Die Gärten des Mondes
Murillio kühl.
»Unsinn.« Kruppe hielt sich die Maske vors Gesicht. »Wie sollte der Bursche Kruppe denn überhaupt erkennen?«
Murillio musterte sein Gegenüber, die verblichene rote Weste, die zusammengerafften Manschetten, die kurzen fettigen Locken auf seinem Kopf. »Ist auch nicht so wichtig.« Er seufzte.
»Hervorragend«, sagte Kruppe. »Und jetzt nimm bitte diese beiden Masken, Geschenke von eurem Freund Kruppe. Ein kurzer Ausflug ist eingespart, und Baruk muss nicht länger auf die geheime Botschaft warten, die nicht weiter erwähnt werden darf.« Er packte seine Maske wieder in ihre Schachtel, drehte sich um und musterte den östlichen Horizont. »Jetzt aber auf zum Wohnsitz des Alchemisten. Gute Nacht, mein Freund.«
»Warte noch«, sagte Murillio, packte Kruppe am Arm und drehte ihn zu sich herum. »Hast du Coll gesehen?«
»Aber natürlich. Er schläft tief und fest, um sich von den Strapazen, die ihm auferlegt wurden, zu erholen. Salli sagt, er wäre auf magische Weise geheilt worden. Noch dazu von einem Fremden. Coll ist von einem zweiten Fremden in die Stadt gebracht worden, der einen dritten Fremden gefunden hat, der wiederum einen fünften Fremden in Begleitung des Fremden mitgebracht hat, der Coll geheilt hat. Tja, so ist es, Freund Murillio. Befremdliche Geschehnisse, in der Tat. Aber jetzt muss Kruppe eilen. Auf Wiedersehen, Freund -«
»Noch nicht«, schnarrte Murillio. Er sah sich um. Die Straße war immer noch leer. Er beugte sich dicht an Kruppe heran. »Ich habe etwas herausgefunden, Kruppe. Als Kreisbrecher mit mir Kontakt aufgenommen hat, ist es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen. Ich weiß jetzt, wer du bist.«
»Aah!«, schrie Kruppe und riss sich los. »Dann werde ich es nicht mehr länger leugnen! Es ist wahr, Murillio, Kruppe ist Lady Simtal in höchst hinterhältiger Verkleidung.«
»Oh, nein, diesmal nicht! Keine Ablenkungsmanöver. Du bist der Aal, Kruppe! All dies weinerliche, verschwitzte, harmlose Getue ist nur Schauspielerei, stimmt's? Du hast die halbe Stadt in der Tasche, Aal.«
Mit weit aufgerissenen Augen zog Kruppe sein Taschentuch aus dem Ärmel und wischte sich die Stirn ab. Dann wrang er es aus, bis die Schweißtropfen, die auf die Pflastersteine tröpfelten, zu einem regelrechten Sturzbach wurden.
Murillio ließ ein raues Lachen hören. »Keine magischen Spielereien mehr, Kruppe. Ich kenne dich schon ziemlich lange, hast du das vergessen? Ich habe gesehen, wie du Zaubersprüche gewirkt hast. Du hast jeden zum Narren gehalten, aber mich nicht. Doch ich werde nichts davon erzählen. Du brauchst dir darüber keine Sorgen zu machen.« Er lächelte. »Allerdings, wenn du es jetzt nicht auf der Stelle zugibst, könnte ich wirklich ärgerlich werden.«
Seufzend stopfte Kruppe das Taschentuch zurück in den Ärmel. »Verärgerung ist unangebracht«, sagte er, während er gleichzeitig mit der Hand wedelte und mit den Fingern wackelte.
Murillio blinzelte; er fühlte sich plötzlich benommen. Er rieb sich die Stirn und starrte nachdenklich vor sich hin. Worüber hatten sie gerade gesprochen? Es war wohl nicht wichtig gewesen. »Danke für die Masken, mein Freund. Sie kommen uns sehr gelegen.« Er runzelte die Stirn. Was für konfuses Zeug er da redete! Er war nicht einmal ärgerlich darüber, dass Kruppe alles herausbekommen hatte -und auch nicht, dass der fette kleine Mann auf dem Fest erscheinen würde. Wie merkwürdig! »Es ist gut, dass Coll in Ordnung ist, was?«, murmelte er. »Ich gehe jetzt lieber zurück und kümmere mich um Rallick.«
Kruppe nickte grinsend. »Dann bis zum Fest, Murillio. Lebe wohl, du mein bester und teuerster Freund.«
»Gute Nacht«, erwiderte Murillio und drehte sich in die Richtung, aus der er gekommen war. Er litt unter Schlafmangel. All die langen Nächte forderten allmählich ihren Tribut. Das war das Problem. »Natürlich«, murmelte er und stapfte davon.
Baruks Gesichtszüge verdüsterten sich, während er den Tiste Andii musterte, der ihm gegenüber in einem Sessel saß. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, Rake.«
Der Lord hob eine Augenbraue. »So wie ich diese Dinge verstehe, gehört zu diesem Ereignis, dass man sich verkleidet«, sagte er mit einem dünnen Lächeln. »Fürchtet Ihr, es könnte mir an Geschmack mangeln?«
»Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Eure Kleidung angemessen sein wird«, schnappte Baruk. »Vor allem, wenn Ihr das Gewand eines Kriegslords der Tiste Andii
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