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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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fallen.
    Zumindest hoffte er das. Zufall mochte ein begnadetes Schwert sein, dem eine besondere Macht innewohnte, doch die T'lan Imass waren Ältere Geschöpfe, aus Zaubereien geboren, gegen die Oponn kaum mehr als ein Kind war.
    Paran umklammerte den Schwertgriff. Seine Hand schmerzte, und er konnte den Schweiß zwischen seinen Fingern spüren. Zufall fühlte sich nicht anders an als alle anderen Waffen. Hätte er mehr erwarten sollen? Er konnte sich nicht mehr so recht daran erinnern, wie er das Schwert zuletzt - gegen den Schattenhund - benutzt hatte. Doch wenn die Waffe Macht besaß, sollte er dann nicht in der Lage sein, das zu spüren? Doch Zufall fühlte sich kalt an, als umklammere er einen Eiszapfen, der sich weigerte, in seiner Hand zu schmelzen. Wenn überhaupt etwas, vermittelte Zufall ihm das Gefühl, er wäre ein Neuling und würde das Schwert falsch halten.
    Was hatte sein Selbstvertrauen so plötzlich zusammenbrechen lassen? Einen Aufgestiegenen ins Spiel ziehen... wie genau geht das? Wenn Oponn natürlich so begierig ist wie beim letzten Mal... Vielleicht war es nur die Anspannung, die das Warten nun einmal mit sich brachte. Irrte sich Toc? Er wandte sich dem Mann an seiner Seite zu und öffnete den Mund, um ihn anzusprechen.
    Ein lautes, manisches Gelächter ließ ihn innehalten. Paran riss wild an den Zügeln. Sein Pferd wieherte und bäumte sich auf. Die Luft schien aufzureißen, und ein kalter Wind wehte über sie hinweg. Der Hauptmann hob sein Schwert und fluchte. Das Pferd wieherte noch einmal, diesmal voller Panik. Es brach unter ihm zusammen, als hätten seine Knochen sich plötzlich in Staub verwandelt. Paran stürzte und schlug hart auf dem Boden auf, und bei dem Aufprall flog ihm das Schwert aus der Hand. Das Pferd landete mit einem Geräusch neben ihm, als wäre es ein mit Steinen und Lampenöl gefüllter Beutel, und rollte über seine Beine.
    Tocs Bogensehne surrte, und ein Pfeil prallte gegen etwas Hartes.
    Paran richtete sich halb auf und sah sich um.
    Zwanzig Schritt vor ihnen schwebte Locke über der Erde. Ein zweiter Pfeil traf die Puppe, noch während er hinschaute, doch er prallte genauso wirkungslos ab.
    Locke lachte erneut und richtete seinen wahnsinnigen Blick auf Toc. Er gestikulierte.
    Paran schrie auf. Er wirbelte herum und sah, wie Toc von seinem Reittier gerissen wurde. Die Klaue wirbelte durch die Luft, überschlug sich mehrmals. Ein zackiger Riss bildete sich mitten in der Luft vor ihm. Paran schrie erneut in hilflosem Entsetzen auf, als Toc der Jüngere in den Riss stürzte und inmitten wabernder Nebelschwaden verschwand. Dann schloss sich der Riss mit einem schnappenden Geräusch, und Parans Begleiter war weg.
    Locke sank langsam zum Erdboden hinab. Die Puppe hielt inne, um ihre in Fetzen herabhängende Kleidung zurechtzurücken, und marschierte dann auf Paran zu.
    »Ich dachte mir schon, dass Ihr es sein könntet«, kicherte Locke. »Na, ist Rache nicht süßer als Honig, Hauptmann? Euer Tod wird eine langwierige Angelegenheit und sehr, sehr schmerzhaft sein. Versucht Euch mein Vergnügen vorzustellen, Euch so zu sehen!«
    Paran trat gegen den Leichnam des Pferdes, bis er freikam. Er mühte sich auf die Füße, machte einen Hechtsprung nach vorn und packte, noch während er sich abrollte, sein Schwert. Im Nu stand er wieder auf den Beinen.
    Locke schaute ihm mit offensichtlichem Vergnügen zu und kam langsam näher. »Diese Waffe ist nicht für mich bestimmt, Hauptmann. Sie kann mich noch nicht einmal verletzen. Also« - die Puppe kam noch näher - »jammert nur.«
    Paran hob das Schwert; eine Woge der Verzweiflung durchflutete ihn.
    Plötzlich blieb Locke stehen und legte den Kopf schief. Er wirbelte herum und blickte nach Norden.
    »Unmöglich!«, knurrte die Puppe wütend.
    Jetzt vernahm auch Paran, was Locke bereits gehört hatte: das Geheul von Hunden.
     
    In der Hütte hatte der Schnelle Ben den Hinterhalt verblüfft beobachtet. Was machte Paran da? Wo war Flickenseel? »Bei den Pfaden des Vermummten«, hatte er verärgert geflüstert, »so viel dazu, jemanden aus den Augen zu verlieren!« Wie auch immer, es war alles zu schnell gegangen, als dass er den Verlust des einäugigen Mannes, der den Hauptmann begleitete, hätte verhindern können.
    Er riss die Augen auf und griff nach dem Stück Stoff. »Leida«, zischte er. »Leida! Höre mich, Frau! Ich kenne dich. Ich weiß, wer du bist. Cotillion, Patron der Assassinen, auch bekannt als das Seil, ich wende mich

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