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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Stacy ungläubig. »Sie verlangen doch nicht von mir, zu glauben, daß Sie ausgerechnet die besucht haben!«
    »Nein. Ich gebe keinen Pfifferling darum, was du glaubst. Warum sollte ich auch?« sagte Miles mit ungeminderter Liebenswürdigkeit.
    Stacy wurde rot und stammelte: »Verzeihung! Es war nur, weil – sie ist doch eine so verteufelte Pedantin, daß ich nicht geglaubt hätte – das heißt – «
    »Ich verstehe«, sagte Miles aufmunternd. »Du hättest gedacht, sie schlägt mir die Tür vor der Nase zu.« Stacy brach in Gelächter aus. »Nun ja!« gab er zu. »Wenn ich Ihnen keinen Respekt schulde, dann brauche ich es vermutlich auch nicht zu beschönigen!«
    »Nein, nicht im geringsten«, versicherte ihm Miles. »Die Sache ist die, daß deine Großtante – Himmel, zu denken, daß Letty Großtante ist! Sie ist bloß ein Dutzend Jahre älter als ich! – Nun, die Sache ist die, daß sie für mich eine Schwäche hatte. Das kann daher kommen, daß sie meinen Vater verabscheute. Wenn ich es recht bedenke, stand ja auch dein Vater durchaus nicht auf dem besten Fuß mit ihr. Oder es kann auch gewesen sein, weil die meisten Frauenzimmer etwas für Wüstlinge übrighaben«, fügte er nachdenklich hinzu.
    »War das der Grund, warum man Sie ins Ausland schickte?« fragte Stacy. »Ich habe es nie genau erfahren – wissen Sie, mein Vater hat nie von Ihnen gesprochen, außer um zu sagen, daß man von Ihnen nicht sprechen dürfe!«
    »Oh, ich war entsetzlich locker«, antwortete sein Onkel herzlich. »Ich fing mit den Frauenzimmern schon in Eton an – deshalb haben sie mich ja ausgeschlossen.«
    Stacy betrachtete ihn mit einiger Ehrfurcht. »Und – und in Oxford?«
    »Daran erinnere ich mich nicht mehr, halte es aber für sehr wahrscheinlich. Der Jammer damals war, daß ich viel zu frühreif war und stets irgendeinen Wirbel in Szene setzte. Aber nichts im Vergleich zu den Streichen, die ich mir in London geleistet habe – ein Springinsfeld, das war ich – und ein verdammter junger Narr! Meine Laufbahn krönte ich damit, daß ich versuchte, mit einer Erbin durchzubrennen. Das wurde der Familie denn doch zuviel, daher sind sie mich losgeworden. Und ich tadle sie wirklich nicht dafür.« Er lächelte seinen Neffen spöttisch an. »Dir war das Glück auch nicht hold, wie?«
    Stacy wurde steif. »Wie bitte?«
    »Hast doch selbst versucht, heimlich zu heiraten, wie?«
    »Das, Sir, möchte ich lieber nicht erörtern! Es war eine unglückselige Episode! Wir wurden von einer, wie wir dachten, unwandelbaren Leidenschaft hingerissen. Die Umstände – die ganze Wahrheit – kann Ihnen nicht bekannt sein, und – kurz, ich fühle mich nicht verpflichtet, mich Ihnen gegenüber zu rechtfertigen!«
    »Guter Gott, bestimmt nicht. Es geht mich nichts an. Ich mag ja dein Onkel sein, aber ich interessiere mich wirklich kaum für dich. Du bist mir zu ähnlich, und ich finde mich todlangweilig. Du unterscheidest dich nur darin von mir, daß du ein Spieler bist. Das ist das einzige Laster, das ich nie hatte, und es erweckt keinen Funken Interesse in mir, weil ich Spielen ebenfalls todlangweilig finde.«
    »Ich nehme an, Sie versuchen mich anzuschwindeln – oder Sie verstehen nichts vom Spiel, und das glaube ich nicht!«
    »O nein! Ich versuchte zu spielen, aber es hat mich nicht gereizt. Zu dumm!«
    »Dumm?!« stieß Stacy hervor.
    »Aber sicher! Was hat man anderes zu tun, als seine Moneten zu setzen und zuzuschauen, wie sich ein Blatt wendet oder ein Würfel fällt? Das gleiche gilt für Pferdewetten. Wenn man mir einen Wettkampf anbieten würde, mein eigenes Pferd gegen einen anderen zu reiten, das wäre Spaß, wenn du so willst. Aber ich bin zu schwer zum Wettrennen und war es immer.«
    »Aber Sie haben gesagt – man hat mir zu verstehen gegeben –, daß Sie meinen Großvater ein Vermögen gekostet haben!«
    »Ich war wirklich kostspielig«, gab Miles zu, »obwohl ich die Summe nicht gerade als ein ›Vermögen‹ ansetzen würde. Aber ich habe sehr viel Spaß aus meinen Ausgaben gezogen. Was, zum Teufel, ist an Hasard oder Pharo Unterhaltsames?«
    Es war offensichtlich, daß Stacy diese Einstellung unverständlich fand. Er starrte Miles an und sagte nach einer Weile: »Ich sollte Sie beneiden. Aber ich tue es nicht. Es steckt mir im Blut und bestimmt auch in dem Ihren. Mein Vater – mein Großvater – Großonkel Charles – oh, sie alle!«
    »Ja, aber du mußt bedenken, daß ich für die Familie eine traurige Enttäuschung war.

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