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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Richtung zunahm. Schließlich gab sie auf und tauchte in den Gadrobi-Hügeln wieder auf. Es war Mittag, und eine halbe Meile voraus ritt die Gruppe mit dem Träger der Münze. Sie schloss rasch zu ihnen auf, bis sie kaum noch hundert Schritt hinter ihnen war, zog dabei im Dahinschreiten Schatten um sich herum zusammen, obwohl sich auch das zunehmend als schwierig erwies. Das konnte nur eines bedeuten: Ein T'lan Imass war in der Nähe.
    Wohin und zu wem ritt der Träger der Münze? Hatte sie sich vollkommen verkalkuliert? Waren die da vorn Agenten des malazanischen Imperiums? Diese Möglichkeit lief zwar Oponns Einfluss genau entgegen, doch es war der einzige Schluss, zu dem sie sich durchringen konnte.
    Es würde ein interessanter Tag werden, sagte sie sich im Stillen.
    Die Gruppe war knapp fünfzig Schritt voraus und erklomm gerade den Hang eines Hügels. Beim Erreichen der Kuppe verschwand sie kurz aus ihrem Blickfeld. Leida beschleunigte ihre Schritte und hörte plötzlich Kampflärm von dort oben - ein Kampf, in dem Otataral blankgezogen wurde.
    Wut stieg in ihr auf. Mit Otataral waren Erinnerungen verbunden, sehr persönliche Erinnerungen. Vorsichtig suchte sie sich im Schutz des Hügelkamms eine Stelle, von der aus sie beobachten konnte.
    Der Schlagabtausch war kurz gewesen, und es sah aus, als wäre die Gruppe des Trägers der Münze praktisch ausgelöscht. Tatsächlich standen nur noch der Träger der Münze selbst und ihm gegenüber eine hochgewachsene, geschmeidige Frau, die eine Otataral-Klinge schwang.
    Leida erkannte Mandata Lorn. Sie befand sich ohne Zweifel auf einer Mission für ihre geliebte Imperatrix, eine Mission, an der auch ein T'lan Imass beteiligt war, der noch immer nicht zu sehen war, jedoch ganz in der Nähe sein musste. Sie konnte die Worte hören, die gewechselt wurden. Wenn die Männer in der Gruppe des Jungen keine Agenten des Imperiums waren, dann hatte ihr Meister in Darujhistan sie vielleicht ausgesandt, weil er die Präsenz des Imass hier draußen gespürt hatte und sie Nachforschungen anstellen sollten.
    In welcher Mission die Mandata unterwegs war, würde sie später herausfinden. Jetzt war es an der Zeit, den Träger der Münze zu töten. Und die Nähe des Imass machte ihren Erfolg mehr als gewiss. Selbst Oponns Macht konnte den Einfluss eines Teilann-Gewirr nicht überwinden. Es würde leicht sein, den Jungen zu töten. Leida wartete; sie lächelte, als die Mandata sich zurückzog und in Richtung Norden davonging.
    In wenigen Minuten würde Oponns Münze in ihren Händen sein. Und an diesem Tag würde vielleicht ein Gott sterben.
    Sobald Lorn weit genug weg war, rannte Crokus zu dem Krieger hinüber. Leida richtete sich vorsichtig halb auf, dann glitt sie mit der Garotte in den Händen lautlos vorwärts.
     
    Die Hunde heulten erneut; ihr gieriges Jaulen kam von allen Seiten. Locke kauerte sich zusammen; er schien unentschlossen. Dann wandte die Puppe sich dem Hauptmann zu. »Ihr werdet noch ein bisschen länger auf Euren Tod warten müssen, Hauptmann. Ich habe nicht die Absicht, diese Angelegenheit überstürzt zu Ende zu bringen. Nein, ich möchte mir für Euer Ableben Zeit lassen.«
    Zufall in den schweißnassen Händen, zuckte Paran die Schultern. Zu seiner eigenen Überraschung machte es für ihn kaum einen Unterschied. Sollte Locke fort sein, wenn die Hunde ankamen, würden sie ihre Wut wahrscheinlich ohnehin an ihm auslassen. »Ihr werdet es noch bedauern, diese Gelegenheit nicht genutzt zu haben, Locke. Ob die Magie dieses Schwerts nun für Euch gedacht war oder nicht, ich hatte mich schon darauf gefreut, Euch zu Kleinholz zu verarbeiten. Ist Eure Magie meinem Hass gewachsen? Es wäre schön gewesen, das herauszufinden.«
    »Oh, welch plötzliche Tapferkeit! Was wisst Ihr schon von Hass, Hauptmann? Wenn ich zurückkehre, werde ich Euch ganz genau zeigen, was Hass bewirken kann.« Die hölzerne Gestalt gestikulierte, und ein Dutzend Fuß entfernt öffnete sich ein weiterer Riss in der Luft, dem ein übler Gestank entströmte. »Elendige Köter«, murmelte Locke. »Bis später, Hauptmann.« Er hastete auf den Riss zu.
     
    In der Hütte begann der Schnelle Ben böse zu grinsen. Er zog mit der Rechten den Dolch aus dem Boden und durchtrennte in einer einzigen, fließenden Bewegung die straff gespannten Fäden, die die Stöcke miteinander verbanden. »Adieu, Locke«, zischte er.
     
    Paran riss die Augen auf, als die Puppe platt auf den Bauch fiel. Einen Augenblick später

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