Die galante Entführung
daran gehindert, die Erlaubnis meiner Schwester einzuholen, bevor Sie sich Fanny erklärten?« fragte Abby interessiert.
Er biß sich auf die Lippen. »Das hätte ich natürlich tun sollen, aber ich hatte keinen Grund anzunehmen – das heißt, ich glaubte, sie sei sich bewußt – sie betrachtete mein Werben nicht mit Mißfallen! Und zudem hatte ich im Bewußtsein meiner Unwürdigkeit nicht vor… Ah, Miss Abby, Sie verstehen mich nicht! Sie halten mir nicht die Heftigkeit meiner Gefühle zugute, die mich, wie ich bekenne, über die Grenzen des Anstands hinwegrissen!«
»Nein, ich glaube nicht, daß ich Ihnen das zugute halte«, stimmte ihm Abby zu.
Er warf ihr einen herausfordernden Blick zu, dem sie mit einem schwachen, ausdruckslosen Lächeln begegnete. »In dem Augenblick, da ich Fanny sah, war ich verloren!« sagte er dramatisch. »Oh, ich habe mir schon früher eingebildet, verliebt zu sein, oft – Sie sehen, ich versuche nicht, Sie zu täuschen, Ma’am! –, aber als ich Fanny begegnete, wußte ich, daß alles andere nichts als Einbildung gewesen war. Ich bereue meine Vergangenheit bitter – alle meine Torheiten und Unbesonnenheiten! Ja, und ich bin entschlossen, dieses schönen Engels würdig zu werden!«
»Nun, Sie haben eine Menge Zeit, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen«, sagte Abby herzlich. »Man kann nicht wissen, ob es Ihnen nicht doch gelingt, daß mein Bruder Sie vielleicht freundlicher betrachtet, wenn Fanny ihre Großjährigkeit erreicht.«
»Vier Jahre! Miss Abby, weder Fanny noch ich könnten das ertragen! Wir hofften… Fanny war völlig überzeugt, daß Sie – ihre Lieblingstante, wie sie Sie nennt! sich als unsere Freundin erweisen! Ihre Unterstützung muß doch bei Mr. Wendover ins Gewicht fallen.«
»Mein Teuerster, wenn ich meine Unterstützung einer so unpassenden und schlecht fundierten Heirat liehe, dann hielte mich Mr. Wendover für verrückt und ließe mich sehr wahrscheinlich unter Kuratel stellen. Und ich muß sagen, ich könnte ihm daraus keinen Vorwurf machen.«
»Schlecht fundiert!« rief er aus, an dem Wort hängenbleibend. »Ja, das ist das Hindernis! Glauben Sie mir, ich empfinde das genauso klar wie Sie. Meine Erbschaft war verschwendet, noch bevor ich in ihren Besitz kam. Und wenn ich Ihnen sage, daß mein Vater vor meiner Großjährigkeit starb, können Sie beurteilen, wie unreif ich war, wie wenig imstande, wiederherzustellen, was verschwendet worden war! Ich hoffe, ich bin jetzt klüger.«
»Ich bin überzeugt«, sagte Abby höflich, »daß alle Ihre Freunde diese Hoffnung teilen. Ich fürchte jedoch, daß mein Bruder einen wesentlich handfesteren Beweis verlangen wird.«
Gereizt erwiderte er: »Sie mißverstehen mich, Ma’am! Als ich sagte, meine Erbschaft sei verschwendet worden, meinte ich damit nicht, daß ich in Armut versank. Zwischen meinem und Fannys Vermögen mag ein Unterschied bestehen, aber wenn auch meine Ländereien nicht in so gutem Zustand sind, wie ich es wünschen würde, so sind sie doch sehr groß, und schließlich bin ich der Chef der Familie! Auf Danescourt sind seit ich weiß nicht wann Calverleighs gesessen!«
»Seit der Eroberung«, half sie ihm aus und kicherte bei der Erinnerung. »Ihrem Onkel zufolge war der Begründer Ihres Hauses aller Wahrscheinlichkeit nach einer der – der Galgenvögel im Gefolge Wilhelms des Eroberers.«
»Mein Onkel macht gern Witze«, antwortete er mit gezwungenem Lächeln. »Selbst Mr. James Wendover kann wohl kaum etwas an meinem Stammbaum auszusetzen haben. Was das Vermögen betrifft, so weiß ich nicht, wie groß dasjenige Fannys sein mag, und es kümmert mich auch nicht – außer daß ich es, sollte es ein unübersteigbares Hindernis zwischen uns bilden, dorthin wünsche, wo der Pfeffer wächst!«
»Nun, für die nächsten acht Jahre könnte es genausogut dort sein«, sagte sie nüchtern. »Wissen Sie, es wurde meinem Bruder hinterlassen, damit er es für Fanny verwaltet, bis sie das Alter von fünfundzwanzig Jahren erreicht!«
»Fünfundzwanzig!« stieß er hervor, und plötzlich war das Lächeln wie weggewischt. Er fing sich jedoch blitzartig und sagte: »Das wußte ich nicht und bin angenehm überrascht. Unter diesen Umständen entrinne ich sicherlich dem Brandmal, für einen Mitgiftjäger gehalten zu werden.«
Das erschien ihr so einfallslos, daß sie viel zu angewidert war, um ihm zu antworten. Sie ritt schneller weiter, so daß die übrige Gesellschaft bald eingeholt und Stacy gezwungen
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