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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Gesicht, spürte Dreck unter ihren Fingernägeln. Die Brückenverbrenner. Sie waren die Elitetruppe des alten Imperators gewesen, seine Lieblinge, aber seit Laseen sich vor neun Jahren an die Macht geputscht hatte, waren sie in so ziemlich jedes Rattennest geschickt worden, das sich aufgetan hatte. Eine knappe Dekade hatte daher ausgereicht, sie auf eine einzige, nicht einmal mehr vollzählige Division zusammenschrumpfen zu lassen. Doch einige Namen waren immer bekannter geworden. Es waren die Namen von Überlebenden, größtenteils Trupp-Sergeanten, die ihren Weg in die malazanischen Armeen in Genabackis und darüber hinaus gefunden hatten. Namen, die Einarms ohnehin schon legendärem Heer die rechte Würze verliehen - Detoran, Fahrig, Spindel, Elster - und die gleichermaßen für den Ruhm und den Zynismus standen, die eine jede Armee speisten. Sie trugen den Wahnsinn dieses endlosen Feldzugs wie eine geschmückte Standarte mit sich herum.
    Sergeant Elster sah sich die Trümmer auf dem Hügel genau an. Flickenseel beobachtete ihn dabei, wie er sich zusammenreimte, was geschehen war. In seiner Wange zuckte ein Muskel. Er sah sie an, und in seinem Blick lag ein neu gewonnenes Verständnis, das seine grauen Augen weicher wirken ließ und bei dem Flickenseel in diesem Augenblick fast zusammenbrach. »Seid Ihr die Letzte, die vom Kader übrig ist?«, fragte er.
    Sie sah zur Seite, fühlte sich plötzlich verletzlich. »Die Letzte, die noch stehen kann. Was ich allerdings nicht meinen Fähigkeiten zu verdanken habe. Ich habe einfach Glück gehabt.«
    Falls er die Bitterkeit in ihrer Stimme hörte, so zeigte er es jedenfalls nicht. Er schwieg und sah hinüber zu seinen zwei Soldaten aus dem Reich der Sieben Städte, die sich tief über Locke beugten.
    Flickenseel leckte sich die Lippen, verlagerte unbehaglich ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Sie warf einen Blick auf die beiden Soldaten, die sich leise unterhielten. Sie hörte Locke lachen, und der Laut ließ sie zusammenzucken. »Der Große ist ein Magier, oder?«, fragte sie.
    Elster grunzte. Dann sagte er: »Er heißt Schneller Ben.«
    »Aber das ist nicht der Name, mit dem er geboren wurde.«
    »Nein.«
    Sie bewegte die Schultern unter dem Gewicht ihres Umhangs; für einen kurzen Moment ließ der Schmerz in ihrem Rücken nach. »Ich müsste ihn eigentlich kennen, Sergeant. Solche Fähigkeiten werden normalerweise bemerkt. Er ist kein Novize.«
    »Nein«, erwiderte Elster, »das ist er nicht.«
    Sie spürte, dass sie allmählich wütend wurde. »Ich will eine Erklärung. Was geht hier vor?«
    Elster verzog das Gesicht. »Nicht viel, so wie's aussieht.« Er hob die Stimme. »Ben!«
    Der Magier drehte sich um. »Noch ein paar Verhandlungen in letzter Minute, Sergeant«, sagte er. Sein Grinsen ließ die weißen Zähne in seinem dunklen Gesicht hell aufblitzen.
    »Beim Atem des Vermummten.« Flickenseel seufzte, drehte sich um. Sie sah, dass das Mädchen noch immer an ihrem Platz stand und die Kolonnen der Moranth beobachtete, die in die Stadt einmarschierten. Als würde sie Flickenseels Aufmerksamkeit spüren, fuhr sie herum. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht erschreckte die Zauberin. Widerstrebend wandte sie den Blick ab. »Ist das alles, was noch von deinem Trupp übrig ist, Sergeant? Zwei Plünderer aus der Wüste und eine blutdürstige Rekrutin?«
    »Es sind insgesamt sieben.« Elsters Stimme klang gepresst.
    »Und heute Morgen?«
    »Waren wir fünfzehn.«
    Irgendetwas stimmt hier nicht. Sie hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen. »Dann seid ihr besser dran als die meisten anderen.« Sie fluchte innerlich, als der Sergeant blass wurde. »Ahm ... Ich bin sicher, dass diejenigen, die du verloren hast, gute Männer waren.«
    »Zumindest waren sie gut darin zu sterben«, sagte er.
    Die Brutalität seiner Worte schockierte sie. Zutiefst aufgewühlt schloss sie die Augen und drängte Tränen der Verwirrung und Bestürzung zurück. Es ist zu viel geschehen. Ich bin für das hier nicht bereit. Ich bin nicht bereit für Elster, einen Mann, der unter der Last seiner eigenen Legende schier zusammenbricht, einen Mann, der im Dienst des Imperiums mehr als einen Berg aus Toten erklommen hat.
    Die Brückenverbrenner hatten sich in den vergangenen drei Jahren nicht oft sehen lassen. Seit Beginn der Belagerung war ihnen die Aufgabe übertragen worden, Fahls gewaltige, uralte Wälle zu unterhöhlen. Der Befehl war direkt aus der Hauptstadt gekommen, und er war entweder ein

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