Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
gesagt, daß es nicht in Frage stehe – ich sagte, du würdest nicht im Traum daran denken, Mr. Calverleigh zu heiraten. Und so ist es doch, nicht wahr, Abby?«
    Abby begegnete Selinas gespannt forschenden Augen und zögerte, bevor sie sagte: »Meine Liebe, warum regst du dich derartig auf? Ich dachte, du wolltest, daß ich heirate?«
    »Nicht Mr. Calverleigh! Ich habe es nicht gewollt, außer um deinetwillen, aber ich dachte, wenn du Mr. Dunston heiratest – so gütig, in jeder Hinsicht so passend –, und alle wären erfreut gewesen, und du wärst nicht von mir fortgegangen, nicht ganz fort von mir, weil ich dich jeden Tag hätte sehen können – «
    »Selina, ich werde nie ganz von dir fortgehen«, sagte Abby leise. »Das ist nichts als eine Nervenerregung! Du hast es zugelassen, daß James dich in Aufregung bringt. Trotz seiner Reitstiefel und seiner sorglosen Art warst du Mr. Calverleigh nicht abgeneigt. Es warst doch du, die zuerst sagte, wie ungerecht es war, ihn für die Sünden seiner Jugend zu verurteilen!«
    »Aber ich wußte nicht, daß du vorhattest, ihn zu heiraten«, sagte Selina einfach.
    »Nun, zu der Zeit wußte ich’s auch nicht. Komm, meine Liebe, es ist doch kein Anlaß für diese Verzweiflung.«
    Als jedoch Selina, noch immer Abbys Hand umklammernd, die Übel aufgezählt hatte, die sich aus einer solchen Heirat ergeben würden, schien aller Grund für Verzweiflung gegeben. Die Liste war lang und reichte über weite Gebiete, einschließlich der Kränkung der ganzen Familie durch die Heirat eines ihrer Mitglieder mit einem schwarzen Schaf; des Hohngelächters der Mrs. Ruscombe; der Unmöglichkeit für Selina, weiter in Bath zu bleiben, wo sie so gut bekannt war; des Schadens, der Fanny knapp vor ihrem Debüt angetan würde; Fannys Kummer, wenn sie von ihrer Lieblingstante getrennt würde; Selinas eigenes Elend, James und Jane und sogar vielleicht Mary entfremdet zu werden. An diesem Punkt protestierte Abby: »Aber das würdest du doch nicht, Dummchen!«
    »James hat mich gewarnt. Er hat mich in so großem Zorn verlassen! Denn ich sagte ihm, daß ich dich niemals aufgeben würde, was immer du tust, was ich wirklich nie, niemals würde! Und er sagte, falls ich dich unterstützte, dann würde ich mich selbst von der Familie trennen – so gräßlich, Abby! –, so daß ich gut daran täte, sorgfältig zu überlegen, bevor ich meine Wahl treffe. Nur gibt es keine Wahl. Es ist also dumm, so etwas zu sagen. Wie kann er annehmen, daß ich irgend jemanden wählen würde außer dir, wenn es sein müßte? Und was das betraf, daß ich sein Gesicht nie wieder sähe, sagte ich, wenn er unfreundlich zu dir sei, dann brauchte er mein Gesicht nie mehr zu sehen. Das ist wahr. Nur kann ich es nicht ertragen, daran zu denken, weil wir immer so glücklich waren. Und selbst wenn wir die anderen nicht sehr oft sehen, so sind sie ja doch unsere Familie!«
    Abby war so gerührt über dieses unerwartete Eintreten für sie, daß ihr die Tränen kamen. »O meine Liebste! Wie tapfer von dir – wie treu! Hast du mich wirklich so sehr lieb?«
    »Aber natürlich!« sagte Selina.
    Abby küßte sie. »Du beste meiner Schwestern!« sagte sie und lächelte durch einen Tränenschleier. »Aber was James betrifft -! Wie wagte er nur, so zu dir zu sprechen? Ich wünschte sehr, ich wäre dabeigewesen!«
    »O nein, Abby! Das wäre viel, viel schlimmer gewesen! Und ich konnte ihm keinen Vorwurf machen. Nicht, als er es mir erzählte!«
    »Dir was erzählte?« fragte Abby scharf.
    Selina wandte erschauernd das Gesicht ab. »Celia -!«
    »Also hat er es dir erzählt, ja? Dieser elende Holzkopf!« rief Abby wütend aus.
    »Er fühlte sich verpflichtet, es mir zu erzählen, und natürlich sehe ich durchaus – weil ich dachte, es sei nur, weil Mr. Calverleigh in seiner Jugend so wild war, was mir wirklich nicht gefallen konnte, aber immerhin -! Also mußte er mir die Wahrheit sagen, und es hat mich völlig niedergeschmettert. Ich kann nicht umhin zu wünschen, er hätte es nicht getan, denn es wäre so viel gemütlicher gewesen, nur sehr unrecht, aber ich hätte nicht gewußt, daß es passiert ist!«
    »Denk nicht mehr daran!« sagte Abby. »Wenn es mich nicht kümmert, braucht es auch dich nicht zu berühren! Sicher wäre es etwas unangenehm, wenn die Leute es wüßten, aber das tun sie ja nicht, und auf jeden Fall war Celia nicht Rowlands Frau, als es geschah!«
    Selina starrte sie entsetzt an. »Abby, das könntest du doch nicht! Ein

Weitere Kostenlose Bücher