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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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bedenkt, wie sehr in Bath nach ihm geangelt wird!« Als Fanny blutrot wurde, fügte sie hinzu: »Nein, nein, meine Liebe, dich meine ich nicht! Da verhält es sich gerade umgekehrt. Er beachtet die übrigen Mädchen nicht die Spur, und das überrascht mich ja auch wirklich nicht!« Ein festes Kichern erschütterte ihren massiven Busen; Fannys Unbehagen wuchs noch, als sie fortfuhr: »Sir Joshua sagt mir immer wieder, du wirst die Siegespalme davontragen, meine Liebe – was er durchaus nicht müßte, denn das weiß ich selbst sehr gut.«
    An diesem Punkt errang Oliver Abbys Anerkennung, indem er Fanny unter dem Vorwand, ihr etwas unten auf der Straße zeigen zu wollen, von der Gruppe entfernte. Sie setzten sich nebeneinander, und bald schlossen sich ihnen Lavinia und Miss Sophia Weaversham an. Alle vier plauderten fröhlich, bis das gesellige Beisammensein von Lady Weaversham abgebrochen wurde, die sich aus ihrem Sessel hochstemmte und sagte, sie und Sophy müßten jetzt gehen, sonst würde sich Sir Joshua fragen, was wohl aus ihnen geworden sei. Abby wäre ihrem Beispiel gefolgt, erhielt aber von Fanny ein so unverkennbares Zeichen, daß sie gehorsam ihren Abschied verschob. Der Grund kam zutage, sobald die Weavershams gegangen waren, denn Lavinia bat ihre Mama eifrig, ob Fanny bei ihnen zum Mittagessen bleiben dürfe. »Bitte, Mama, sag ja! Ich will ihr die hinreißenden Sachen zeigen, die Oliver für mich in Indien gekauft hat, besonders den Schal – nein, keinen Schal, ich meine nicht die Kaschmirschals, obwohl es die schönsten sind, die ich je im Leben gesehen habe –, aber dieses andere Ding – «
    »Den Sari«, half ihr Bruder lächelnd aus.
    »O ja, Sari!« sagte Lavinia und prägte sich das Wort ein. »Und die Skizzen, die du von allen diesen fremden Orten gemacht hast und von den Eingeborenen und so! Mama –?«
    »Aber sicher, Liebes!« erwiderte Mrs. Grayshott. »Wenn es Miss Wendover erlaubt.«
    »Miss Wendover meint, wie auch bestimmt Sie, Madam, daß der Kranke für heute genug Besucher gehabt hat«, sagte Abby. »Ein andermal, Fanny!«
    Fanny nickte und stand auf. »Ja, natürlich. Ich glaube, es ginge nicht an, es wäre wirklich nicht das richtige!«
    Das hatte sofort Proteste und Versicherungen von Lavinia und Oliver zur Folge, unter deren Deckung Mrs. Grayshott sagte: »Bitte, lassen Sie sie doch hier! Sie tut Oliver so gut! Er gibt sich zwar Mühe, es vor mir zu verbergen, aber er ist sehr niedergeschlagen, weil er, glaube ich, meint, er habe das Vertrauen seines Onkels nicht gerechtfertigt – o natürlich, albern, aber man weiß ja, wie das bei Jungen ist! Die liebe kleine Fanny hat ihn jedoch dreimal zum Lachen gebracht, ganz wie er früher gelacht hat! Lassen Sie sie bei uns. Sie wissen, wir essen so früh wie auf dem Land. Ich verspreche Ihnen, Martha wird sie noch vor Dunkelwerden heimbringen.«
    »Meine liebe Ma’am, wenn Sie es wirklich wünschen… Aber Martha sollen Sie auf keinen Fall bemühen. Ich schicke den Wagen um Fanny und hoffe nur, daß sie Ihnen nicht zu sehr im Weg ist.«
    Dann verabschiedete sich Abby von ihrer Gastgeberin. Dasselbe tat Mr. Miles Calverleigh, ein Umstand, den Abby mit gemischten Gefühlen aufnahm. Er folgte ihr die Treppe hinunter; sie meinte, er wolle sich dafür entschuldigen, daß er sie vor einer halben Stunde so sehr erschreckt hatte. Da sie sich jedoch inzwischen eine ziemlich klare Meinung von ihm gebildet hatte, war sie nicht sehr überrascht, daß seine erste an sie gerichteten Worte, sowie sich die Haustür hinter ihnen geschlossen hatte, lauteten: »Sagen Sie mir doch, bitte, wer und was ist Sir Joshua?«
    »Sir Joshua«, antwortete sie steif, »ist Lady Weavershams Gatte, Sir.«
    »Ja, mein hübsches Gänschen, und auch Sophys Vater«, sagte er empörenderweise. »Mein heller Verstand hat es mir ermöglicht, diese trockenen Tatsachen zu erfassen. Spielen Sie nicht den Dummkopf!«
    »Lassen Sie sich sagen, Sir, daß Sie, falls Sie in die Gesellschaft von Bath aufgenommen werden wollen, gut daran täten, Ihre Manieren etwas zu verbessern«, erwiderte Abby.
    »Ich habe keine und kann sie daher nicht verbessern. Ich hege auch nicht den geringsten Wunsch, in der Gesellschaft von Bath oder sonst einer akzeptiert zu werden. Und wenn sich die Gesellschaft von Bath aus Lady Weaversham und ihresgleichen zusammensetzt – «
    »Natürlich nicht!« unterbrach sie ihn impulsiv. »Ich meine – oh, was für ein abscheulicher Mensch Sie sind!«
    »Nun,

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