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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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machen. Fangt mit dem an, was direkt vor Eurer Nase liegt, und vergesst erst einmal den Rest. Der wird sich schon von allein melden, wenn die Zeit gekommen ist. Sucht Euch irgendeinen Soldaten und fragt nach den Brückenverbrennern. Das ist der einfache Teil.«
    Paran nickte.
    Die Klaue zögerte einen Augenblick, dann beugte sich der Mann noch ein bisschen näher. »Ich habe nachgedacht, Hauptmann. Es ist nur so ein Gefühl, aber ich glaube, Ihr seid hier, um etwas Gutes zu bewirken. Nein, versucht gar nicht erst zu antworten. Aber falls Ihr in Schwierigkeiten kommt, schickt eine Nachricht an Toc den Jüngeren - das bin ich. Ich bin im Botenkorps, Vorreiterklasse, die Zweite. In Ordnung?«
    Paran nickte noch einmal. »Danke«, sagte er im gleichen Moment, als hinter ihnen ein lauter Knall ertönte, gefolgt von einem Chor ärgerlicher Stimmen. Keiner der beiden drehte sich um.
    »Was habt Ihr gesagt, Hauptmann?«
    Paran grinste. »Ihr verschwindet jetzt besser. Behaltet Eure Tarnung bei - nur für den Fall, dass mir etwas zustößt. Ich werde schon einen Führer finden, ganz nach Vorschrift.«
    »Davon bin ich überzeugt, Hauptmann.« Toc der Jüngere winkte ihm kurz zu, dann lenkte er sein Reittier in eine Seitenstraße. Augenblicke später hatte Paran ihn bereits aus den Augen verloren. Er holte tief Luft und ließ den Blick schweifen, um einen geeigneten Soldaten zu finden.
     
    Paran wusste, dass seine Jugend an den Höfen der Adligen seines Heimatlandes ihn gut auf jene Art von Täuschung vorbereitet hatte, die die Mandata von ihm erwartete. In den vergangenen zwei Jahren war ihm allerdings klar geworden, was ganz allmählich aus ihm wurde. Der ungestüme, aufrichtige Junge, der an jenem denkwürdigen Tag an der Küste von Itko Kan mit der Mandata der Imperatrix gesprochen hatte, machte ihm jetzt zu schaffen. Wie ein ungeformter Tonklumpen war er Lorn genau in den Schoß gefallen, und sie hatte das getan, was sie am besten konnte.
    Was Paran in diesen Tagen am meisten erschreckte, war die Tatsache, dass er sich daran gewöhnt hatte, benutzt zu werden. Er war so oft jemand anderes gewesen, dass er tausend Gesichter sah, tausend Stimmen hörte, die alle mit seiner eigenen stritten. Wenn er über sich selbst nachdachte, über diesen adligen jungen Mann mit seinem schwülstigen Glauben an Ehrlichkeit und Integrität, war das Bild, das jetzt in ihm auftauchte, sehr viel kälter, härter und dunkler. Da versteckte sich etwas in den tiefsten Schatten seines Verstandes und beobachtete. Es gab kein Nachdenken und keine Beurteilung, nur eisiges, nüchternes Beobachten.
    Er glaubte nicht, dass jener junge Mann von damals das Tageslicht noch einmal sehen würde. Er würde einfach immer weiter verblassen, von der Dunkelheit verschlungen werden und schließlich verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Paran fragte sich, ob ihm das überhaupt noch etwas ausmachte.
    Er marschierte in die Soldatenunterkünfte, in denen einst Fahls Adelsgarde gelebt hatte. Eine altgediente Veteranin lungerte auf einem nahe stehenden Feldbett herum, ihre mit Lumpen umwickelten Füße ragten über das Fußende hinaus. Die Matratze war herausgerissen und in eine Ecke geschmissen worden; die Frau lag auf den flachen Brettern, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
    Parans Blick blieb kurz an ihr hängen, wanderte dann durch den Saal. Mit Ausnahme der Veteranin war der Raum leer. Er wandte sich der Frau zu: »Korporal - das bist du doch, oder?«
    Die Frau rührte sich nicht. »Ja, was ist?«
    »Ich stelle fest«, sagte er trocken, »dass sich die Befehlskette hier offenbar gänzlich aufgelöst hat.«
    Ihre Augen öffneten sich, und ein müder Blick glitt über den Offizier, der vor ihr stand. »Wahrscheinlich«, sagte sie und schloss die Augen wieder. »Sucht Ihr nach irgendwem, oder was?«
    »Ich suche den Neunten Trupp, Korporal!«
    »Warum? Sind die schon wieder in Schwierigkeiten?«
    Paran grinste in sich hinein. »Würdest du dich als eine durchschnittliche Brückenverbrennerin bezeichnen, Korporal?«
    »Alle, die Durchschnitt waren, sind tot«, sagte sie.
    »Wer ist dein Kommandant?«, wollte Paran wissen.
    »Fahrig, aber der ist nicht hier.«
    »Das sehe ich.« Der Hauptmann wartete einige Augenblicke, dann seufzte er. »Also gut, wo ist dieser Fahrig?«
    »Versucht es im Astloch, einer Kneipe ein Stück die Straße rauf. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hat er gerade sein Hemd an Igel verloren. Fahrig spielt gerne Karten, oh ja,

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