Die Gärten des Mondes
gewachsen sind.«
»Deshalb seid Ihr ja auch ein so zuverlässiger Bote«, murmelte Paran.
»Ich stelle fest, dass Ihr keinerlei Anstrengungen unternommen habt, Eure Umgangsformen zu verbessern, Hauptmann. Ich muss zugeben, dass ich nicht verstehe, warum die Mandata so großes Vertrauen in Euch setzt...«
»Das sollte Euch nicht den Schlaf rauben, Topper. Aber jetzt, da Ihr mich gefunden habt - wie lautet die Botschaft?«
Topper machte ein finsteres Gesicht. »Sie ist bei den Brückenverbrennern. Vor Fahl.«
»Die Belagerung dauert immer noch an? Wie alt sind Eure Informationen?«
»Noch nicht einmal eine Woche; so lange habe ich Euch nämlich gesucht. Auf jeden Fall«, fuhr die Klaue fort, »wird der tote Punkt bald überwunden sein.«
Paran grunzte. Dann runzelte er die Stirn. »In welchem Trupp?«
»Kennt Ihr sie denn alle?«
»Ja.« Paran unterstrich seine Behauptung mit einem Nicken. Toppers Gesichtsausdruck wurde noch finsterer; er hob die Hand und begann, prüfend seine Ringe zu betrachten. »In Elsters Trupp.
Sie ist eine von seinen Rekruten.«
Paran schloss die Augen. Es hätte ihn eigentlich nicht überraschen dürfen. Die Götter treiben ein Spiel mit mir. Die Frage ist nur- welche Götter? Oh, Elster. Du hast einst eine Armee kommandiert, damals, als Laseen noch Hadra genannt wurde, damals, als du auf deinen Kameraden hättest hören sollen, als du eine Wahl hättest treffen können. Du hättest Hadra aufhalten können. Zur Hölle, du hättest mich aufhalten können. Und jetzt kommandierst du einen Trupp, und sie ist die Imperatrix. Und ich? Ich bin ein Narr, der sich seinen Traum erfüllt hat, und jetzt wünsche ich mir nur noch, dass er endlich aufhört. Er öffnete die Augen und blickte Topper an. »Elster. Der Krieg im Reich der Sieben Städte: durch die Bresche bei Aren, die Heilige Wüste Raraku, Pan'potsun, Nathilog ...«
»Das war alles noch zur Zeit des Imperators, Paran.«
»Nun gut«, meinte Paran, »dann werde ich also das Kommando über Elsters Trupp übernehmen. Unser Auftrag wird uns nach Darujhistan führen, in die Stadt der Städte.«
»Eure Rekrutin zeigt, welche Kräfte in ihr stecken«, sagte Topper und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Sie hat nicht nur die Brückenverbrenner korrumpiert, sondern möglicherweise auch Dujek Einarm und die gesamte Zweite und Dritte Armee.«
»Das kann doch nicht Euer Ernst sein? Wie dem auch sei, ich kümmere mich nur um das Mädchen. Einzig und allein um sie. Die Mandata ist der Ansicht, wir hätten lange genug gewartet. Und jetzt behauptet Ihr, wir hätten zu lange gewartet? Ich kann nicht glauben, dass Dujek kurz davor steht, zum Renegaten zu werden - nicht er, nicht Dujek. Ebenso wenig wie Elster.«
»Ihr werdet so vorgehen wie geplant, aber man hat mich aufgefordert, Euch daran zu erinnern, dass Geheimhaltung das Allerwichtigste ist, jetzt noch mehr als zuvor. Wenn Ihr Fahl erreicht, wird ein Agent der Klaue mit Euch Kontakt aufnehmen. Traut niemand anderem. Eure Rekrutin hat ihre Waffe gefunden, und sie hat vor, das Imperium mitten ins Herz zu treffen. Ihr dürft keinen Fehler machen.« Toppers merkwürdige Augen glitzerten. »Falls Ihr Euch der Aufgabe nicht mehr gewachsen fühlen solltet...«
Paran musterte den Mann, der da vor ihm stand, sorgfältig. Wenn es so schlimm ist, wie Ihr es gerade geschildert habt, warum schickt Ihr dann nicht ein paar Assassinen der Klaue hin?
Der Mann seufzte, als hätte er Parans unausgesprochene Frage gehört. »Ein Gott benutzt sie, Hauptmann. Sie wird nicht so einfach sterben. Der Plan, wie mit ihr umzugehen ist, musste ein wenig ... angepasst werden. Erweitert, genauer gesagt. Es gibt weitere Gefahren, um die sich jemand kümmern muss, aber diese Fäden sind bereits verwoben. Ihr tut, was man Euch befohlen hat. Wenn wir Darujhistan einnehmen wollen, müssen alle Risiken beseitigt werden -und die Imperatrix will Darujhistan haben! Sie glaubt außerdem, dass es an der Zeit ist, Dujek Einarm ein bisschen zurechtzustutzen.« Er lächelte.
»Warum?«
»Er hat Anhänger. Noch immer geht das Gerücht, dass der Imperator den alten Einarm als Nachfolger einsetzen wollte.«
Paran schnaubte. »Der Imperator hatte vor, für immer zu herrschen, Topper. Dieser Verdacht, den Laseen da hegt, ist vollkommen lächerlich und dient nur dem einzigen Ziel, ihre Paranoia zu rechtfertigen.«
»Hauptmann«, sagte Topper ruhig, »schon größere Männer als Ihr sind aus einem weit geringeren Grund gestorben.
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