Die Gärten des Mondes
das Plateau geritten kam. Der Mann hatte ein zweites Pferd dabei, und er hielt geradewegs auf den Hauptmann zu.
Paran seufzte. Es war immer unangenehm, mit Agenten der Klaue zu tun zu haben. Sie waren so verdammt selbstgefällig. Mit Ausnahme dieses Burschen in Genabaris schien ihn keiner sonderlich zu mögen. Es war lange her, dass er jemanden gekannt hatte, den er als Freund hätte bezeichnen können. Mehr als zwei Jahre, genau betrachtet.
Der Reiter erreichte ihn. Als Paran ihn aus der Nähe sah, trat er unwillkürlich einen Schritt zurück. Die eine Gesichtshälfte des Mannes war eine einzige Brandnarbe. Eine Augenklappe bedeckte das rechte Auge, und der Mann hielt den Kopf merkwürdig schief. Der Neuankömmling schenkte ihm ein schreckliches Grinsen und stieg vom Pferd.
»Ihr seid wohl derjenige, was?«, fragte er mit krächzender Stimme.
»Ist das wahr, was ich über die Brückenverbrenner gehört habe?« wollte Paran wissen. »Sind sie ausgelöscht worden?«
»Mehr oder weniger. So ungefähr fünf Trupps sind noch übrig; vielleicht vierzig Mann, alles in allem.« Er zwinkerte mit seinem einen Auge und griff sich an den Kopf, um den arg mitgenommenen Helm zurechtzurücken. »Hab bis jetzt nicht gewusst, wo Ihr hinwollt. Aber jetzt weiß ich's. Ihr seid Elsters neuer Hauptmann, was?«
»Ihr kennt Sergeant Elster?« Paran machte ein finsteres Gesicht. Diese Klaue war nicht wie die anderen. Was auch immer sie über ihn denken mochten, sie behielten es für sich, und das war ihm eigentlich auch lieber.
Der Mann kletterte wieder in den Sattel. »Reiten wir los. Wir können unterwegs reden.«
Paran ging zu dem zweiten Pferd hinüber und band seinen Reisesack an den Sattel; er war im Stil des Reiches der Sieben Städte gefertigt, mit hohem Rückenteil und einem beweglichen Horn, das man nach vorn klappen konnte. Er hatte auf diesem Kontinent schon einige davon gesehen. Das war eine der Einzelheiten, die er sich bereits gemerkt hatte. Soldaten aus dem Reich der Sieben Städte neigten dazu, Ärger zu machen, und dieser ganze Genabackis-Feldzug war von Anfang an schief gelaufen. Das ist kein Zufall. Die meisten Mitglieder der Zweiten, Fünften und Sechsten Armee waren in jenem Subkontinent rekrutiert worden, in dem das Reich der Sieben Städte lag.
Er saß auf, und sie ritten in gleichmäßigem Galopp über das Plateau.
»Sergeant Elster hat hier eine ganze Menge Anhänger«, begann die Klaue. »Er tut aber so, als ob er es nicht wüsste. Ihr solltet Euch über etwas im Klaren sein, was die drüben in Malaz schon so gut wie vergessen haben - Elster hat früher seine eigene Kompanie kommandiert ...«
Parans Kopf fuhr herum. Diese Tatsache war vollständig aus den Annalen gelöscht worden. In den Geschichtsbüchern des Imperiums fand sich nicht der kleinste Hinweis darauf.
»... damals, als Dassem Ultor das Militär befehligt hat«, fuhr die Klaue vergnügt fort. »Es war Elsters Siebte Kompanie, die den Magier-Zirkel der Sieben Städte in der Pan'potsun-Ödnis zur Strecke gebracht hat. Damit hat er damals den Krieg beendet. Natürlich ist hinterher alles den Bach runtergegangen, als der Vermummte sich Ultors Tochter geholt hat. Und nicht lange danach, als Ultor tot war, sind alle seine Leute ziemlich schnell degradiert worden. Damals haben sich die Bürokraten in der Armee breit gemacht. Verdammte Schakale. Und seither versuchen sie, sich gegenseitig fertig zu machen, und scheren sich einen Dreck um irgendwelche Feldzüge.« Die Klaue beugte sich vor, klappte dabei das Sattelhorn um, und spuckte am linken Ohr des Pferdes vorbei.
Paran erschauerte, als er das sah. In den alten Zeiten hatte diese Geste den Beginn eines Stammeskriegs im Reich der Sieben Städte angekündigt. Jetzt war sie das Symbol der Zweiten Armee des malazanischen Imperiums. »Wollt Ihr behaupten, dass die Geschichte, die Ihr mir gerade erzählt habt, allgemein bekannt ist?«, hakte er nach.
»Nicht in allen Einzelheiten«, gab die Klaue zu. »Aber ein paar Veteranen in der Zweiten haben an Ultors Seite gekämpft, nicht nur im Reich der Sieben Städte, sondern schon vorher, schon in Falar.«
Paran dachte einige Zeit nach. Der Mann, der da neben ihm ritt, war zwar eine Klaue, doch er war auch ein Mitglied der Zweiten Armee. Und er hatte mit den anderen eine Menge durchgemacht. Das bot interessante Aussichten. Er warf dem Mann einen Blick zu und sah, dass er grinste. »Was ist denn so lustig?«
Der Mann zuckte die Schultern. »Die
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