Die Gärten des Mondes
eine solche Bewegung gesehen hatte.
Der Pakt zwischen dem Imperium und den Moranth hatte die Form der imperialen Kriegsführung verändert. Die neue malazanische Taktik, die hier in Genabackis zum ersten Mal angewandt wurde, war immer stärker auf den Lufttransport von Soldaten und Vorräten angewiesen. Eine solche Abhängigkeit war gefährlich, zumindest in Elsters Augen. Wir wissen kaum etwas über diese Moranth; niemand hat jemals ihre Städte im Wald gesehen. Zur Hölle, ich kann noch nicht einmal sagen, welches Geschlecht sie haben. Die meisten Gelehrten waren der Ansicht, dass sie vollkommen menschlich waren, doch gab es keinerlei Beweise für diese Annahme -schließlich ließen sie nicht einmal ihre Toten auf dem Schlachtfeld zurück. Sollten die Moranth ihrerseits jemals so etwas wie Machthunger verspüren, würde es im Imperium einigen Ärger geben. Nach dem, was er allerdings gehört hatte, waren ihre verschiedenen Farbfraktionen das äußerlich sichtbare Kennzeichen einer ständig aufs Neue wechselnden Hierarchie, und die Rivalität zwischen ihnen hatte fast schon fanatische Züge.
Hohefaust Dujek trat wieder an Elsters Seite; in seinen strengen Gesichtsausdruck mischte sich Erleichterung. Von der Falltür her konnte man streitende Stimmen hören. »Sie sind da«, sagte Dujek. »Und sie lesen deiner neuen Rekrutin gerade gehörig die Leviten. Aber sag mir bloß nicht, worum es geht, ich will es nämlich gar nicht wissen.«
Elsters momentane Erleichterung verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Erst jetzt erkannte er, dass er im Geheimen die Hoffnung gehegt hatte, Leida wäre desertiert. Also hatten seine Leute sie schließlich gefunden - oder umgekehrt. Wie auch immer, dem Klang ihrer Stimmen nach zu schließen, waren seine Veteranen nicht besonders glücklich, die Rekrutin wieder zu sehen. Er konnte es ihnen nicht verübeln. Hatte sie versucht, Paran zu töten? Zumindest der Schnelle Ben und Kalam schienen diesen Verdacht zu hegen.
Kalam war am lautesten zu hören; er kehrte den Korporal deutlicher heraus, als es ihm zustand. Dujeks Blick war für Elster Aufforderung genug, sich zur Falltür zu begeben. Er blieb am Rand der Öffnung stehen und starrte in den darunter liegenden Raum. Da waren sie alle, standen dröhnend im Kreis um Leida herum, die an der Leiter lehnte, als würde das Ganze sie nur furchtbar langweilen.
»Ruhe!«, brüllte Elster hinunter. »Überprüft eure Ausrüstung, und dann rauf mit euch!« Er sah, wie sie sich eilig daranmachten, seinen Befehl auszuführen, nickte befriedigt und kehrte zur Hohefaust zurück.
Dujek rieb sich den Stumpf seines linken Arms und runzelte die Stirn. »Verdammtes Wetter«, murmelte er.
»Fäustel könnte sich darum kümmern«, sagte Elster.
»Das ist nicht nötig«, erwiderte Dujek. »Ich werde einfach alt.« Er kratzte sich am Kinn. »Euer schweres Gerät ist bereits zu eurem Landepunkt gebracht worden. Ist alles zum Abflug bereit, Sergeant?«
Elster beäugte die zweiten Sättel auf den Quorl, die wie Schornsteinkappen aus der Oberseite des Thorax wuchsen, und nickte knapp.
Sie sahen zu, wie die Soldaten aus dem viereckigen Loch im Boden auftauchten, alle in Regenumhänge gehüllt und mit schweren Packsäcken beladen. Fiedler und Igel stritten sich leise, wobei Letzterer sich umdrehte und Trotter, der hinter ihm kam und ihm in die Hacken getreten war, einen finsteren Blick zuwarf. Der Barghast hatte seine gesamte Sammlung von Amuletten, Schmuckstücken und Trophäen an den unterschiedlichsten Teilen seines stämmigen Körpers angebracht und sah aus wie ein geschmückter Bleibaum beim kanesischen Fest der Skorpione. Barghasts waren für ihren merkwürdigen Sinn für Humor bekannt. Der Schnelle Ben und Kalam flankierten Leida mit finsteren Mienen; sie waren sichtlich nervös, während Leida alle ignorierte und langsam zu den wartenden Quorls hinüberschritt. Ihr Ranzen war kaum größer als eine Bettrolle, und sie trug keinen gewöhnlichen Regenumhang, sondern fast schon eine Art Mantel, der ihr bis zu den Knöcheln reichte. Sie hatte die Kapuze hochgeschlagen. Trotz des morgendlichen Dämmerlichts lag ihr Gesicht im Schatten. Dies sind alle, die mir geblieben sind. Elster seufzte.
»Wie macht sie sich, Sergeant?«, fragte Dujek ruhig.
»Sie atmet noch«, erwiderte Elster mit steinerner Miene.
Die Hohefaust schüttelte langsam den Kopf. »Die sind alle so verdammt jung heutzutage ...«
Bei Dujeks Worten stieg eine Erinnerung in Elster auf
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