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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Brückenverbrenner sind im Augenblick ein bisschen heiß. Sie kriegen nur untaugliche Leute als Rekruten, was den Anschein erweckt, als sollten sie aufgelöst werden. Mit wem Ihr auch immer in Malaz in Kontakt steht, sagt ihm, dass es hier irgendwann eine Meuterei geben wird, wenn sie sich mit den Brückenverbrennern anlegen. Das steht in jedem Bericht, den ich hinschicke, aber niemand scheint auf mich zu hören.« Sein Grinsen wurde breiter. »Vielleicht glauben die, ich wäre umgedreht worden, oder sowas.«
    Paran zuckte die Schultern. »Ihr habt den Auftrag erhalten, Euch mit mir zu treffen, oder?«
    Die Klaue lachte. »Ihr scheint tatsächlich einige Zeit lang nicht viel mitbekommen zu haben. Sie haben mich ausgewählt, weil ich der letzte Aktive in der ganzen Zweiten Armee bin. Und was die Fünfte und die Sechste angeht - da sieht's noch schlimmer aus. Bruths Tiste Andii können eine Klaue auf tausend Schritt Entfernung ausmachen. Von denen ist keiner übrig geblieben. Mein eigener Vorgesetzter ist vor zwei Tagen garottiert worden - auch nicht schlecht, was? Euch habe ich sozusagen geerbt, Hauptmann. Wenn wir in der Stadt ankommen, werde ich Euch dorthin schicken, wo Ihr hinmüsst, und das ist dann wahrscheinlich das Letzte, was wir jemals voneinander sehen werden. Ihr teilt ihnen die Einzelheiten Eures Auftrags als Hauptmann des Neunten Trupps mit, und sie lachen Euch entweder ins Gesicht oder stoßen Euch einen Dolch ins Auge - beides ist gleichermaßen wahrscheinlich. Zu schade, aber so sieht es nun mal aus.«
    Direkt vor ihnen ragte das Stadttor von Fahl auf.
    »Eins noch«, sagte die Klaue, während er das ihm verbliebene gesunde Auge auf die Brustwehr über dem Tor richtete. »Nur ein Hinweis für den Fall, dass Oponn Euch gewogen sein sollte. Hohemagier Tayschrenn hält hier die Fäden in der Hand. Dujek ist darüber nicht besonders glücklich, schon gar nicht nach der Geschichte mit Mondbrut. Zwischen den beiden herrscht ein gespanntes Verhältnis, aber der Hohemagier stützt sich auf die Tatsache, dass er in ständigem, engem Kontakt zur Imperatrix steht, und das lässt ihn die Oberhand behalten. Daher eine Warnung. Dujeks Soldaten werden ihm folgen ... ganz egal wohin. Und das gilt auch für die Männer und Frauen der Fünften und Sechsten Armee. Hier braut sich ein Sturm zusammen, der nur darauf wartet, loszubrechen.«
    Paran starrte den Mann an. Topper hatte ihm die Situation erklärt, doch er hatte die Einschätzung des Meisters der Klaue beiseite geschoben; es war ihm zu sehr wie ein Szenario erschienen, das nur dazu diente, der Imperatrix die Rechtfertigung für eine Hinrichtungswelle zu liefern. Das ist ganz gewiss nicht die Art von Durch-
    einander, in die ich verwickelt werden möchte. Ich will nur meine Aufgabe erfüllen, mehr nicht.
    Als sie in den Schatten des Tores ritten, meldete die Klaue sich wieder zu Wort. »Nur so nebenbei, Tayschrenn hat uns gerade eintreffen sehen. Besteht die Möglichkeit, dass er Euch kennt, Hauptmann?«
    »Nein.« Das hoffe ich zumindest, fügte er stumm hinzu.
    Als sie in die Stadt selbst hineinritten und eine Woge aus Lärm über ihnen zusammenschlug, wurden Parans Augen leicht glasig. Fahl war ein Irrenhaus, die Häuser auf allen Seiten völlig ausgebrannt, die Straßen - obwohl sich an einigen Stellen das Pflaster hochwölbte, während sie an anderen voller Löcher waren - wimmelten von Menschen, Karren, brüllenden Zugtieren und Soldaten. Er fragte sich, ob er damit beginnen sollte, sein Leben nach Minuten zu zählen. Das Kommando über einen Trupp zu übernehmen, der in drei Jahren vier Hauptmänner verschlissen hatte, und noch dazu einen Auftrag mitzubringen, über den kein Soldat im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte auch nur eine Sekunde nachdenken würde, das Ganze in Verbindung mit dem brodelnden Feuersturm einer groß angelegten Meuterei, die möglicherweise der beste Armeekommandant des Imperiums gegen einen Hohemagier anführen würde, welcher allem Anschein nach dabei war, sich seine ureigene, nicht eben kleine Nische in der Welt zu schaffen - das alles ließ in Paran ein Gefühl der Bestürzung aufsteigen.
    Ein harter Schlag auf den Rücken rüttelte ihn auf. Die Klaue hatte ihr Pferd ganz nah herangelenkt und lehnte sich jetzt zu Paran herüber.
    »Aus dem Gleichgewicht, Hauptmann? Grämt Euch nicht, jeder verfluchte Mensch hier ist aus dem Gleichgewicht. Einige wissen es, andere nicht. Wegen denen, die es nicht wissen, solltet Ihr Euch Sorgen

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