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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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früher hatte sie den Tod des imperialen Dämons gespürt; er hatte sie beinahe körperlich getroffen, tief in der Brust. Normalerweise flohen Dämonen in ihre Sphäre, wenn ihnen genügend Schaden zugefügt worden war, um die Bande der Beschwörung zu lösen. Doch der Korvalah war nicht einfach gefällt oder gewaltsam verbannt worden. Sein Ende war von einer Endgültigkeit gewesen, die sie zutiefst erschüttert hatte. Ein wahrhaftiger Tod. Sie erinnerte sich noch immer an seinen stummen, verzweifelten Schrei, der in ihrem Kopf widergehallt war.
    All die Zwiespältigkeit, die mit dem Träger der Münze zu tun hatte, war dahin, war verschwunden. Sie wusste jetzt, dass sie ihn töten würde. Es musste geschehen, und zwar bald. Zuvor musste sie nur noch das Geheimnis lösen, das sein Verhalten umgab. In welchem Maße benutzte Oponn den Jungen?
    Sie wusste, dass er sie im Garten der D'Arles gesehen hatte, kurz bevor er über das Dach entkommen war. Als sie das Licht gesehen hatte, das hinter den Schiebetüren aufgeflammt war, war sie in ihrer Entscheidung bestärkt worden, Crokus weiter auf den Fersen zu bleiben. Die D'Arles waren eine der mächtigsten Familien Darujhistans. Dass der Junge in eine heimliche Liebelei mit der Tochter verstrickt zu sein schien, war eine ungeheuerliche Vorstellung, doch was hätte sie sonst aus dem Geschehen schließen sollen? Doch die Frage blieb: Benutzte Oponn den Jungen direkt, um einen eigenartigen Einfluss auf den Stadtrat auszuüben? Welchen Einfluss besaß dieses junge Mädchen?
    Es war alles nur eine Frage der gesellschaftlichen Position, des möglichen Skandals. Doch wo stand Ratsherr Estraysian D'Arle politisch? Leida wurde klar, dass sie zwar viel über die politische Arena Darujhistans gelernt hatte, jedoch nicht genug, um die Schachzüge Oponns zu durchschauen. Ratsherr D'Arle war Turban Orrs bedeutendster Gegenspieler, was diese Proklamation der Neutralität anbelangte. Nur - was bedeutete das? Dem malazanischen Imperium würde das alles herzlich gleichgültig sein. Es sei denn, die Proklamation war nichts weiter als eine Finte. Versuchte dieser Turban Orr die Grundlage für einen vom Imperium gedeckten Umsturz zu legen?
    Die Antworten auf diese Fragen würde sie erst nach und nach bekommen. Sie wusste, dass sie sich in Geduld üben musste. Doch Geduld war natürlich eine ihrer herausragendsten Eigenschaften. Sie hatte gehofft, dass Crokus in Panik ausbrechen würde, wenn sie sich ihm im Garten der D'Arles noch einmal zeigte. Zumindest hatte sie gehofft, dass ihr Auftauchen Oponn ärgern würde, falls die Kontrolle des Gottes wirklich so direkt war.
    Leida hatte aus den Schatten, die sie um sich herum wob, zugesehen, wie der Assassine namens Rallick den Jungen ins Gebet genommen hatte. Sie war auch noch lange genug geblieben, um die Unterhaltung zwischen Rallick und Murillio mitzubekommen. Es schien, als hätte der Junge Beschützer, und zwar sehr merkwürdige Beschützer, wenn man annahm, dass der fette kleine Mann - Kruppe -so etwas wie ihr Anführer war. Zu hören, dass sie Crokus im Auftrag ihres »Meisters« aus der Stadt bringen wollten, machte die ganze Geschichte noch viel faszinierender.
    Sie wusste, sie würde bald zuschlagen müssen. Dabei ging sie davon aus, dass der Schutz, den Kruppe oder dieser Murillio dem Jungen boten, ihre Aufgabe nicht übermäßig erschweren würde. Kruppe war zwar ganz sicher mehr, als er schien, doch Gewalttätigkeit schien nicht gerade zu seinen herausragenden Fähigkeiten zu zählen.
    Sie würde Crokus also außerhalb der Stadt töten. Sobald sie herausgefunden hatte, was für einen Auftrag die Männer hatten und wer ihr »Meister« war. Sobald alles sich geklärt hatte.
    Sergeant Elster würde eben ein bisschen länger auf ihre Rückkehr warten müssen. Leida grinste in sich hinein. Sie wusste nur zu gut, wie erleichtert der ganze Trupp darüber sein würde, dass sie nirgendwo zu sehen war. Und was diese andere Angelegenheit betraf -die Bedrohung, die der Schnelle Ben und Kalam darstellten -, nun, alles zu seiner Zeit.
     
    Baruks fürchterliche Migräne ließ allmählich nach. Welche Präsenz auch immer auf die Stadt losgelassen worden war - sie war jetzt fort. Der Alchemist saß in seinem Lesesessel und presste ein Tuch, in das ein Stück Eis eingewickelt war, gegen seine Stirn. Es war eine Beschwörung gewesen, dessen war er sich sicher. Die Emanationen stanken nach einem Dämon. Aber da war noch mehr gewesen. In jenem Augenblick,

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