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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Flickenseel. »Jetzt wollt ihr auch noch, dass ich die Amme für euren. Hauptmann spiele.«
    Der Schnelle Ben stand auf, klopfte sich den Staub von seinen ledernen Hosen. »Locke wird für einige Zeit verschwunden sein. Die Hunde sind hartnäckig. Es wird eine Weile dauern, bis er sie abgeschüttelt hat. Oder, im schlimmsten aller Fälle«, der Magier grinste düster, »wird er auf sie losgehen und dem Lord der Schatten etwas zum Nachdenken geben.«
    »Hol Igel. Wir müssen los«, sagte Kalam, an Fäustel gewandt.
    Die letzte Bemerkung des Schnellen Ben ließ Flickenseel unberührt. Sie schnitt eine Grimasse angesichts des Aschegeschmacks in ihrem Mund und sah schweigend zu, wie die Brückenverbrenner ihre Vorbereitungen zum Aufbruch trafen. Sie hatten einen Auftrag zu erfüllen, einen Auftrag, der sie mitten ins Herz von Darujhistan führen würde. Die Stadt stand als Nächstes auf der Liste des Imperiums - die letzte Freie Stadt, das einzige Kleinod dieses Kontinents, das es wert war, begehrt zu werden. Elster und seine Leute würden dort einsickern, den Weg bereiten. Sie würden ganz auf sich allein gestellt sein. Auf eine merkwürdige Weise beneidete Flickenseel sie beinahe darum. Beinahe, jedoch nicht wirklich. Denn sie befürchtete, dass sie alle sterben würden.
    Das Grab des Steinmetz tauchte plötzlich wieder vor ihrem geistigen Auge auf, als hätten ihre Ängste das Bild wieder zum Leben erweckt. Ein Grab, das, wie sie begriff, groß genug für alle war.
     
    Die Schwarzen Moranth, die auf den hohen Sätteln ihrer Quorls hockten, glitzerten wie blutverschmierte Diamanten, während die Dämmerung in ihrem Rücken einem schmalen, scharlachroten Streifen glich. Elster, Fiedler und die Hohefaust sahen das Dutzend Flieger heranschweben. Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen, und um die ringsum liegenden Dächer wogten graue Nebelschwaden, sanken herab und umhüllten Steine und Ziegel.
    »Wo ist dein Trupp, Sergeant?«, fragte Dujek.
    Elster nickte Fiedler zu, der sich umdrehte und zur Falltür zurückging. »Sie werden kommen«, antwortete der Sergeant.
    Die funkelnden, hauchdünnen Flügel der Quorl, von denen sie jeweils vier besaßen, schienen für einen ganz kurzen Moment stillzustehen, und vollkommen gleichzeitig sanken die zwölf Moranth dem Dach des Turmes entgegen. Das helle, summende Geräusch der Flügel wurde von einer Reihe geklickter Befehle unterbrochen, als die Moranth einander etwas zuriefen. Kaum fünf Fuß über den Köpfen der beiden Männer überflogen sie den Turm und setzten ohne jegliche Zeremonie hinter ihnen zur Landung an.
    Fiedler war in den Raum unter dem Dach verschwunden. Dujek, die Hand in die Hüfte gestemmt, starrte die Moranth einen Augenblick düster an, dann brummte er etwas Unverständliches und ging ebenfalls zur Falltür.
    Elster trat zu dem am nächsten stehenden Moranth. Ein schwarzes Visier aus Chitin verbarg das Gesicht des Soldaten, der sich ihm zuwandte und ihn stumm anschaute. »Es gibt da einen unter euch«, sagte Elster, »einen Einhändigen. Er ist fünfmal für seine Tapferkeit ausgezeichnet worden. Lebt er noch?«
    Der Schwarze Moranth antwortete nicht.
    Der Sergeant zuckte die Achseln und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Quorls. Obwohl er schon früher auf ihnen geritten war, faszinierten sie ihn noch immer. Die geflügelten Kreaturen balancierten auf vier dünnen Beinen, die direkt unterhalb der Sättel zum Vorschein kamen. Sie warteten mit ausgebreiteten Flügeln, die so schnell vibrierten, dass beständig ein Schleier aus Wassertröpfchen um sie herum schwebte. Ihre langen, merkwürdig gegliederten Schwänze ragten zwanzig Fuß und in unzähligen Farben schimmernd gerade nach hinten. Elsters Nasenflügel zuckten, als er den mittlerweile vertrauten, scharfen Geruch wahrnahm. Der gewaltige, keilförmige Kopf der Kreatur, die ihm am nächsten war, wurde von Facettenaugen und beweglichen Mandibeln beherrscht. Zwei weitere Gliedmaßen - Arme, wie er annahm - waren darunter verschränkt. Während er ihn noch anstarrte, wandte der Quorl den Kopf, bis sein linkes Auge Elster genau ansah.
    Der Sergeant betrachtete ihn weiter und fragte sich, was der Quorl wohl sehen mochte. Und was er denken mochte - wenn er denn überhaupt etwas dachte. Neugierig nickte er dem Quorl zu.
    Der Kopf neigte sich zur Seite und drehte sich weg. Elsters Augen weiteten sich, als er sah, dass sich die Schwanzspitze des Quorl kurz nach oben krümmte. Es war das erste Mal, dass er

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