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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Festung, hatte sie hierher gebracht und einen Pakt mit den Magiern von Fahl geschlossen.
    Flickenseels Kader hatte wenig Aussichten, einen solchen Gegner mit magischen Kräften herausfordern zu können. So war die Belagerung zum Stillstand gekommen. Nur die Brückenverbrenner hatten ihre idiotischen Bemühungen fortgesetzt, die alten Wälle der Stadt zu unterhöhlen.
    Bleib, betete sie zu Mondbrut. Wende uns immerfort dein Gesicht zu und halte den Geruch von Blut und die Schreie der Sterbenden von diesem Land fern. Warte darauf, dass wir nachgeben.
    Calot wartete an ihrer Seite. Er sagte nichts, denn er verstand das Ritual, zu dem dieser morgendliche Gruß geworden war. Das war nur einer der vielen Gründe, warum Flickenseel ihn liebte. Als Freund, natürlich. Nichts Ernstes. Die Liebe zu einem Freund ist nichts, was einem Angst machen könnte.
    »Locke ist ungeduldig«, murmelte Calot.
    Sie seufzte. »Ich spüre es auch. Und genau aus diesem Grund zögere ich.«
    »Ich weiß, aber wir dürfen nicht zu lange rumtrödeln, Seel.« Er grinste schelmisch. »Das macht sonst 'nen ziemlich schlechten Eindruck.«
    »Hmm, wir können nicht zulassen, dass sie falsche Schlüsse ziehen, was?«
    »So falsch wären die Schlüsse nicht einmal ... Sei's drum«, sagte er, und sein Lächeln erstarb, »machen wir, dass wir hinkommen.«
    Wenige Minuten später erreichten sie das Kommandozelt. Der einsame Soldat, der vor der Zeltklappe Wache stand, salutierte nervös. Flickenseel blieb stehen und schaute ihm in die Augen. »Du bist vom Siebten Regiment?«
    Der Wächter wich ihrem Blick aus, nickte jedoch. »Ja, Zauberin. Dritter Trupp.«
    »Dacht' ich mir doch, dass ich dich schon einmal gesehen habe. Grüß Sergeant Rost von mir.« Sie trat einen Schritt näher an den Mann heran. »Es liegt was in der Luft, nicht wahr, Soldat?«
    Er blinzelte. »Ja, Zauberin. Ziemlich weit oben.«
    Flickenseel warf Calot einen Blick zu. Der kleine Mann hatte vor der Zeltklappe gewartet. Jetzt blies er die Backen auf und machte ein merkwürdiges Gesicht. »Hab auch gedacht, ich hätte ihn gerochen.«
    Sie zuckte angesichts dieser Bestätigung zusammen. Der Wächter schwitzte unter seinem eisernen Helm, wie sie sehen konnte. »Danke für die Warnung, Soldat.«
    »Wie immer, ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, Zauberin.« Der Mann salutierte ein zweites Mal, diesmal zackiger und in gewisser Weise auch persönlicher. Wie viele Jahre geht das nun schon so? Immer habe ich betont, dass ich eine von ihnen bin, eine von der Zweiten Armee, der ältesten intakten Streitmacht, die zu den Lieblingen des Imperators zählte. Wie immer, ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, Zauberin. Rette du unsere Haut, dann retten wir deine. Wir sind schließlich eine Familie. Warum fühle ich mich ihnen gegenüber dann nur immer so fremd? Flickenseel erwiderte den Gruß.
    Sie betraten das Kommandozelt. Sofort spürte sie die Präsenz von Macht - das, was Calot Geruch nannte. Seine Augen tränten. Sie bekam fürchterliche Kopfschmerzen. Diese spezielle Ausstrahlung stammte von einer Macht, die sie gut kannte, und es war eine, die sich mit ihrer eigenen überhaupt nicht vertrug. Was die Kopfschmerzen noch schlimmer machte.
    Im Zelt warfen Laternen ein trübes, rauchiges Licht auf das Dutzend Holzstühle im vorderen Abteil. Auf einem Klapptisch an der Seite standen ein irdener Henkelkrug, in dem sich mit Wasser verdünnter Wein befand, und sechs dunkel angelaufene Becher, auf denen Tröpfchen glänzten.
    »Beim Atem des Vermummten, Seel, ich hasse das«, murmelte Calot neben ihr.
    Als ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah Flickenseel durch den Durchgang im zweiten Zeltabteil eine vertraute Gestalt in einer roten Robe. Er hatte seine langgliedrigen Hände auf Dujeks Kartentisch gelegt. Kleine Wellen schienen über seinen Umhang zu laufen, obwohl er sich überhaupt nicht bewegte. »Oh, auch das noch«, flüsterte Flickenseel.
    »Hab ich auch gerade gedacht«, sagte Calot und wischte sich die Augen.
    »Glaubst du, das ist eine einstudierte Pose?«, fragte sie, während sie sich auf zwei Stühle sinken ließen.
    Calot grinste. »Aber klar doch. Laseens Hohemagier könnte noch nicht einmal dann einen Schlachtplan lesen, wenn sein Leben davon abhängen würde.«
    »Solange nicht auch unser Leben davon abhängt...«
    »Heute gibt es Arbeit«, erklang eine Stimme von einem Stuhl, der unweit von ihren eigenen stand.
    Flickenseel starrte finster auf die übernatürliche

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