Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Norden?«
    »Ursprünglich aus Genabaris. Ich habe aber vor kurzem einige Zeit in Fahl verbracht.«
    Coll zog bei diesen Worten die Brauen hoch. »Ihr seht aus wie ein Söldner«, sagte er, »obwohl Ihr wahrscheinlich ein Offizier seid. Ich habe gehört, dass es da oben ziemlich schlimm gewesen sein muss.«
    »Ich bin ein bisschen zu spät gekommen«, gab Paran zu. »Da ich 'ne Menge Trümmer und Tote gesehen habe, neige ich dazu, den Geschichten zu glauben.« Er zögerte. »Es hat in Fahl ein Gerücht gegeben, dass Mondbrut sich jetzt über Darujhistan befinden soll«, meinte er dann.
    Coll brummte und warf eine Hand voll kleiner Holzstücke ins Feuer. »Stimmt«, erwiderte er. Er deutete auf einen verbeulten Topf, der auf den Kohlen stand. »Falls Ihr Hunger habt, da ist Eintopf. Bedient Euch.«
    Paran bemerkte plötzlich, wie ausgehungert er war. Er nahm Colls Angebot dankbar an. Während er aß, wobei er einen hölzernen Löffel benutzte, den der Mann ihm geliehen hatte, dachte er zunächst daran, ihn nach der Wunde in seinem Bein zu fragen. Doch dann erinnerte er sich an seine Ausbildung bei der Klaue. Wenn du einen Soldaten spielst, spiele ihn voll und ganz. Niemand spricht über das, was offensichtlich ist. Wenn dir etwas ins Auge sticht, versuche es zu übersehen, und mach ein paar Bemerkungen übers Wetter. Alles, was wichtig ist, wird zum geeigneten Zeitpunkt schon zum Vorschein kommen. Soldaten haben nichts, worauf sie sich freuen können, was Geduld zu einer einfachen Tugend macht, und manchmal ist es noch nicht einmal eine Tugend, sondern ein Wettstreit der Gleichgültigkeit. Also leerte Paran den Topf, während Coll schweigend wartete, ab und zu im Feuer herumstocherte und gelegentlich ein Stück Holz von dem gewaltigen Stapel hinter sich hineinwarf. Woher das Holz gekommen war, blieb eine unbeantwortete Frage.
    Schließlich wischte sich Paran den Mund mit dem Ärmel ab und schrubbte den Löffel so sauber, wie es ohne Wasser überhaupt möglich war. Dann lehnte er sich zurück und rülpste.
    »Ihr seid also unterwegs nach Darujhistan«, nahm Coll das Gespräch wieder auf.
    »Ja. Und Ihr?«
    »Ich sollte in ein bis zwei Tagen wieder in der Lage sein, im Sattel zu sitzen, obwohl ich zugeben muss, dass die Aussicht, auf dem Rücken eines Maultiers in die Stadt zu reiten, mich nicht gerade begeistert.«
    Paran schaute nach Westen. »Nun«, meinte er blinzelnd, »die Sonne geht gerade unter. Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich heute Nacht hier bei Euch mein Lager aufschlage?«
    »Nicht das Geringste.«
    Der Hauptmann stand auf und ging zu seinen Pferden hinüber. Er dachte daran, mit der Weiterreise einen Tag zu warten, damit die Wunde des Mannes ein bisschen mehr heilen könnte, und ihm dann ein Pferd zu leihen. Wenn er in Begleitung eines Einheimischen in die Stadt ritte, könnte das viele Vorteile haben - jemand, der ihm den Weg weisen konnte, ihn vielleicht sogar einen oder zwei Tage beherbergen würde. Und nicht nur das, er würde in der Zwischenzeit sicherlich auch so manches erfahren. Würde ein weiterer Tag etwas ausmachen? Das war schon möglich, doch es schien die Sache wert zu sein. Er pflockte die beiden wickanischen Pferde in der Nähe des Maultiers an und trug seine Satteltasche zurück zum Feuer.
    »Ich habe über Euer Problem nachgedacht«, sagte Paran, ließ den Sattel fallen und lehnte sich dann mit dem Rücken dagegen. »Ich werde mit Euch reiten. Ihr könnt mein Packpferd benutzen.«
    Colls Augen blickten wachsam. »Ein großzügiges Angebot.«
    Paran, der das Misstrauen seines Gegenübers wohl erkannte, lächelte. »Zum einen können die Pferde einen zusätzlichen Ruhetag gut gebrauchen. Zum Zweiten... ich bin noch nie in Darujhistan gewesen, daher werde ich Euch als Gegenleistung für meine so genannte Großzügigkeit die nächsten zwei Tage ununterbrochen mit Fragen quälen. Anschließend bekomme ich mein Pferd zurück, und Ihr geht Eurer Wege. Wenn jemand wirklich einen Nutzen daraus zieht, dann ich.«
    »Ich sollte Euch besser gleich warnen, Paran. Ich rede nicht besonders viel.«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    Coll überlegte einige Zeit. »Zur Hölle«, sagte er dann, »ich wäre doch verrückt, wenn ich das Angebot nicht annehmen würde, was? Ihr seht nicht aus wie einer, der mich hinterrücks erdolcht. Ich kenne Eure wahre Geschichte nicht, Paran. Wenn Ihr sie für Euch behalten wollt, so ist das Eure Sache. Das wird mich allerdings nicht daran hindern, Euch Fragen zu stellen. Es

Weitere Kostenlose Bücher