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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wählt. Nein, mich beunruhigt vielmehr der Rat. Nicht alle seine Mitglieder sind Narren.«
    »Es würde mich überraschen, wenn es so wäre«, sagte Rake. »Tatsächlich möchte ich, dass Ihr mir die besonders Listigen zeigt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr mir widersprechen werdet, wenn ich den Verdacht äußere, dass einige Mitglieder des Stadtrats der Imperatrix gerne den Weg pflastern würden - für einen angemessenen Preis, versteht sich. Schließlich geht es um viel Macht. Adlige, die mit Handel befasst sind, geraten bei der Aussicht auf regen Austausch mit dem Imperium ins Schwärmen. Liege ich weit daneben, Baruk?«
    »Nein«, gab der Alchemist mürrisch zu. »Aber wir haben das unter Kontrolle.«
    »Ah, ja«, sagte Rake. »Dabei fällt mir der andere Grund ein, aus dem ich gerne an dem Fest dieser Lady Simtal teilnehmen würde. Wie Ihr gesagt habt, werden die Mächtigen der Stadt dort sein. Ich nehme an, das schließt auch die Magier Eures T'orrud-Zirkels mit ein?«
    »Einige werden kommen«, räumte Baruk ein. »Aber ich muss Euch sagen, Anomander Rake, dass etliche von ihnen unser Bündnis bereits bereuen - nicht zuletzt wegen Eures Debakels mit der Assassinen-Gilde. Sie werden Eure Gegenwart nicht schätzen.«
    Rakes Lächeln kehrte zurück. »Geht ihre Abneigung so weit, dass sie ihre Gruppe an die Ränke schmiedenden Ratsmitglieder verraten werden? Ich glaube nicht.« Er erhob sich in einer geschmeidigen Bewegung. »Nein, ich würde gerne an diesem Fest teilnehmen. Mein eigenes Volk macht sich wenig aus solchen gesellschaftlichen Anlässen. Es gibt Zeiten, in denen ich der mürrischen Voreingenommenheit meiner Artgenossen überdrüssig bin.«
    Baruks Blick richtete sich auf den Tiste Andii. »Ihr vermutet eine Konvergenz, stimmt's? Eine mörderische Ansammlung der Kräfte, wie wenn sich Eisenspäne um einen Magneten sammeln.«
    »Wenn so viel Macht an einem einzigen Ort versammelt ist, ist das durchaus möglich«, gab Rake zu. »Und unter solchen Umständen wäre ich gern in der Nähe.« Sein Blick hielt Baruks fest; die Farbe seiner Augen veränderte sich von Dunkelgrün zu Bernstein. »Außerdem - wenn dieses Ereignis so bekannt ist, wie Ihr sagt, werden auch die Agenten des Imperiums, die sich in der Stadt befinden, davon wissen. Sollten sie vorhaben, Darujhistan das Herz herauszuschneiden, dann werden sie wohl kaum eine bessere Gelegenheit finden.«
    Baruk unterdrückte mit Mühe ein Schaudern. »Es sind natürlich zusätzliche Wachposten angeheuert worden. Sollten die imperialen Klauen zuschlagen, werden sie alle Hände voll zu tun haben, und dann sind ja noch die T'orrud-Magier da.« Er dachte eine Weile nach und nickte schließlich müde. »Nun gut, Rake. Simtal wird Euch als meinen Gast akzeptieren. Werdet Ihr eine wirksame Verkleidung tragen?«
    »Aber natürlich.«
    Baruk stand auf und ging zum Fenster. Draußen verblasste allmählich der Nachthimmel. »Und so beginnt es«, flüsterte er. Rake trat an seine Seite. »Was beginnt?«
    »Das neue Jahr«, erwiderte der Alchemist. »Die Fünf Hauer sind Vergangenheit. Die Dämmerung, die Ihr jetzt seht, kennzeichnet die Geburt des Jahres, das die Tränen des Mondes genannt wird.«
    Lord Anomander Rake versteifte sich.
    Baruk bemerkte es. »In der Tat, ein ungewöhnliches Zusammentreffen, obwohl ich dem nicht zu viel Bedeutung beimessen würde.
    Diese Bezeichnungen hat vor mehr als tausend Jahren ein Fremder ersonnen, einer, der nur Besucher in diesen Landen war.«
    Rakes Antwort war kaum mehr als ein Flüstern. »Icariums Geschenke. Ich erkenne den Stil. Fünf Hauer, die Tränen des Mondes -das Rad ist von ihm, stimmt's?«
    Die Augen vor Überraschung weit aufgerissen, stieß Baruk zischend den Atem aus. Ein Dutzend Fragen lagen ihm auf der Zunge, und er hätte sie am liebsten alle gleichzeitig gestellt, doch der Lord sprach weiter. »Für die Zukunft würde ich vorschlagen, Ihr gebt auf Icariums Geschenke Acht - und zwar auf alle. Tausend Jahre sind keine allzu große Zeitspanne, Alchemist. Wirklich nicht. Icarium hat mich vor achthundert Jahren zum letzten Mal besucht, und in seiner Begleitung befanden sich Mappo, der Trell, und Osric -oder Osserc, wie seine hiesigen Anbeter ihn nennen.« Rake lächelte bitter. »Osric und ich, wir haben uns gestritten, wie ich mich erinnere, und Bruth konnte uns nur mühsam auseinander bringen. Es war ein alter Streit...« Er verstummte. Seine mandelförmigen Augen wurden grau, während er

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