Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
einer der niedrigen Wände lag ein Kleiderbündel. »Was ist denn das?«, wunderte sich Crokus. »Sieht so aus, als ob hier jemand gelagert hätte.«
    Apsalar unterdrückte ein Keuchen. »Das ist ein Toter!«
    »Was ?«, zischte Crokus. »Nicht schon wieder einer!« Er huschte zu der zusammengekauerten Gestalt hinüber und hockte sich neben sie. »Heilige Mowri, jemand hat ihm einen Stich in den Kopf verpasst.«
    »Hier liegt eine Armbrust.«
    Er grunzte. »Ein Assassine. Ich habe letzte Woche hier schon mal einen gesehen, und er war auch tot. Da ist ein Krieg der Assassinen im Gang, das habe ich Kruppe und Murillio auch gesagt.» Schau dir den Mond an«, hauchte Apsalar von der weiter entfernt liegenden Seite der Plattform her.
    Crokus erschauerte. Manchmal war sie immer noch ziemlich kaltblütig. »Welchen?«, fragte er und stand auf.
    »Den leuchtenden natürlich.«
    Doch da Crokus ein genau entgegengesetztes Gefühl hatte, musterte er stattdessen Mondbrut. Der schwarze Basaltfelsen war in einen rötlichen Schimmer getaucht - etwas, das er noch nie gesehen hatte. Die Angst krümmte sich in seinem Magen zusammen wie ein Wurm. Dann weiteten sich seine Augen. Fünf gewaltige, geflügelte Schatten schienen in nordöstlicher Richtung über das Gesicht des Mondes zu huschen. Er blinzelte, und sie waren verschwunden.
    »Siehst du seine Meere?«, fragte Apsalar.
    »Was?« Er drehte sich um.
    »Seine Meere. Grallins Meer. Das ist das große da. Der Lord der Tiefen Wasser, der dort lebt, wird Grallin genannt. Er pflegt gewaltige, wunderschöne Unterwasser-Gärten. Eines Tages wird Grallin zu uns herunterkommen, auf unsere Welt. Und er wird jene, die er erwählt hat, um sich versammeln und mit zu seiner Welt nehmen. Wir werden in jenen Gärten leben, gewärmt von den tiefen Feuern, und unsere Kinder werden wie Delfine schwimmen, und wir werden glücklich sein, denn es wird keine Kriege mehr geben, und keine Imperien, und keine Schwerter und Schilde. Oh Crokus, es wird bestimmt wundervoll sein, meinst du nicht?«
    Er konnte ihre Silhouette im Profil sehen, starrte sie an. »Natürlich«, sagte er leise. »Warum nicht?« Und dann echote die Frage aus einem gänzlich anderen Grund noch einmal durch seinen Kopf. Warum nicht?

Siebtes Buch - Das Fest

    Das Abhäuten Fanders, der Wölfin des Winters, kennzeichnet die
    Morgendämmerung von Gedderone. Die
    Priesterinnen rennen die Straßen hinunter, Streifen von
    Wolfsfell flattern von ihren Händen. Banner werden entfaltet. Die
    Geräusche und Gerüche des Marktes steigen
    in die Morgenluft. Masken werden aufgesetzt, und die
    Bürger schieben die Sorgen des Jahres beiseite und tanzen
    den ganzen Tag hindurch bis in die späte Nacht.
    Die Herrin des Frühlings ist neu geboren.
    Es ist, als hielten die Götter selbst den Atem an ...
     
    Gesichter Darujhistans
    Maskral Jemre (geb. 1101)
     

Kapitel Zwanzig
    Es wird erzählt, dass das eiskalte Blut
    der Matrone die Geburt der Drachen
    in diese Welt brachte
    und dass dieser dahinströmende Fluss des Schicksals
    Licht ins Dunkel und Dunkel ins Licht brachte,
    und am Ende, in kalten, kalten Augen
    die Kinder des Chaos enthüllte ...
     
    T'amathas Kinder
    Heboric
     
    M urillio wunderte sich noch immer über Rallicks so schnell verheilte Wunde. Er hatte bereits den Schluss gezogen, dass dieses magieneutralisierende Pulver von Baruk, das der Assassine benutzt hatte, für die Heilung verantwortlich sein musste. Trotzdem, Rallick hatte viel Blut verloren und würde Zeit brauchen, um sich zu erholen - Zeit, die sie nicht hatten. War der Assassine momentan überhaupt in der Lage, Orr zu töten?
    Als Antwort auf seine eigene Frage legte Murillio eine Hand auf das Rapier an seiner Seite. Er ging die leere Straße entlang, bahnte sich einen Weg durch den tief hängenden Nebel, der im Licht der Gaslaternen wie leuchtende Mäntel herumwirbelte. Noch zwei Stunden bis zur Morgendämmerung. Wie es bei den Daru Brauch war, würden die Feiern zum Neuen Jahr bei Sonnenaufgang beginnen, den ganzen Tag über andauern und erst spät in der Nacht enden.
    Er schritt durch eine schweigende Stadt, als wäre er der letzte Lebende, der noch vor dem Aufruhr des vergangenen Jahres fliehen musste und jetzt die Welt mit den Geistern der Toten des Vorjahres teilte. Die Fünf Hauer waren in dem uralten Kreislauf nach hinten geglitten, und ihren Platz nahm nun das Jahr ein, das die Tränen des Mondes genannt wurde. Murillio sann über solche unverständlichen,

Weitere Kostenlose Bücher