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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Beantwortet mir also diese Frage: Warum nur drei andere Hohemagier? So sehr sind wir doch auch wieder nicht dezimiert worden, oder? Und noch eins: warum haben wir das nicht schon vor zwei Jahren getan?«
    Was immer sich zwischen Tayschrenn und Locke aufbaute, wurde von Dujek abgewürgt. Die Hohefaust knurrte leise in sich hinein und meinte schließlich: »Wir sind verzweifelt, Magier. Der Feldzug im Norden ist fehlgeschlagen. Die Fünfte Armee existiert praktisch nicht mehr, und sie wird vor dem nächsten Frühjahr keinerlei Verstärkung bekommen. Die Armee des Herrn von Mondbrut kann im Grunde jeden Tag zurückkehren. Ich möchte Euch nicht gegen die Tiste Andii schicken müssen, und ich möchte verdammt noch mal noch viel weniger, dass die Zweite an zwei Fronten kämpfen muss, wenn plötzlich eine Entsatztruppe auf sie herabstößt. Das wäre eine verdammt schlechte Strategie, und wer auch immer dieser Caladan Bruth ist, er hat sich als sehr gut darin erwiesen, uns für unsere Fehler bezahlen zu lassen.«
    »Caladan Bruth«, murmelte Calot. »Ich könnte schwören, dass ich diesen Namen schon einmal gehört habe. Merkwürdig, dass ich bisher nie darüber nachgedacht habe.«
    Flickenseel blickte Tayschrenn aus zusammengekniffenen Augen an. Calot hatte Recht. Der Name des Mannes, der die Tiste Andii an der Seite der Karmesin-Garde kommandierte, klang vertraut - aber auf merkwürdige Weise vertraut, so als stamme er aus einer alten Legende oder einem Epos.
    Der Hohemagier erwiderte ihren Blick kühl und abwägend. »Es ist Zeitverschwendung, sich jetzt noch rechtfertigen zu wollen«, sagte er, während er seinen Blick über die Anwesenden schweifen ließ. »Die Imperatrix hat befohlen, und wir müssen gehorchen.«
    Locke schnaubte ein zweites Mal. »Wenn wir schon beim Armdrücken sind«, sagte er und lächelte Tayschrenn dabei verächtlich an, »erinnert Ihr Euch, wie wir vor Aren Katz und Maus gespielt haben? Dieser ganzen Sache haftet Euer Gestank an. Auf so eine Gelegenheit habt Ihr doch schon seit langem gewartet.« Sein Grinsen wurde zu einem Zähnefletschen. »Also, wer sind die drei anderen Hohemagier? Lasst mich raten ...«
    »Das reicht!« Tayschrenn trat dicht an Locke heran, der plötzlich sehr still wurde. Nur seine Augen blitzten.
    Das Licht der Lampen war schwächer geworden. Calot benutzte das Taschentuch, das auf seinem Schoß lag, um sich die Tränen von den Wangen zu wischen. Diese Macht ...oh verdammt, mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich platzen.
    »Also gut«, flüsterte Locke, »dann wollen wir die Karten mal auf den Tisch legen. Ich bin sicher, Hohefaust Einarm ist Euch sehr dankbar, wenn Ihr alle seine Vermutungen in eine vernünftige Reihenfolge bringt. Also, nur frei heraus, alter Freund.«
    Flickenseel schaute zu Dujek hinüber. Sein Gesicht war ausdruckslos, doch der Blick seiner zusammengekniffenen Augen ließ Tayschrenn nicht los. Er dachte angestrengt nach.
    Calot beugte sich zu ihr. »Was zur Hölle geht hier vor, Seel?«
    »Keine Ahnung, aber es spitzt sich anscheinend ordentlich zu.« Obwohl ihr Kommentar leicht und fröhlich geklungen hatte, wirbelten ihre Gedanken, und sie spürte einen kalten Klumpen aus Angst in ihrem Innern. Locke stand weit länger als sie oder Calot in den Diensten des Imperiums. Er war ein Magier aus dem Reich der Sieben Städte, und er hatte dort gegen die Malazaner gekämpft - vor dem Fall von Aren, bevor die Heiligen Falah'dan zerstreut worden waren und man ihn vor die Wahl gestellt hatte, zu sterben oder den neuen Herren zu dienen. Er war vor Pan'potsun in den Magier-Kader der Zweiten Armee eingetreten, und ebenso wie Dujek war er bei der alten Garde des Imperators gewesen, als die ersten Vipern der Usurpation sich geregt hatten, an jenem Tag, als das Erste Schwert des Imperiums verraten und brutal ermordet worden war. Locke wusste etwas. Aber was?
    »In Ordnung«, knurrte Dujek, »wir haben eine Aufgabe zu erfüllen. Wir sollten damit anfangen.«
    Flickenseel seufzte. Der alte Einarm und sein Umgang mit Worten. Sie warf ihm einen Blick zu. Sie kannte ihn gut; nicht als Freund - Dujek Einarm hatte keine Freunde -, aber als den Mann mit dem größten militärischen Sachverstand, der dem Imperium geblieben war. Wenn, wie Locke gerade angedeutet hatte, die Hohefaust irgendwo von irgendjemandem betrogen wurde, und wenn Tayschrenn daran in irgendeiner Form beteiligt war ... wir sind wie ein gebogener Ast, hatte Calot einmal über Einarms Heer gesagt,

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