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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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war, seine Bekenntnisse zu beenden.
    Wie unbehaglich er sich auch fühlen mochte, es war weder seinem Gesicht noch seinem Benehmen eine Spur davon anzumerken. Er schien gut aufgelegt, voller Leben und Witz zu sein, brachte Lavinia dazu, ohne Unterlaß zu kichern. Fanny war veranlaßt, ihre Tante zu fragen, als sie miteinander die Great Pulteney Street hinunterritten, ob sie ihn nicht ebenso charmant wie schön finde.
    »Nun, was das betrifft – er hat angenehme Manieren, aber – hältst du ihn für charmant, Fanny?« fragte Abby in überraschtem Ton.
    »Heiliger Himmel, Abby, jeder Mensch tut das!« rief Fanny.
    »Oh!«
    Erregt sagte Fanny: »Das muß ein Vorurteil sein! Bitte sehr, was findest du schlecht an ihm?«
    Abby lächelte. »Wenn ich es dir sagen würde, Liebes, wärst du bereit, mir in die Haare zu fahren!«
    »Ja – falls du sagen würdest, was du dir meiner Meinung nach denkst! Du hältst ihn für einen Mitgiftjäger, nicht wahr?« Sie wartete einen Augenblick, aber als Abby nichts erwiderte, fuhr sie hitzig fort: »Das ist falsch – und deiner unwürdig, Abby! Verzeih, aber ich lasse nicht zu, daß du ihn beschimpfst! Er wußte nichts von meinem Vermögen, als er sich in mich verliebte. Später, als er es von irgendeiner gräßlichen Klatschbase erfuhr, war er völlig niedergeschlagen – sprach von seiner Anmaßung, sagte, sein Fall sei hoffnungslos, und er hätte sich mir nie, niemals genähert, wenn er die Wahrheit gewußt hätte. So ein Unsinn! Ich glaube wahrhaftig, er wäre weggefahren, wenn ich ihm nicht hätte sagen können, daß es ganze vier Jahre dauern wird, bis ich um einen Penny mehr habe als das Taschengeld, das mir mein Onkel gnädigst gewährt!«
    »Da hast du ihn leider ein bißchen irregeführt, Liebste, und es ist meine Schuld«, sagte Abby entschuldigend. »Ich dachte, du wüßtest es – zumindest hätte ich es angenommen, wenn ich überhaupt daran gedacht hätte. Ich schäme mich zu gestehen, daß ich das nicht tat. Meine Entschuldigung ist nur die, daß wir Geldangelegenheiten nie besprochen haben, nicht wahr? Du wirst in den Besitz deines Vermögens erst mit fünfundzwanzig Jahren kommen.«
    Fanny sah verdutzt drein und rief hitzig aus: »Das ist nicht dein Ernst! Nein, so etwas Schäbiges zu tun! Aber ich brauche doch schon jetzt mehr, als mir mein Onkel gibt, und ich werde viel mehr brauchen, wenn ich mein Debüt in London habe!«
    »Natürlich!« stimmte ihr Abby, durch diese naive Rede sehr ermutigt, zu. »Das weiß dein Onkel – ja, wir haben darüber gesprochen, als ich in London war. Ich versichere dir, du wirst ihn nicht kleinlich finden. Er wünscht, daß du, wie er es ausdrückte, eine rühmliche Erscheinung bietest.«
    »Nicht kleinlich, wenn ich nachgiebig und gehorsam bin! Aber wenn ich mich seiner Tyrannei nicht füge – was dann?«
    »Nein, also, Fanny!« protestierte Abby. »Welche Ursache hast du, je von seiner Tyrannei zu reden?«
    »Keine – bisher! Aber wenn er versucht, mich von Stacy zu trennen, dann ist das Tyrannei! Und ich sage dir das eine, Abby! Mein verhaßtes Vermögen kümmert mich keinen Pfifferling, selbst wenn mein Onkel meine Apanage einstellt, und Stacy kümmert es auch nicht! Nein, es macht mir nichts aus, wenn ich nicht nach London gehe – kein bißchen!«
    »Ich wollte, du redetest nicht in diesem törichten Ton«, sagte Abby scharf. »Jeder Mensch würde dich für eine vollkommene Null halten. Erwartest du allen Ernstes die Erlaubnis deines Onkels, daß du vom Schulzimmer weg heiratest?«
    »Er gäbe sie, wenn Stacy reich und ein Graf oder so was wäre!« sagte Fanny und schluchzte zornig auf.
    »Oh, oh, das täte er nicht!« antwortete Abby. »Da bekäme er es mit mir zu tun! Versuch doch, um Himmels willen, ein bißchen vernünftig zu sein, Kind. Du bist in deine erste Liebe hineingetappt und hältst sie für eine dauernde Zuneigung – «
    »Ich weiß, daß sie es ist!« erklärte Fanny leidenschaftlich.
    »Sehr schön. Mag sein, daß sie es ist, und sollte sie sich als solche erweisen, dann kannst du meiner Unterstützung sicher sein. Der junge Calverleigh hat mir gesagt, er habe vor, deiner würdig zu werden. Wenn es ihm gelingt, seine Lebensweise umzustellen – «
    »Das hat er schon getan!«
    »- dann sehe ich in diesem Fall keinerlei Grund, daß du dich dem Kummer hingibst. Weder dein Onkel noch ich sind grausame Ungeheuer, und falls du, wenn du etwas von der Welt gesehen hast, Calverleigh immer noch allen übrigen Männern

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