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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Oberhand gewonnen, schloss er säuerlich.
    Mit einem lauten Seufzer stieß der Agent sich von seiner Kiste ab und schlenderte zu dem Offizier hinüber.
    Der Mann bemerkte noch nicht einmal, dass er Gesellschaft hatte, bis der Agent sich vor ihm aufbaute. Erst dann schaute er auf.
    Blitzschnell überdachte der Agent sein Urteil. Etwas im Blick dieses Mannes kündete von Gefahr. Tief in seinen Augen war ein Glitzern, das sie älter erscheinen ließ als den Rest seines Gesichts. »Name?« Die Frage des Agenten war kaum mehr als ein angestrengtes Grunzen.
    »Ihr habt Euch ja viel Zeit gelassen«, sagte der Hauptmann, während er aufstand.
    Auch noch ein ziemlich großer Mistkerl. Der Agent machte ein finsteres Gesicht. Er hasste große Mistkerle. »Auf wen wartet Ihr, Hauptmann?«
    Der Mann sah den Pier entlang. »Die Zeit des Wartens ist vorüber. Lasst uns gehen. Ich vertraue darauf, dass Ihr wisst, wohin.« Er hob seinen Reisesack auf und marschierte los.
    Der Agent eilte an die Seite des Hauptmanns. »Also gut«, brummte er, »dort entlang.« Sie verließen den Pier und bogen in die erste Straße rechts ein. »Letzte Nacht ist ein Grüner Quorl eingetroffen. Ihr werdet direkt zum Wolkenwald gebracht, und von dort aus wird Euch ein Schwarzer nach Fahl bringen.«
    Der Hauptmann starrte den Agenten verständnislos an.
    »Ihr habt noch nie von den Quorls gehört?«
    »Nein. Ich vermute jedoch, dass sie eine Art Transportmittel sind. Sonst wäre es wohl kaum sinnvoll, mich zweitausend Längen von Fahl entfernt an Land gehen zu lassen.«
    »Die Moranth benutzen sie, und wir benutzen die Moranth.« Der Agent starrte finster vor sich hin. »Im Augenblick benutzen wir sie sogar ziemlich häufig. Die Grünen übernehmen Kurierdienste und bringen Leute wie Euch oder mich von einem Ort zum anderen. Die Schwarzen sind in Fahl stationiert; die verschiedenen Clans bleiben lieber unter sich. Das Volk der Moranth besteht aus einem Haufen verschiedener Clans, die Farben statt Namen haben und diese Farben auch tragen. So kommt niemand durcheinander.«
    »Und ich werde mit einem Grünen reiten, auf einem Quorl?«
    »Ihr habt's erfasst, Hauptmann.«
    Sie betraten eine schmale Straße. An jeder Kreuzung standen malazanische Wächter mit der Hand am Schwertgriff.
    Der Hauptmann erwiderte den Gruß einer solchen Gruppe. »Gibt es Ärger mit Aufständischen?«, fragte er.
    »Aufständische, ja - Ärger, nein.«
    »Mal sehen, ob ich Euch richtig verstanden habe.« Der Tonfall des Hauptmanns klang förmlich. »Anstatt mich mit dem Schiff so nahe wie möglich an Fahl heranzubringen, soll ich jetzt mit einer Horde halbmenschlicher Barbaren, die wie Grashüpfer riechen und sich auch genauso anziehen, über Land reiten. Auf diese Weise wird niemand etwas bemerken, vor allem deshalb nicht, weil es ein Jahr dauern wird, bis wir Fahl erreichen. Bis dahin wird ohnehin alles den Bach runtergegangen sein. Ist das so weit richtig?«
    Mit einem breiten Grinsen schüttelte der Agent den Kopf. Obwohl er große Männer hasste - genauer gesagt: er hasste Männer, die größer waren als er -, spürte er, wie seine Zurückhaltung sich langsam auflöste. Der hier sprach zumindest frei heraus, was für einen Adligen schon ziemlich beeindruckend war. Vielleicht war Lorn ja doch noch die Alte. »Über Land, habt Ihr gesagt? Zur Hölle, ja, Hauptmann. Allerdings ziemlich hoch über Land.« Er blieb vor einem unauffälligen Hauseingang stehen und drehte sich zu dem Hauptmann um. »Ihr müsst wissen, dass die Quorls fliegen. Sie haben Flügel. Vier, um genau zu sein. Ihr könnt durch sie hindurchsehen, und wenn Euch der Sinn danach steht, könnt ihr diese Flügel sogar mit Eurem Finger durchstoßen. Aber das solltet Ihr tunlichst unterlassen, wenn Ihr gerade eine Viertelmeile über dem Boden seid, ja? Denn obwohl der Weg nach unten ziemlich weit ist, wird es trotzdem rasend schnell gehen. Habt Ihr mich verstanden, Hauptmann?« Er öffnete die Tür. Dahinter führte eine Treppe nach oben.
    Der Offizier war blass geworden. »So viel zu den Berichten der Spione«, murmelte er.
    Das Grinsen des Agenten wurde breiter. »Die kriegen wir vor Euch zu Gesicht. Leben heißt Bescheid zu wissen. Kommt Euch das bekannt vor, Hauptmann?«
    Die einzige Antwort bestand aus einem Lächeln.
    Sie betraten das Gebäude und schlossen die Tür hinter sich.
     
    Flickenseel überquerte gerade den von einer Mauer eingefassten Innenhof des Gebäudes, in dem sich jetzt das Hauptquartier des

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