Die Gärten des Mondes
kroch Flickenseels Rückgrat hinauf. Niemandem gefiel es, wenn Klauen in der Gegend waren. Die imperialen Assassinen - Laseens beliebteste Waffe - schärften ihre vergifteten Dolche für alle und jeden, auch für die Bürger und Bürgerinnen des Imperiums.
Es schien, als wären Calot die gleichen Gedanken durch den Kopf gegangen, denn er richtete sich plötzlich kerzengerade auf. »Wenn sie aus irgendeinem anderen Grund hier sein sollten ...«
»Dann müssen sie immer noch zuerst an mir vorbei«, sagte Dujek; er legte die Hand auf den Griff seines Langschwerts.
Er hat Zuhörer drüben im Nebenraum. Er erklärt dem Mann, der die Klaue kommandiert, wie die Dinge hier stehen. Shedenul segne ihn.
»Sie werden untertauchen. Schließlich sind sie Magier, keine Idioten.« Das war Lockes Stimme.
Es dauerte einen Augenblick, bis Flickenseel begriff, was er gemeint hatte. Oh, natürlich. Fahls Magier.
Dujek blickte abschätzend auf Locke hinunter, nickte schließlich. »Zweitens: wir greifen Mondbrut an - heute!«
Bei diesen Worten drehte sich Hohemagier Tayschrenn im hinteren Zeltabteil um und kam langsam näher. Ein breites Lächeln legte sein Gesicht unter der Kapuze in tausend Falten; nur wenige Augenblicke später erstarb das Lächeln, und die Haut, die keinerlei Hinweise auf sein Alter verriet, glättete sich wieder. »Hallo, Kollegin und Kollegen«, sagte er. Es klang drollig und drohend zugleich.
Locke schnaubte. »Es würde uns sehr viel glücklicher machen, wenn Ihr etwas weniger melodramatisch sein könntet, Tayschrenn.«
Ohne auf Lockes Kommentar einzugehen, fuhr der Hohemagier fort: »Die Imperatrix hat keine Geduld mehr, was Mondbrut angeht -«
Dujek legte den Kopf schief und unterbrach ihn: »Die Imperatrix ist so beunruhigt, dass sie als Erste und mit voller Kraft zuschlagen will. Ihr müsst schon offen reden, Magier, schließlich sprecht Ihr hier mit denen, die an vorderster Front stehen. Zeigt verdammt noch mal etwas mehr Respekt.«
Der Hohemagier zuckte die Achseln. »Natürlich, Hohefaust.« Er blickte die Kader-Magier an. »Noch in dieser Stunde werden Eure Gruppe, ich und drei weitere Hohemagier Mondbrut angreifen. Der Feldzug im Norden hat die meisten Einwohner der Festung abgezogen. Wir glauben, dass der Herr der Festung allein ist. Beinahe drei Jahre lang hat seine bloße Anwesenheit genügt, uns im Zaum zu halten. Heute Morgen, meine Kameraden, werden wir herausfinden, wie gut er wirklich ist.«
»Und hoffen, dass er die ganze Zeit nur geblufft hat«, fügte Dujek hinzu. Seine finstere Miene vertiefte die Furchen auf seiner Stirn. »Gibt es irgendwelche Fragen?«
»Wie schnell kann ich mich versetzen lassen?«, fragte Calot.
Flickenseel räusperte sich. »Was wissen wir über den Herrn von Mondbrut?«
»Ziemlich wenig, fürchte ich«, sagte Tayschrenn mit verschleiertem Blick. »Er ist ein Tiste Andii, so viel ist sicher. Ein Erzmagier.«
Locke beugte sich vor und spuckte vor Tayschrenn auf den Boden. »Ein Tiste Andii, Hohemagier? Ich glaube, ein bisschen was Genaueres wissen wir schon, oder nicht?«
Flickenseels Kopfschmerzen wurden schlimmer. Sie merkte plötzlich, dass sie die Luft angehalten hatte, und sie zwang sich dazu, auszuatmen, während sie Tayschrenns Reaktion auf Lockes Worte und die traditionelle Herausforderung im Stil des Landes der Sieben Städte abschätzte.
»Ein Erzmagier«, wiederholte Tayschrenn. »Vielleicht sogar der Erzmagier der Tiste Andii. Mein lieber Locke«, fügte er hinzu und senkte dabei die Stimme ein wenig, »Eure primitiven Stammesmanieren sind wirklich drollig, wenn auch ein wenig geschmacklos.«
Locke bleckte die Zähne. »Die Tiste Andii sind die erstgeborenen Kinder von Mutter Dunkel. Ihr habt genau wie ich die Erschütterungen in den Gewirren der Magie gespürt, Tayschrenn. Fragt Dujek nach den Berichten, die über den Feldzug im Norden bei uns eintreffen. Es geht hier um Ältere Magie - Kurald Galain. Der Herr von Mondbrut ist der Meister-Erzmagier - Ihr kennt seinen Namen ebenso gut wie ich.«
»Ich weiß nichts dergleichen«, schnappte der Hohemagier, der zu guter Letzt doch noch die Beherrschung verlor. »Vielleicht wärt Ihr ja so freundlich, uns zu erleuchten, Locke, dann kann ich anfangen, Erkundigungen über Eure Quellen einzuholen.«
»Ah!« Locke fuhr auf seinem Stuhl in die Höhe, auf seinem angespannten Gesicht zeigten sich Bosheit und Gier. »Eine Herausforderung von unserem Hohemagier. Jetzt kommt Bewegung in die Sache.
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