Die Gärten des Mondes
T'oolan.«
»Dieser Name ist Vergangenheit. Jetzt bin ich Tool.« Sie grinste, packte die Zügel und ließ ihr Pferd die Hacken spüren; das Packpferd folgte an seiner Leine. Hatte sie den Finnest erst einmal aus den Händen gegeben, würde sie ihre Fähigkeiten darauf konzentrieren, den Träger der Münze zu finden. Bis jetzt hatte sie sich nicht gestattet, über Oponn nachzudenken. Sie hatte zu viele andere, dringendere Probleme gehabt, wie etwa Leida.
Sie verspürte ein Gefühl des Bedauerns, wenn sie an den Verlust von Hauptmann Paran dachte. Dieser Mann hätte ihre Aufgabe um vieles leichter gemacht, vielleicht sogar erfreulicher. Obwohl er ein mürrischer Mann gewesen war, der von Minute zu Minute grimmiger geworden war, musste sie doch zugeben, dass sie sich zu ihm hingezogen gefühlt hatte. Möglicherweise war da etwas gewesen ...
»Nun«, seufzte sie, während sie ihr Reittier einen Hügel hinauftrieb, »niemand bezieht den eigenen Tod in seine Pläne mit ein.«
Nach Tools Schätzung hatte sie höchstens zwei Tage. Dann würde der Jaghut völlig erwacht sein und sich aus der Grabstätte befreit haben. Der Finnest musste lange vorher an einen sicheren Ort gebracht werden. Sie freute sich auf ihre Begegnung mit Leida und strich unbewusst mit einer Hand über den Schwertknauf. Allein die Vorstellung, einen Diener des Schattens zu töten, vielleicht sogar das Seil höchstpersönlich. Die Imperatrix würde an einer solchen Meldung gewaltiges Vergnügen finden.
Sie stellte fest, dass die Zweifel, die sie gequält hatten, und die aus den dunklen Schwingen des Wissens geboren worden waren, nun verstummt waren. Hatte das etwas mit der Zeit zu tun, die sie in der Grabstätte verbracht hatte? Wohl eher mit dieser Eichel in ihrer Tasche. Oder vielleicht hatte sie diese Zweifel auch unbewusst überwunden. Wenn die Zeit des Handelns naht, müssen alle Zweifel beiseite geschoben werden. Ein alter Grundsatz der Klaue. Sie kannte sich gut, und sie wusste, wie sie sich kontrollieren konnte. Jahrelange Übung, Disziplin, Loyalität und Pflichtbewusstsein. Die Tugenden der Soldaten.
Sie war bereit für ihre Mission, und mit dieser Feststellung verschwand die Last von ihren Schultern. Sie trieb ihr Pferd zum Galopp.
Crokus reckte den Hals und blinzelte in die Dunkelheit über ihnen. »Ganz nach oben, bis zur Spitze«, sagte er. »Von dort aus können wir die ganze Stadt sehen.«
Apsalar betrachtete zweifelnd die Sterne. »Es ist schrecklich dunkel«, sagte sie. »Bist du sicher, dass dieser Turm verlassen ist? Ich meine, mein Vater hat mir Geschichten über Geister und untote Bestien erzählt, und die haben immer in Ruinen gelebt.« Sie sah sich mit tien erzählt, und die haben immer in Ruinen gelebt.« Sie sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. »An genau solchen Orten wie diesem.«
Crokus stöhnte. »Der Gott K'rul ist seit tausenden von Jahren tot«, sagte er. »Außerdem kommt nie jemand hierher, und was würden diese Monster dann die ganze Zeit über tun? Was würden sie essen? Na los, sag schon! Das sind nur blöde Geschichten.« Er ging zum Fuß der Wendeltreppe hinüber. »Nun komm schon, die Aussicht ist es wert.«
Sie sah, wie Crokus hinaufzusteigen begann, und beeilte sich, ihm zu folgen, ehe er aus ihrem Blickfeld verschwand. Was zunächst wie undurchdringliche Dunkelheit ausgesehen hatte, wurde langsam zu grauem Zwielicht, und Apsalar war überrascht, dass sie in der Lage war, selbst die kleinsten Einzelheiten zu erkennen. Als Erstes bemerkte sie die mit Rußflecken übersäten Bilder an der Wand zu ihrer Linken. Jedes einzelne Bild war so breit wie eine Stufe und reichte ein halbes Dutzend Fuß in die Höhe, und alle folgten gleichmäßig dem Verlauf der Stufen. »Crokus«, flüsterte sie, »an diese Wand ist eine Geschichte gemalt.«
Crokus schnaubte. »Mach dich nicht lächerlich! Du kannst hier drinnen ja noch nicht einmal die Hand vor Augen sehen.«
So, kann ich das nicht?
»Warte, bis du oben bist«, fuhr er fort. »Die Wolken, die wir gesehen haben, müssten den Mond mittlerweile freigegeben haben.«
»Da ist was Nasses auf den Stufen«, sagte Apsalar.
»Das ist von oben, vom Dach heruntergetropft«, erklärte er aufgebracht.
»Ist es nicht«, beharrte sie. »Es ist zähflüssig ... und klebrig.«
Crokus blieb stehen. »Hör zu, kannst du mal eine Minute still sein? Wir sind fast da.«
Sie traten auf eine Plattform hinaus, die vom Mond in silbriges Licht getaucht wurde. Dicht bei
Weitere Kostenlose Bücher