Die Gärten des Mondes
besonderer Coup. »Ich akzeptiere.«
»Ich auch«, sagte Rallick, der sich seinen kurzen Umhang eng um den Körper geschlungen hatte.
Eine plötzliche Windböe peitschte die Baumkronen im Garten. Sie kam von Osten. Donner grollte auf dieser Seite der Hügel. Einige der Zuschauer schienen zusammenzuzucken. Turban Orr grinste, als er auf die freie Fläche trat. Blätter wirbelten herum, raschelten wie kleine Knöchelchen. »Bevor es noch zu regnen anfängt«, sagte er.
Die Zuschauer, die auf seiner Seite waren, lachten bei diesen Worten. »Andererseits«, fuhr Orr fort, »ist es vielleicht unterhaltsamer, wenn wir die Sache etwas in die Länge ziehen. Eine Wunde hier, eine Wunde da. Soll ich ihn schön langsam in Stücke schneiden?« Er tat so, als würde ihm der Chor begeisterter Zurufe Unbehagen bereiten. »Ihr seid zu blutdürstig, meine Freunde! Sollen denn die Damen auf glitschigen Fliesen tanzen müssen, wenn die Dunkelheit hereinbricht? Außerdem sollten wir auch an unsere Gastgeberin denken ...« Und wo steckte Simtal? Seine Vorstellungskraft beschwor als Antwort ein Bild vor seinem inneren Auge herauf, und er runzelte die Stirn. »Aber nein«, sagte er kalt, »es wird doch schnell gehen.«
Ratsherr Turban Orr zog sein Schwert und befestigte die Lederriemen seines Handschuhs am reich verzierten Griff hinter dem Handschutz. Er ließ seinen Blick über die Gesichter der Zuschauer schweifen, suchte selbst jetzt nach verräterischen Mienen. Er hatte Freunde, die eigentlich seine Feinde waren, und Feinde, die zu Freunden werden würden; das Spiel würde weitergehen, trotzdem jedoch konnte sich dieser Augenblick als bedeutsam erweisen. Er würde sich später an jedes einzelne Gesicht erinnern und es im Geiste noch einmal in Ruhe betrachten.
te noch einmal in Ruhe betrachten.
Turban Orr ging in Position. Sein Gegner stand zehn Fuß entfernt, beide Hände unter seinem Umhang verborgen. Er wirkte entspannt, fast schon gelangweilt. »Was soll das?«, wollte Orr wissen. »Wo ist Eure Waffe?«
»Ich bin bereit«, erwiderte Rallick.
Baruk stellte sich ein wenig seitlich zwischen den beiden Duellanten auf. Sein Gesicht war blass, fast so, als wäre er plötzlich erkrankt. »Möchten die Sekundanten noch irgendetwas sagen?«, fragte er matt.
Rake antwortete nicht.
Estraysian D'Arle räusperte sich. »Ich gebe hiermit zur Kenntnis, dass ich dieses Duell ablehne und es als oberflächlich und banal betrachte.« Er starrte Turban Orr an. »Ich halte das Leben von Ratsherrn Orr im besten Falle für belanglos. Sollte er den Tod finden«, der große Mann wandte das Gesicht Rallick zu, »wird es seitens des Hauses D'Arle keinen Rachepakt geben. Davon spreche ich Euch frei, mein Herr.«
Rallick verbeugte sich.
Turban Orrs Lächeln wurde starr. Dafür würde dieser Bastard bezahlen, schwor er sich. Er nahm eine geduckte Haltung ein, bereit anzugreifen, sobald das Duell begann.
»Eure Worte sind gehört worden, Estraysian D'Arle«, sagte Baruk. Der Alchemist hob ein Taschentuch in die Höhe und ließ es fallen.
In einer einzigen, fließenden Bewegung sprang Turban Orr vor und stieß zu; er bewegte sich so schnell, dass er seine Waffe schon ganz ausgestreckt hatte, noch bevor das Taschentuch die Bodenfliesen berührte. Er sah, wie die linke Hand seines Gegners unter seine Klinge zuckte, sich drehte und wieder in die Höhe fuhr, ein gekrümmtes Messer blitzte darin auf. Die Parade war ein verschwommener Schatten, doch Orr fing sie ab und machte sich gewandt frei, stieß mit der Schwertspitze tief nach dem Bauch des Mannes. Er hatte nicht einmal Zeit, das zweite Messer auch nur zu bemerken, als Rallick sich zur Seite drehte und mit dem Messer in seiner Rechten das Schwert an sich vorbeilenkte. Der Assassine trat einen Schritt an seinen Gegner heran, seine linke Hand kam in einem weiten Bogen herunter und rammte das Messer in Orrs Nacken. Mit einer weiteren geschmeidigen Bewegung bohrte er das andere Messer in Orrs Brust.
Der Ratsherr stolperte zur Seite; sein Schwert landete klirrend auf den Bodenfliesen, als er nach der blutenden Wunde in seinem Nacken griff. Die Bewegung war nur noch ein Reflex, denn der Stich ins Herz hatte ihn bereits getötet. Er brach zusammen.
Rallick trat zurück; die Waffen waren bereits wieder unter seinem Umhang verborgen. »Tausend Tode mehr«, flüsterte er so leise, dass nur Baruk und Rake ihn verstehen konnten, »hätten mich nicht zufrieden gestellt. Aber mit diesem hier werde ich mich
Weitere Kostenlose Bücher