Die Gärten des Mondes
geheimnisvollen Bezeichnungen nach. Eine gewaltige steinerne Scheibe in der Majestäts-Halle zeigte den Zyklus der Zeitalter an, benannte jedes Jahr im Einklang mit dem rätselhaften Mechanismus, der sie bewegte.
Als Kind hatte er das Rad für magisch gehalten, wie es sich so langsam bewegte, während das Jahr verstrich, und präzise mit der Morgendämmerung das Neue Jahr erreichte, gleichgültig, ob Wolken am Himmel standen oder nicht. Mammot hatte ihm mittlerweile erklärt, dass das Rad tatsächlich eine Maschine war. Es war Darujhistan vor mehr als tausend Jahren von einem Mann namens Icarium geschenkt worden. Mammot war davon überzeugt, dass in Icariums Adern Jaghut-Blut geflossen war. Nach allem, was man gehört hatte, hatte er ein Jaghut-Pferd geritten, und ein Trell war an seiner Seite geschritten - ein eindeutiger Beweis, hatte Mammot behauptet, der noch zu dem Wunder des Rades hinzukam, denn die Jaghut waren für das Geschick bekannt gewesen, das sie bei der Erschaffung solcher Werke gezeigt hatten.
Murillio wunderte sich über die Bedeutung der Namen, die jedes Jahr trug. Der enge Zusammenhang zwischen den Fünf Hauern und den Tränen des Mondes beinhaltete eine Prophezeiung; das behaupteten zumindest die Seher. Die Hauer des Ebers Tennerock wurden Hass, Liebe, Lachen, Krieg und Tränen genannt. Welcher Hauer würde sich in diesem Jahr als dominant erweisen? Der Name des neuen Jahres gab die Antwort. Murillio zuckte die Schultern. Er betrachtete solcherlei Astrologie mit Skepsis. Wie sollte ein Mann -Jaghut oder nicht - vor tausend Jahren solche Dinge vorhergesehen haben?
Dennoch musste er ein paar unbehagliche Zweifel eingestehen. Die Ankunft von Mondbrut warf ein neues Licht auf den Namen des neuen Jahres, und er wusste, dass die einheimischen Gelehrten, besonders jene, die sich in adligen Kreisen bewegten, ein ziemlich aufgeregter und reizbarer Haufen geworden waren. Und das passte überhaupt nicht zu ihrer üblichen, herablassenden Art.
Murillio bog auf seinem Weg zum Phoenix um eine Ecke und stieß mit einem kleinen, fetten Mann im roten Mantel zusammen. Beiden entfuhr ein überraschter Ausruf, und drei große Schachteln, die der Mann getragen hatte, fielen zu Boden, und ihr Inhalt verteilte sich auf der Straße.
»Ach, Murillio! Für solcherlei Glück ist Kruppe bekannt. So endet deine Suche in dieser nasskalten, dunklen Straße, in der selbst die Ratten sich von den Schatten fern halten. Was ist? Ist irgendetwas, Freund Murillio?«
Murillio starrte auf die Gegenstände hinunter, die zu seinen Füßen auf den Pflastersteinen lagen. »Wofür sind die, Kruppe?«, fragte er gedehnt.
Kruppe trat einen Schritt vor und blickte stirnrunzelnd auf die drei meisterhaft geschnitzten Masken. »Geschenke, Freund Murillio, natürlich Geschenke. Für dich und Rallick Nom.« Mit einem glückseligen Lächeln schaute er auf. »Schließlich verlangt Lady Simtals Fest meisterliche Arbeit, feinstes Aussehen gepaart mit ironischer Absicht. Glaubst du nicht, dass Kruppes Geschmack ausreichend teuer ist? Fürchtest du, dich zu blamieren?«
»Dieses Mal wirst du mich nicht ablenken«, knurrte Murillio. »Zuerst einmal - hier sind drei Masken, nicht nur zwei.«
»In der Tat!«, erwiderte Kruppe und beugte sich hinab, um eine aufzuheben. Er wischte ein paar Schlammspritzer von dem aufgemalten Gesicht. »Dies hier ist Kruppes eigene. Wohl gewählt, erklärt Kruppe mit einem gewissen Selbstbewusstsein.«
Murillios Augen wurden hart. »Sag bloß nicht, du willst zum Fest kommen, Kruppe.«
»Nun, aber natürlich wird Kruppe dabei sein! Glaubst du etwa, Lady Simtal würde sich überhaupt zeigen, wenn Kruppe der Erste, ihr langjähriger Bekannter, nicht anwesend wäre? Sie würde vor Scham vergehen!«
»Verdammt, du bist Simtal kein einziges Mal begegnet!«
»Das ist für Kruppes Beweisführung nicht wichtig, Freund Murillio. Kruppe hat viele Jahre lang um die Existenz von Simtal gewusst. Solch eine Verbindung wird besser, nein, sie bleibt unverdorben durch die Tatsache, dass sie Kruppe niemals begegnet ist, und Kruppe ihr nicht. Und noch ein letztes Argument, das geradezu dazu geschaffen ist, diese Diskussion zu beenden« - er zog eine Pergamentrolle aus seinem Ärmel, die mit einem blauen Seidenband zusammengebunden war-, »hier ist Kruppes Einladung, von der Lady selbst unterschrieben.«
Murillio griff danach, doch Kruppe verstaute sie geschickt wieder in seinem Ärmel.
»Rallick wird dich umbringen«, sagte
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