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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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blasses Spiegelbild musterte, das jetzt ein finsteres Stirnrunzeln zur Schau trug. »Nun, dieser Gesichtsausdruck ist wohl der letzte Beweis«, meinte Murillio trocken.
    »Ein Beweis - wofür?«, fragte der Assassine in gefährlich leisem Tonfall.
    »Dass du es wirklich bist, Rallick.« Murillio straffte die Schultern. »Ruh dich hier ein Weilchen aus. Du hast eine Menge Blut verloren. Ich gehe los, um den Aal zu suchen und ihm ein paar Kleinigkeiten zu erzählen.«
    »Du weißt, wer der Aal ist?«
    Murillio schritt zur Tür. »Ich hab da so ein Gefühl ... Wenn du gehen kannst, versuch diese Tür hinter mir zu verriegeln, ja?«
     
    Kruppe wischte sich mit seinem durchweichten Taschentuch die Stirn. »Kruppe hat jede noch so kleine Einzelheit mindestens tausendmal vorgebracht, Meister Baruk«, beklagte er sich. »Wird diese schwere Prüfung denn niemals enden? Seht zu Eurem Fenster hinüber. Ein ganzer Tag von Kruppes Leben ist verstrichen!«
    Der Alchemist saß da und starrte stirnrunzelnd auf seine Pantoffeln hinunter; er wackelte dabei gelegentlich mit den Zehen, während die Minuten verrannen. Es war, als hätte er vergessen, dass sich Kruppe noch im Zimmer befand, und so war es schon die ganze letzte Stunde gewesen, unabhängig davon, wie viel Kruppe geredet hatte.
    »Meister Baruk«, versuchte es Kruppe noch einmal, »hat Euer loyaler Diener die Erlaubnis zu gehen ? Er hat sich noch nicht von seiner schrecklichen Reise in die östlichen Ödlande erholt. Ach, die Vorstellung von einem einfachen Mahl aus Hammelbraten, Kartoffeln, gebratenen Zwiebeln und Karotten, Muscheln in Knoblauchbutter, Datteln, Käse, geräucherten Elritzen und einer Karaffe voller Wein erfüllt jetzt ganz und gar Kruppes Verstand und schließt alles andere aus. Ja, da ist wirklich kein Platz mehr für irgendetwas anderes, und so zieht sich die Welt um Kruppe zusammen wie sein Magen.«
    Baruks Stimme unterbrach ihn. »Letztes Jahr«, sagte er langsam, »hat mich ein Agent des Aals, den ich als Kreisbrecher kenne, immer wieder mit wichtigen Informationen über den Stadtrat versorgt.«
    Kruppes Mund schloss sich mit einem hörbaren Klappen.
    »Es liegt natürlich in meiner Macht, diesen Kreisbrecher zu identifizieren, wann immer es mir passt. Ich habe eine Anzahl von Sendeschreiben, die er eigenhändig verfasst hat - das Pergament allein reicht dafür aus.« Baruk hob den Kopf und richtete den Blick auf den Kaminsims. »Ich ziehe tatsächlich in Erwägung, das zu tun«, sagte er. »Ich muss mit diesem Aal sprechen. Wir haben einen kritischen Punkt in der Geschichte Darujhistans erreicht, und ich muss wissen, welche Pläne der Aal verfolgt. Wir könnten eng zusammenarbeiten, alles teilen, was wir wissen, und vielleicht können wir diese Stadt retten - sie und alle, die in ihr leben. Vielleicht.«
    Kruppe räusperte sich und wischte sich erneut die Stirn. Sorgfältig legte er das Taschentuch in seinem Schoß zusammen und stopfte es dann in einen Ärmel. »Falls Ihr wünscht, dass eine solche Botschaft überbracht wird«, sagte er leise, »kann Kruppe Euch diesen Gefallen tun, Meister Baruk.«
    Baruks Blick wanderte ruhig zu Kruppe. »Danke. Bis wann werde ich eine Antwort erhalten?«
    »Noch heute Abend«, sagte Kruppe.
    »Hervorragend. Ich muss zugeben, dass mir meine eigene Entscheidung, diesen Kreisbrecher zu kompromittieren, bisher nie wirklich gefallen hat. Die Mittel und Wege, die Ihr anbietet, scheinen mir die Besten zu sein. Ihr könnt jetzt gehen, Kruppe.«
    Kruppe neigte den Kopf. Er erhob sich. »Dann also bis heute Nacht, Meister Baruk.«
     
    Coll schlief, während die Männer im Zimmer ihre Unterhaltung fortsetzten. Fäustel erklärte, dass der Mann sehr wohl tagelang schlafen konnte, so nahe, wie er dem Tor des Vermummten schon gewesen war.
    Paran war enttäuscht und irgendwie wütend. Irgendetwas fehlte in Elsters Ausführungen. Die Saboteure hatten die Minen gelegt, und selbst jetzt noch hatte Elster vor, sie zur Detonation zu bringen. Darüber hinaus gingen auch die Bemühungen weiter, die Assassinen-Gilde zu kontaktieren, und sie dienten immer noch dem Ziel, einen Kontrakt auf Darujhistans wahre Herrscher anzubieten. Diese Tatsachen passten wohl kaum zur Vorstellung einer umfassenden, kontinentweiten Revolte. Wenn überhaupt, würde Dujek dann nicht viel eher nach loyalen Verbündeten suchen?
    Während der Sergeant weitersprach, begannen sich die Einzelheiten in Parans Verstand zusammenzufügen, und er spürte, wie sich ein

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