Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Hohemagier hoch anrechnen, dachte Flickenseel. Tayschrenn stand ganz vorne auf dem ersten Hügel, fast schon im Schatten von Mondbrut. Sie hatten drei Gruppen gebildet, und jede hatte sich auf eine Hügelkuppe in der Ebene vor den Wällen von Fahl begeben. Der Hügel, auf dem sich der Kader befand, lag am weitesten von den Mauern entfernt, Tayschrenns Hügel war ihnen am nächsten. Auf dem Hügel zwischen ihnen standen die drei anderen Hohemagier. Flickenseel kannte sie alle. Nachtfrost, mit rabenschwarzem Haar, groß, gebieterisch und mit einem Hang zur Grausamkeit, der dem alten Imperator immer besonders gefallen hatte. An ihrer Seite war ihr langjähriger Gefährte Bellurdan, der Schädel-Zerschmetterer, ein riesiger Thelomen, der seine ungeheuerliche Kraft am Portal von Mondbrut erproben würde, falls es dazu kommen sollte. Und A'Karonys, der kleine, rundliche Feuer-Schwinger, dessen brennender Stab länger war als ein Speer.
    Die Zweite und die Sechste Armee hatten sich in Schlachtordnung auf der Ebene aufgestellt; siebentausend Veteranen und viertausend Rekruten hatten blankgezogen und warteten nur noch auf den Befehl, auf die Stadt loszumarschieren. Die Legionen der Schwarzen Moranth hielten sich in einer Viertelmeile Entfernung auf den Hügelkämmen im Westen bereit.
    In der mittäglichen Hitze regte sich kein Windhauch. Ganze Wolken von Stechmücken stürzten sich auf die Reihen der auf der Ebene wartenden Soldaten. Der Himmel war bewölkt, die Wolkendecke dünn, aber vollständig geschlossen.
    Flickenseel stand auf der Hügelkuppe; Schweiß rann ihr am Körper hinab, während sie ihre Blicke über die Soldaten schweifen ließ, ehe sie ihren mageren Kader ansah. Bei Sollstärke hätten sechs Magier hinter ihr aufgereiht sein müssen; jetzt waren es nur zwei. Etwas seitlich hinter ihr wartete Locke. Er war in den dunkelgrauen Regenumhang gehüllt, den er stets in einer Schlacht trug, und schien sehr zufrieden mit sich zu sein.
    Calot stieß Flickenseel an und deutete mit einer Kopfbewegung auf Locke. »Worüber freut er sich denn so?«
    »Locke«, rief Flickenseel. Er wandte ihr das Gesicht zu. »Hattest du Recht, was die drei Hohemagier betrifft?«
    Er lächelte und drehte den Kopf wieder zur Seite.
    »Ich hasse es, wenn er etwas vor uns verbirgt«, sagte Calot.
    Die Zauberin brummte zustimmend. »Na gut, er hat sich ein bisschen was zusammengereimt. Was ist so besonders an Nachtfrost, Bellurdan und A'Karonys? Warum hat Tayschrenn gerade sie ausgewählt - und woher hat Locke gewusst, dass der Hohemagier sie auswählen würde?«
    »Fragen über Fragen.« Calot seufzte. »Alle drei sind wohl vertraut mit solchen Aufgaben. Zu Zeiten des Imperators hat jeder von ihnen eine Kompanie von Adepten kommandiert - als das Imperium noch genügend Magier in seinen Reihen hatte, um Kompanien bilden zu können. A'Karonys wurde während des Falar-Feldzugs befördert, Nachtfrost und Bellurdan sogar schon früher; sie sind während der Einigungskriege von Fenn ins Quon-Kernland gekommen.«
    »Sie sind also alle drei schon lange dabei«, überlegte Flickenseel laut. »Genau wie du gesagt hast. Aber niemand von ihnen ist in letzter Zeit aktiv gewesen, oder? Ihr letzter Feldzug war der gegen das Reich der Sieben Städte ...«
    »Wo A'Karonys in der Ödnis von Pan'potsun eine Niederlage erlitten hat ...«
    »Man hat ihn im Stich gelassen ... Der Imperator war gerade ermordet worden, und überall herrschte das reinste Chaos. Die T'lan Imass weigerten sich, die neue Imperatrix anzuerkennen, und setzten sich nach Jhag Odhan ab.«
    »Es geht das Gerücht, dass sie zurückgekehrt sind - aber nur noch halb so stark. Auf was sie dort auch gestoßen sein mögen, es war ihnen anscheinend nicht besonders freundlich gesonnen.«
    Flickenseel nickte. »Nachtfrost und Bellurdan sind nach Nathilog abkommandiert worden und haben die letzten sechs, sieben Jahre mehr oder weniger Däumchen gedreht...«
    »Bis Tayschrenn den Thelomen nach Genabaris geschickt hat, wo er einen Stapel alter Schriftrollen studieren sollte.«
    »Ich habe Angst«, gestand Flickenseel. »Sogar verdammt große Angst. Hast du Dujeks Gesicht gesehen? Er weiß etwas - ihm ist etwas klar geworden, und es hat ihn so unerwartet getroffen wie ein Dolchstoß in den Rücken.«
    »Es wird Zeit«, rief Locke.
    Calot und Flickenseel wirbelten herum.
    Die Zauberin erschauerte. Mondbrut hatte die vergangenen drei Jahre ohne Unterlass rotiert. Jetzt stand die Festung still. Ziemlich weit

Weitere Kostenlose Bücher