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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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kamen.
    Raest schrie auf, als der Wirbelwind aus Macht auf ihn eindrosch, er hielt den Blick seiner eingefallenen Augen fest auf Silanahs ausdruckslose, leere, tödliche Augen geheftet - Augen, so groß wie der Kopf des Jaghut -, als sie mit der Geschwindigkeit einer zuschlagenden Viper über ihn kam. Die Kiefer der roten Drachen öffneten sich weit, und Raest starrte in den Rachen der Bestie.
    Er schrie ein zweites Mal und entfesselte auf einen Schlag seine gesamte Macht.
    Die Luft explodierte, als die Gewirre aufeinander prallten. Zerfetzte Felssplitter flogen in alle Richtungen. Starvald Demelain und Kurald Galain rangen in einem wilden Mahlstrom der Willenskraft mit Omtose Phellack. Gras, Erde und Felsen wurden zu feiner Asche, und in der Mitte des Wirbels stand Raest, aus dem seine Macht tosend herausbarst. Wie Peitschenhiebe, die sich tief in sein zu Asche verwelktes Fleisch gruben, prasselte die Magie der Drachen auf ihn herab.
    Der Jaghut-Tyrann schwang seine Macht wie eine Sense. Blut befleckte den Boden, in zuckenden Stößen versprüht. Die Drachen kreischten.
    Eine Woge aus weiß glühendem Feuer schlug von rechts über Raest zusammen, traf ihn wie ein Faustschlag. Aufheulend wurde er durch die Luft gewirbelt, landete in einem Haufen pudriger Asche. Silanahs Feuer tobte über ihn hinweg, schwärzte das, was noch von seinem Fleisch übrig geblieben war. Der Tyrann mühte sich wieder auf die Beine; sein Körper zuckte unkontrollierbar, als Magie stoßweise aus seiner rechten Hand barst.
    Die Erde erbebte, als Raests Macht Silanah zu Boden hämmerte und den Drachen quer über den Hang schlingern und torkeln ließ. Der Triumphschrei des Tyrannen brach jäh ab, als sich Klauen von der Länge eines Unterarms von hinten in seinen Körper bohrten. Eine zweite Pranke gesellte sich zu der ersten, und ihre Klauen brachen durch die Knochen von Raests Brust, als wären es Zweige. Weitere Klauen schlossen sich um ihn, als ein zweiter Drache hinzukam.
    Der Tyrann wand sich hilflos, als die Klauen ihn in die Luft hoben und begannen, ihn in Stücke zu reißen. Er renkte sich die Schulter aus, als er sich umdrehte, um seine Finger in ein schlankes, geschupptes Schienbein zu graben. Bei der Berührung fuhr Omtose Phellack in das Bein des Drachen, zerschmetterte Knochen, brachte das Blut zum Kochen. Raest lachte, als die Klauen sich in Krämpfen öffneten und er weggeschleudert wurde. Noch mehr Knochen brachen, als er auf dem Boden aufprallte, doch das spielte keine Rolle. Seine Macht war absolut, das Gefäß, das sie beherbergte, nur von geringer Bedeutung. Falls es notwendig sein sollte, würde der Tyrann andere Körper finden, tausende von Körpern.
    Noch einmal mühte er sich auf die Beine. »Jetzt«, flüsterte er, »werde ich den Tod bringen.«

Kapitel Einundzwanzig
    Als Licht in der Dunkelheit erblühte
    trat dort auf dem Feld
    eine Gruppe von Drachen in meinen Blick
    die wie der Scheitelpunkt des Windes
    vor den ewigen Flammen gefangen waren.
    Ich sah unzählige Jahre in ihren Augen,
    sah die Karte der Welt, die
    in jede Schuppe ihrer Haut eingezeichnet war.
    Magie strömte aus ihnen
    wie der Atem der Sterne -
    da wußte ich
    dass Drachen gekommen waren.
     
    Anomandaris
    Fisher (geb. ?)
     
    D as Unterholz des Gartens war voller Schatten. Mandata Lorn stand auf und klopfte sich die Hände ab. »Wenn du eine Eichel findest«, sagte sie grinsend, »dann pflanze sie.« Irgendwo in dem mit unzähligen Bäumen bestandenen Garten schrien Bedienstete sich an, während sie sich abmühten, die allerletzten Vorbereitungen zum Abschluss zu bringen. Lorn stopfte die Enden ihres Umhangs in ihren Gürtel und schlich lautlos zwischen den rebenumrankten Baumstämmen hindurch. Einen Augenblick später kam die hintere Mauer des Grundstücks in Sicht.
    Dahinter lag eine Gasse, schmal und voll herabgefallenem Laub und Zweigen aus den Gärten, deren Bäume sich auf beiden Seiten über die Mauern reckten. Es war leicht gewesen hereinzukommen, und genauso leicht würde sie auch wieder hinausgelangen. Sie kletterte an den rauen Steinen hoch, hielt sich, wenn nötig, an einer Rebe fest, und glitt schließlich über die Mauerkrone.
    Mit einem leisen Rascheln kam sie auf dem laubbedeckten Boden auf. Um sie herum lagen ebenso viele Schatten wie in dem Garten. Sie brachte ihren Umhang wieder in Ordnung und ging dann zum einen Ende der Gasse, wo sie sich an eine Ecke lehnte und mit verschränkten Armen lächelnd zusah, wie die Menge auf der

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