheit.
    »Ach, ja«, sagte Rake und füllte sein Glas erneut. »Ich habe die Köpfe der beiden Magier aus Fahl erhalten, genau wie Ihr es versprochen hattet. Ich bewundere Eure Tüchtigkeit, Baruk. Haben sie protestiert?«
    Baruk erbleichte. »Ich habe ihnen die Alternativen aufgezeigt«, sagte er leise. »Nein, sie haben nicht protestiert.«
    Rakes leises Lachen ließ das Blut in seinen Adern gefrieren.
     
    Als aus einiger Entfernung ein Geräusch erklang,

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