Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
begnügen.«
    Baruk trat vor und wollte etwas sagen, doch auf einen Wink von Rake hin drehte er sich um und sah Estraysian D'Arle herankommen.
    Der Ratsherr bedachte Rallick mit einem nachdenklichen Blick. »Angesichts Eures Stiles«, sagte er, »könnte mir der Verdacht kommen, dass wir Zeugen eines geplanten Mordes geworden sind. Doch natürlich ist nicht einmal die Gilde der Assassinen dreist genug, in aller Öffentlichkeit einen Mord zu begehen. Aus diesem Grunde habe ich keine andere Wahl, als diesen Verdacht für mich zu behalten. Und es dabei zu belassen. Gute Nacht, meine Herren.« Er drehte sich um und ging.
    »Ich glaube«, sagte Rake und wandte sein maskiertes Gesicht dem Assassinen zu, »dass dies ein ziemlich ungleicher Kampf war.«
    Menschen drängten sich um Turban Orrs Leiche. Die Stimmfetzen, die herüberdrangen, verrieten Entsetzen und Bestürzung.
    Baruk musterte Rallick, auf dessen Gesicht ein Ausdruck kalter Befriedigung lag. »Es ist vorbei, Rallick. Geh nach Hause.«
    Eine große, üppige Frau in einer leuchtend grünen, goldgesäumten Robe gesellte sich zu ihnen. Sie trug keine Maske und lächelte Baruk breit an. »Ich entbiete Euch meine Grüße«, meinte sie. »Dies sind schon interessante Zeiten, ja?« Ein Leibdiener stand an ihrer Seite; er trug ein gepolstertes Tablett, auf dem eine Wasserpfeife stand.
    Rallick trat mit einer leichten Verbeugung einen Schritt zurück und verschwand.
    Baruk seufzte. »Auch ich grüße Euch, Derudan. Erlaubt mir, Euch Anomander Rake vorzustellen. Lord Rake, die Hexe Derudan.«
    »Entschuldigt die Maske«, sagte Rake zu ihr, »aber es ist am besten, wenn ich sie aufbehalte.«
    Aus Derudans Nasenlöchern quoll Rauch. »Meine Landsleute teilen mein zunehmendes Unbehagen, ja? Wir spüren, wie der Sturm näher rückt, und wenn Baruk uns auch zu beruhigen versucht, bleiben doch immer noch Zweifel, ja?«
    »Sollte es sich als notwendig erweisen«, sagte Rake, »werde ich mich der Angelegenheit persönlich annehmen. Aber ich glaube trotz allem nicht, dass die größte Gefahr außerhalb der Stadtmauern lauert. Es ist nur ein Verdacht, werte Hexe, weiter nichts.«
    »Ich glaube«, begann Baruk zögernd, »wir würden Euren Verdacht sehr gerne hören, Lord Rake.«
    Der Tiste Andii zögerte, schüttelte dann den Kopf. »Das wäre nicht klug. Die Angelegenheit ist im Augenblick noch zu heikel, um darüber zu sprechen. Aber ich werde noch eine Weile hier bleiben.«
    Derudan wedelte abwiegelnd mit der Hand, als Baruk ein ärgerliches Brummen ausstieß. »Es ist wahr, der T'orrud-Zirkel ist es nicht gewohnt, sich hilflos zu fühlen, ja? Und es ist auch wahr, dass es von Gefahren nur so wimmelt und dass jede von ihnen eine Finte, ein Ablenkungsmanöver sein könnte, ja? Die Imperatrix ist verschlagen. Ich versichere Euch hiermit noch einmal des Vertrauens, das zwischen uns herrscht, Lord.« Sie lächelte Baruk an. »Wir beide müssen miteinander reden, Alchemist«, sagte sie und hakte sich bei ihm unter.
    Rake verbeugte sich vor der Hexe. »Es war mir ein Vergnügen, Eure Bekanntschaft gemacht zu haben.« Er sah zu, wie der Alchemist und die Hexe davongingen; Derudans Diener blieb ihnen dicht auf den Fersen.
     
    Kruppe fing einen Diener ab, der schwer mit köstlich aussehenden, pikanten Leckereien beladen war. Wahllos griff er sich zwei Hand voll davon und drehte sich wieder um; er wollte sein Gespräch mit Crokus fortsetzen. Überrascht verharrte er mitten in der Bewegung. Der Bursche war nirgends zu sehen.
    Die Gäste irrten ziellos auf der Terrasse herum; einige schienen aufgebracht, doch der größte Teil wirkte einfach nur verwirrt. Wo ist Lady Simtal?, fragten sie. Einige stellten die Frage grinsend in etwas veränderter Form: Bei wem ist sie? Eine neue Woge der Erwartung stieg unter den Adligen auf. Sie verhielten sich wie kreisende Geier, warteten auf ihre ins Straucheln geratene Gastgeberin.
    Hinter seiner Puttenmaske glückselig lächelnd, hob Kruppe langsam den Kopf und blickte hinauf zu dem Balkon, der auf die Terrasse hinausführte, gerade rechtzeitig, um die dunkle Silhouette einer Frau hinter den Läden zu erkennen. Er leckte sich klebrigen Zuckerguss von den Fingern und schmatzte. »Es gibt Zeiten, so murmelt Kruppe, da ist das Zölibat, das aus einem traurigen Mangel entstanden ist, geradezu ein Segen, ach, eine Quelle großer Erleichterung. Mein bester Murillio, mach dich auf einen Sturm gefasst.«
    Simtal schob zwei Holzleisten der Läden auseinander und

Weitere Kostenlose Bücher