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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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aufhalten.« Sie verschränkte die Arme und wartete.
    Die Marionette schnaubte. »Nein«, sagte Locke. »Ich brauche dich. Und du verachtest Tayschrenn sogar noch mehr als ich.« Er legte den Kopf schief und dachte über seine letzten Worte nach; schließlich stieß er ein bellendes Lachen aus. »Daher bin ich sicher, dass du keinen Verrat üben wirst.«
    Flickenseel dachte darüber nach. »Du hast Recht«, sagte sie. Sie drehte sich um und ging zur Zeltklappe. Ihre Hand schloss sich um die raue Leinwand, doch dann blieb sie noch einmal stehen. »Locke, wie gut kannst du hören?«
    »Gut genug«, grummelte die Marionette hinter ihr.
    »Hörst du jetzt irgendetwas?« Eine sich drehende Münze?
    »Die üblichen Geräusche aus dem Feldlager, das ist alles. Warum? Was hörst du?«
    Flickenseel lächelte. Ohne ihm zu antworten, zog sie die Zeltklappe zur Seite und ging hinaus. Während sie zum Kommandozelt hinüberging, stieg eine unbekannte Hoffnung in ihr auf.
    Sie hatte niemals zuvor Oponn als Verbündeten gehabt. Auf das Glück zu vertrauen war schiere Idiotie. Das erste Haus, das sie plaziert hatte - Dunkelheit -, hatte ihre Hand eiskalt und deutlich berührt, mit schmetternden Wogen von Gewalt und Macht, die völlig außer Kontrolle geraten waren ... und doch war da noch ein merkwürdiges anderes Gefühl gewesen, so etwas wie ... Erlösung. Der Ritter konnte Gegner oder Verbündeter sein, oder, was am wahrscheinlichsten war, keines von beidem. Er war nur einfach dort draußen, unberechenbar, mit sich selbst beschäftigt. Aber Oponn ritt auf dem Schatten des Kriegers, ließ das Haus Dunkel am Rande schwanken, hielt es in der Schwebe, an einem Ort irgendwo zwischen Tag und Nacht. Mehr noch als alles andere war es Oponns sich drehende Münze gewesen, die sie dazu veranlasst hatte, im Spiel innezuhalten.
    Locke hörte also nichts. Wunderbar.
    Selbst jetzt, wo sie auf das Kommandozelt zuging, hörte sie noch immer den schwachen Klang in ihrem Kopf, den sie wohl auch noch einige Zeit hören würde; davon war sie fest überzeugt. Die Münze drehte und drehte sich. Oponn wirbelte zwei Gesichter durch den Kosmos, doch es galt die Wette der Lady. Dreh dich weiter, Silber. Dreh dich weiter.

Kapitel Drei
    Thelomen Tartheno Toblakai...
    finde die Namen eines Volkes,
    das sich weigert,
    im Vergessen zu verschwinden ...
    Ihre Legende lässt meinen
    zynischen Auswurf verfaulen und vereitelt
    meine Augen mit strahlendem Ruhm ...
    ›Überquere nicht den loyalen Käfig,
    der ihr unanfechtbares Herz umarmt...
    ... überquere nicht diese unerschütterlichen Menhire,
    die ewig loyal zur Erde sind.‹
    Thelomen Tartheno Toblakai...
    Diese hoch aufragenden Säulen, die immer noch stehen,
    beschädigen den eisigen Schaft meines Verstandes ...
     
    Gothos'Narretei II.iv)
    Gothos (geb. ?)
     
    D ie imperiale Trireme durchschnitt die Wogen unbarmherzig wie die Klinge einer Axt; der stetige Wind straffte die Segel und ließ die Spieren knarren. Hauptmann Ganoes Paran blieb in seiner Kabine. Er war es schon seit einiger Zeit leid, auf den östlichen Horizont zu starren und auf das erste Anzeichen von Land zu warten. Es würde schon auftauchen, vermutlich schon bald.
    Er lehnte sich gegen die schräg abfallende Wand gegenüber seiner Koje und sah zu, wie die Laternen hin und her schwankten. Müßig warf er seinen Dolch gegen die Mittelstütze des einzigen Tischs, die mittlerweile mit unzähligen winzigen Löchern übersät war.
    Ein kühler, modrig riechender Luftzug strich über sein Gesicht.
    Als er sich umdrehte, sah er, wie Topper dem Imperialen Gewirr entstieg. Es war zwei Jahre her, seit er den Meister der Klaue zuletzt gesehen hatte. »Beim Atem des Vermummten, Mann«, sagte Paran, »muss Eure Kleidung unbedingt diese Farbe haben? Diese krankhafte Vorliebe für Grün lässt sich doch sicher heilen.«
    Der große Mann, in dessen Adern Tiste-Andii-Blut floss, schien noch immer die gleichen Kleider zu tragen wie damals, als Paran ihn zuletzt gesehen hatte; grüne Wolle und grünes Leder. Nur die zahllosen Ringe, die an seinen langen Fingern steckten, sorgten für den einen oder anderen Farbtupfer. Der Meister der Klaue hatte schon schlechte Laune gehabt, als er angekommen war, und Parans Begrüßung hatte seine Stimmung nicht verbessert. »Ihr glaubt anscheinend, mir machen solche Reisen Spaß, Hauptmann. Ein Schiff zu finden, das sich irgendwo auf dem Meer befindet, stellt Ansprüche an die magischen Fähigkeiten, denen nur die wenigsten

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