Die Gärten des Mondes
Pferd bäumte sich auf. Lorn flitzte an ihm vorbei, zog ihr Schwert oberhalb der Beinschiene über den Oberschenkel des Mannes. Die Otataral-Klinge glitt mit Leichtigkeit durch Kettenglieder, Leder und Fleisch.
Der Krieger grunzte und drückte, noch während ihn das Pferd abwarf, eine gepanzerte Hand auf die Wunde, aus der das Blut spritzte.
Lorn achtete nicht weiter auf ihn und nahm sich den Duellanten vor. Sie wollte seine dünne Klinge beiseite schlagen und ihm dicht auf den Leib rücken, um die Schneide ihrer Waffe ins Spiel zu bringen. Doch der Mann war gut, er wich ihrem Schlag geschickt aus. Ihre weit vorgestreckte Klinge brachte sie aus dem Gleichgewicht, da sie ihren als Vorbereitung eines aufwärts gerichteten Hiebs gedachten Schwung nicht sofort bremsen konnte; und in diesem Augenblick streckte der Duellant ihr sein Rapier entgegen.
Sie fluchte, als sie durch die Vorwärtsbewegung direkt in die Klinge hineinlief. Die Spitze des Rapiers drang durch die Glieder ihrer Halsberge und bohrte sich in ihre linke Schulter. Schmerz zuckte wie Feuer durch ihren Arm. Wütend führte sie einen stürmischen Hieb gegen den Kopf des Mannes. Sie erwischte ihn mit der flachen Seite der Klinge an der Stirn, und er brach wie eine Lumpenpuppe zusammen.
Lorn warf einen raschen Blick zu der Stelle hinüber, wo der Krieger noch immer versuchte, das Blut zu stillen, das aus seiner Wunde quoll, und wirbelte dann herum, um den letzten beiden Männern entgegenzutreten. Der Junge stand vor dem fetten Mann, der noch immer bewusstlos am Boden lag. Obwohl sein Gesicht bleich war, hielt er einen Dolch mit schmaler Klinge in der linken Hand und ein etwas größeres Messer in der rechten. Er starrte sie aus harten Augen an.
Reichlich spät kam Lorn der Gedanke, dass sie diese Männer gar nicht hätte angreifen müssen. Sie trug Söldner-Kleidung, und der T'lan Imass war noch nicht einmal in Sichtweite. Worte hätten möglicherweise zum gleichen Ergebnis geführt, und sie hatte es noch nie genossen, Blut zu vergießen. Nun, dafür war es jetzt zu spät. Langsam rückte sie vor.
»Wir hatten nichts Böses im Sinn«, sagte der Junge auf Daru. »Lasst uns in Ruhe.«
Lorn zögerte. Der Vorschlag überraschte sie. Warum nicht? Sie richtete sich auf. »Einverstanden«, antwortete sie in der gleichen Sprache. »Verbinde deine Freunde, und dann geht mir aus dem Weg.«
»Wir werden nach Darujhistan zurückkehren«, sagte der Junge. Er schien ebenso überrascht. »Wir werden hier lagern und uns ausruhen und morgen früh verschwinden.«
Die Mandata trat einen Schritt zurück. »Tut das, und ihr werdet am Leben bleiben. Falls ihr auf andere Gedanken kommt, werde ich euch töten. Verstanden?«
Der Junge nickte.
Lorn zog sich zurück, hielt sich dabei nordwärts. Sie würde eine Weile in diese Richtung gehen, sich dann nach Osten wenden und zu Tool zurückkehren. Sie konnte sich nicht vorstellen, was die vier Männer in diese Hügel geführt hatte, doch sie hegte nicht den geringsten Verdacht, dass es irgendetwas mit ihr zu tun haben könnte, noch nicht einmal mit der Grabstätte. Während sie den Abstand zwischen sich und dem Hügel vergrößerte, sah sie, wie der Junge zu dem Krieger hinüberrannte. Sie kam zu dem Schluss, dass, wie man es auch immer betrachten mochte, nicht viel von der Gruppe übrig geblieben war, das ihr Grund zur Sorge hätte geben können. Der Duellant war nicht tot, doch er würde mit gewaltigen Kopfschmerzen aufwachen. Was den Krieger betraf, so stand es auf Messers Schneide. Sie hatte gesehen, wie viel Blut er verloren hatte. Der fette Mann hatte sich womöglich das Genick gebrochen, und als Magier war er in ihrer Nähe harmlos. Blieb nur noch der Junge - und seit wann hatte sie Grund, einen Jungen zu fürchten?
Lorn beschleunigte ihre Schritte.
Nach der überraschenden Nachricht vom Schnellen Ben hatte Leida Kontakt mit Schattenthron aufgenommen. Der Lord der Schatten hatte kurz vor Wut gekocht, und nachdem er das Seil darüber informiert hatte, dass Ben Adaephon Delat einst ein Hohepriester des Schattens gewesen war, stellte Leida fest, dass sie Schattenthrons Wut teilte. Der Mann würde für seine vielen Betrügereien bezahlen.
Schattenthrons Hunde waren tatsächlich bereit gewesen, und sie war sicher, dass sie eben jetzt die Jagd zu Ende brachten.
Als sie die Reise durch ihr Gewirr wieder aufnahm, traf sie auf zunehmenden Widerstand; es war ein merkwürdiger Druck, der mit jedem Schritt in östliche
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