Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
Abscheuliches ist, so etwas zu sagen.«
    »Na, Gott sei Dank erkennen Sie das!« antwortete er. »Jetzt werden wir uns viel besser vertragen.«
    »Nein, das werden wir nicht. Nicht, solange Sie nicht aufhören, mich anzuschwindeln, damit ich denke, Sie seien nichts als gräßlich. Bitte sehr – brachten Sie Oliver Grayshott nur deshalb heim, weil Sie es eben wollten?«
    »Doch. Ich habe den Jungen gern. Sie nicht?«
    »Ja, sicher, aber – «
    »Jetzt verrennen Sie sich ja nicht in die Idee, ich sei seinetwegen nach England zurückgekommen!« ermähnte er sie. »Das wäre weit von der Wahrheit entfernt. Ich habe mich auf der Reise um ihn gekümmert, das war alles, keine sehr mühevolle Aufgabe.«
    »Und anschließend machten Sie sich die Mühe, ihn nach Bath zu bringen«, sagte Abby nachdenklich.
    »Oh, das war, weil – « Er unterbrach sich, setzte aber nach einer winzigen Pause ausdruckslos fort: »- weil sein Onkel weitreichende Beziehungen hat und man nie weiß, wann einem die Gunst eines solchen Mannes nützen könnte.«
    »Wie schnell Sie sich doch fangen können!« sagte Abby bewundernd. »Sie waren knapp daran, mir zu erzählen, daß Sie nach Bath kamen, um auch Ihren Neffen zu sehen!«
    »Ah, habe ich Ihnen denn nicht gesagt, daß ich nicht wußte, daß er hier ist? Ich glaube schon«, sagte er unerschütterlich. »Ich hoffe, er hat vor, zurückzukehren. Laut Lady Weaversham ist er ein reines Musterbild, und ich möchte wirklich gern einen Calverleigh kennenlernen, auf den diese Beschreibung paßt.«
    »Den werden Sie in der Person Ihres Neffen nicht kennenlernen!«
    »Wieso wissen Sie das? Sie haben ihn doch noch nie zu Gesicht bekommen.«
    »Nein, aber – «
    »Ferner gefällt er Selina«, fuhr er fort. »Das haben Sie mir selbst gesagt, und ich habe die größte Achtung vor dem Urteil Ihrer Schwester.«
    »Aber nein, wirklich?« sagte sie wütend. »Wann haben denn Sie Selina zu Gesicht bekommen?«
    »Nicht daß ich wüßte«, gab er zu. »Aber ich höre, daß sie Ihre älteste Schwester ist, und wer weiß, ob ich sie nicht vielleicht doch schon einmal kennengelernt habe – bevor ich aus den guten Kreisen ausgeschlossen wurde, natürlich. Und wenn nicht, dann sehne ich mich danach, ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Sie hatten die Ecke der Bridge Street erreicht, und Abby blieb plötzlich stehen. »Nein!« sagte sie nachdrücklich. »Ich wünsche nicht, daß Sie sie kennenlernen! Sie weiß nichts von dem, was Sie mir enthüllt haben – sie weiß nicht einmal, daß ich Sie schon gestern kennengelernt habe! Und ich habe nicht die Absicht – aber auch nicht die geringste! – , Sie ihr vorzustellen.«
    »Nein? Aber man könnte dann annehmen, Sie wüßten nicht, was sich gehört, oder? Falls Mrs. Grayshott mir nicht diesen Dienst erweist, würden Sie einen Pfifferling darauf wetten, daß Lady Weaversham es nicht tut?«
    »Nein – oder auch nicht auf die Möglichkeit, daß Sie meiner Schwester nicht sofort von unserer früheren Begegnung erzählen«, sagte Abby erbittert. »Und noch dazu ohne zu erröten!«
    »Sehr wahrscheinlich«, stimmte er ihr zu.
    Unfähig, eine passende Erwiderung zu finden, ging sie schweigend weiter.
    »Und ich verspreche Ihnen, daß ich nicht rot werde«, fügte er beruhigend hinzu.
    Sie unterdrückte ein Lachen, es gelang ihr aber, mit erträglichem Ernst zu erwidern: »Ich würde nicht annehmen, daß Sie wissen, wie man rot wird!«
    »Das glaube ich auch nicht«, sagte er und unterzog das Problem näherer Überlegung. »In meinem Alter ist es schon viel zu spät, diese Fertigkeit noch zu erwerben, glauben Sie nicht?«
    »Mr. Calverleigh!« sagte sie und wandte den Kopf, um zu ihm aufzublicken. »Seien wir doch etwas ernst! Es stimmt, daß ich Ihren Neffen noch nicht kennengelernt habe, aber Sie haben meine Nichte kennengelernt. Es mangelt Ihnen nicht an Vernunft; Sie sind kein Grünschnabel mehr, sondern ein welterfahrener Mann; und Sie haben Fannys Mutter geliebt! Ich bezweifle es nicht, noch auch, daß es Ihnen einen – einen Stich gegeben hat, als Sie Fanny sahen – daß es Ihnen alles wieder ins Gedächtnis zurückgerufen hat.«
    »Wissen Sie, das Seltsame ist, daß das nicht der Fall war«, unterbrach er sie. »Sieht sie Celia wirklich so sehr ähnlich?«
    Erstaunt und atemlos sagte sie: »Ihr genaues Abbild!«
    »Nein, wirklich? Was für Streiche mir doch das Gedächtnis spielt! Ich war der Meinung, Celia habe braune Augen gehabt.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie

Weitere Kostenlose Bücher