Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
falls es das ist, was Sie sagen wollten, dann muß es in Ihrem Kopf ziemlich durcheinandergehen«, bemerkte er. »Ich mag ja abscheulich sein – praktisch weiß ich, daß ich das bin –, aber was hat denn das mit alldem zu tun?« Als sie sich entschlossen auf die Lippe biß, fügte er hinzu: »Ja, so lachen Sie doch! Sie haben ein hübsches Lachen, und ich mag es gern, wie Ihre Augen dabei tanzen.«
    Schuldbewußt darüber, daß diese sehr ungehörige Rede sie eher gefreut als verletzt hatte, sagte sie, so kühl sie konnte: »Wir sprachen über die Weavershams, glaube ich. Es sind sehr nette, würdige Leute, und wenn sie auch nicht – nicht die Creme des Adels sind, so sind sie doch allgemein wohlgelitten.«
    »Also Moneten, eh?« sagte er und zeigte damit, daß er zwar verstand, aber höfliche Zweideutigkeiten nicht beachtete. »Wo haben sie den Titel aufgelesen? Im Bankviertel?«
    »Ich weiß nicht. Sir Joshua hatte, bevor er sich ins Privatleben zurückzog, sicher mit Handel zu tun – sie machen auch kein Geheimnis daraus, aber – aber völlig achtbar!«
    »Nicht nötig, ihn zu verteidigen«, sagte er freundlich. »Ich habe selbst mit Handel zu tun, obwohl Sie es vermutlich nicht gerade als achtbar bezeichnen würden.«
    »Ich wäre erstaunt, wenn ich entdeckte, daß Sie irgend etwas auf achtbare Weise tun«, erklärte Abby, zu Erwiderung gereizt. Entsetzt von ihrem eigenen Lapsus in bezug auf Anstand, war sie froh, daß sie am York House angelangt waren. Hastig fügte sie hinzu: »Unsere Wege trennen sich hier, Sir, also will ich mich verabschieden.«
    »Nein, tun Sie das nicht, das wäre zu früh. Ich begleite Sie heim.«
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden, aber ich versichere Ihnen, das ist ganz unnötig!«
    Sie war am Hoteleingang stehengeblieben, streckte die Hand aus und wiederholte: »Adieu, Mr. Calverleigh!«
    »Wenn Sie sich einbilden, daß ich den ganzen Weg zum Sydney Place wie ein Lakai hinter Ihnen gehe, dann haben Sie sich geschnitten, Miss Abigail Wendover!« sagte er, nahm ihre Hand und zog sie durch seinen Arm. »Ist es jetzt Mode, daß junge Frauenzimmer ohne Begleitung in der Stadt herumzigeunern? Als ich noch in England lebte, war das nicht so.«
    »Ich bin kein junges Frauenzimmer, und ich zigeunere auch nicht herum!« sagte Abby hitzig, zog ihre Hand zurück, ging aber weiter neben ihm her. »Die Zeiten haben sich geändert, seit Sie in England gelebt haben, Sir!«
    »Ja, leider, und nicht zu ihrem Vorteil«, stimmte er traurig zu. »Sehen Sie mir meine Schwächen nach, Ma’am! Da Sie selbst vom Alter heimgesucht sind, sollte Ihnen das nicht schwerfallen!«
    Ein Kichern entschlüpfte ihr. »Seien Sie doch nicht so albern!« ermähnte sie ihn. »Vielleicht bin ich ja nicht vom Alter heimgesucht, aber doch auch nicht mehr so jung, daß ich eine Anstandsdame brauchte. Ich mag Fanny nicht allein ausgehen lassen, obwohl ich einige Mütter kenne, die zumindest hier in Bath nichts dagegen haben. Anders in London, natürlich.« Sie schwieg und sagte nach einem Augenblick: »Darf ich Sie bitten, Sir, sich vorzusehen, was Sie Fanny sagen? Da Sie es für richtig hielten, ihr mitzuteilen, daß Sie ihre Mutter sehr gut kannten, könnte sie versuchen, mit Ihnen über Celia zu sprechen. Sie hat genügend Scharfsinn, um zwei und zwei zusammenzuzählen. Ich weiß wohl, daß Sie es getan haben, damit ich zittere; da Ihnen das gelungen ist, lassen Sie es aber bitte damit genug sein!«
    Er lachte. »Nein, nein, ich habe Sie nur ein bißchen aufgezogen. Sie sahen mich so wütend an, daß ich nicht widerstehen konnte!«
    »Sehr ritterlich!« bemerkte sie.
    »Keine Spur! Ich habe Sie gewarnt, daß nichts Tugendhaftes an mir ist.«
    »Warum bestehen Sie dann darauf, mich heimzubegleiten?«
    »Natürlich deshalb, weil ich Sie heimbegleiten will. Was für eine dumme Frage!«
    Ihre Augen begannen zu tanzen und ihre Lippen zu zittern. »Sie sind doch wirklich der aufreizendste Mensch, dem ich je begegnet bin!« sagte sie.
    »Aber, aber, das ist denn doch zu stark aufgetragen!« protestierte er. »Denken Sie daran, daß ich Ihren Bruder Rowland gekannt habe. Von James habe ich nie viel gesehen, würde mich aber nicht wundern, wenn er genauso schlimm ist. Oder finden Sie langweilige Wichtigtuer nicht aufreizend?«
    »Wenn ich nicht überzeugt wäre, daß Sie allem Anstandsgefühl gegenüber taub sind«, sagte Abby mit schwankender Stimme, »würde ich mich bemühen, Sie darauf hinzuweisen, daß es – es etwas

Weitere Kostenlose Bücher