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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Gattin meines Bruders!«
    »Nein, das war sie nicht.«
    »Jedenfalls war sie mit ihm verlobt, und sie wurde ja dann auch seine Frau! Und wenn es nicht vertuscht worden wäre, dann hätte es einen entsetzlichen Skandal gegeben – den Sie verursachten!«
    »Aber es wurde ja vertuscht«, erklärte er.
    Sie sah ihn hilflos an. »Wie kann ich es Ihnen verständlich machen?«
    »Oh, ich verstehe ja. Ihnen liegt kein Deut an dieser ganzen uralten Geschichte, aber Sie wissen, daß James daran liegt, und Sie haben Angst, daß er einen teuflischen Wirbel macht. Das würde er zwar nicht, aber ich bin überzeugt, er würde Sie zu Tode peinigen und versuchen, Sie zu quälen oder Ihnen abzuschmeicheln, daß Sie mich aufgeben. Das soll Sie jedoch nicht kümmern: Mit James werde ich fertig.«
    Sie sagte leise: »Ich fürchte mich nicht vor James. Wenn – wenn ich wüßte, daß ich richtig handle. Aber es wäre nicht nur James. Meine Schwestern – meine ganze Familie – würden so sehr in Aufruhr gestürzt! Wenn sie mich bloß nicht ganz ausstoßen!« Sie blickte flüchtig auf und versuchte, leichter zu sprechen. »Das würde mir nämlich gar nicht gefallen. Vielleicht wissen sie das über Celia nicht – ja, ich bin sogar sehr sicher, daß sie es nicht wissen. Obwohl ich annehme, Cornelia ist unterrichtet, weil sie James’ Frau ist – aber ach, eines wissen sie: daß Sie der Verlorene Sohn sind!«
    »Ach? Und was wäre, wenn sie es nicht wüßten? Würde meine anstößige Vergangenheit bei Ihnen ins Gewicht fallen?«
    Sie hielt den Kopf gesenkt. Jetzt schüttelte sie ihn leicht. »Nicht, wenn ich Sie genug liebte.«
    »Das klingt mir stark nach einem Tiefschlag. Tun Sie es nicht?«
    Sie sagte offen: »Ich weiß nicht. Das heißt, es ist so leicht, sich in seinen Gefühlen zu irren. Das weiß ich wirklich, denn so jung bin ich nicht mehr. Ich habe nicht ans Heiraten gedacht, und ich nahm an, Sie auch nicht, daher – daher hatte ich keine Zeit zum Überlegen. Ich gestehe, lägen die Umstände anders, dann – dann wäre die Versuchung sehr groß. Aber zu heiraten – und noch dazu in meinem Alter –, um die eigene Familie zu kränken, da gibt es nicht erst etwas zu überlegen. Verstehen Sie?«
    »Nun, ich verstehe, daß Sie verteufelt viele Skrupel haben, aber es hat keinen Sinn, von mir zu erwarten, daß ich auf sie eingehe«, antwortete er. »Familienbande bedeuten mir nichts. Habe ich Ihnen das nicht schon einmal gesagt? Und wenn Sie sich opfern wollen, damit Sie den Vorstellungen Ihrer Familie von Ehrbarkeit entsprechen, so nenne ich das hohlköpfig!«
    Sie lächelte zögernd. »Natürlich! Aber ganz so ist es nicht. Ich glaube nicht, daß ich es erklären kann, weil mir alles im Kopf durcheinandergeht – und mich hohlköpfig macht. Erscheine ich Ihnen gräßlich affektiert?«
    »Ja, aber ich wollte es nicht sagen«, versicherte er ihr. Das Lachen sprang ihr in die Augen. »Abscheulicher Mensch! Wenn Sie mich nur nicht immer zum Lachen brächten! Manchmal frage ich mich, ob Sie überhaupt irgendein richtiges Gefühl haben.«
    »Fast keines, fürchte ich. Würden Sie mich heiraten, wenn ich es hätte?«
    Das überging sie. »Und auch kein Schamgefühl! Aber Sie haben eine sehr schnelle Auffassungsgabe, und ich bin überzeugt, Sie müssen erkennen, wie empörend es wäre, wenn ich genau das täte, was ich bei Fanny zu verhindern suche!«
    »O mein Gott«, stieß er hervor. »Diese Calverleighs –!«
    »Genau!«
    »Glauben Sie wirklich, genau?« fragte er spröde. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen gewisse Unterschiede zwischen den Calverleighs aufzeigte?«
    Impulsiv streckte sie ihm die Hand hin. »Oh, ich weiß, ich weiß! Ihr beide seid wirklich nicht zu vergleichen!«
    Er nahm ihre Hand und hielt sie leicht auf seinem Knie fest. »Oh, einigen Vergleich gibt es schon. Entsetzliche Burschen, wir beide! Ich war einer von den tollen Jungen, als ich in London war; es hieß von mir, ich sei ein Teufelsbraten – viel zu windig! Aber niemand, nicht einmal meine mich liebende Familie, sagte je über mich, daß ich ein Hochstapler oder anrüchig gewesen sei.«
    »Sagt man das von Stacy?« fragte sie ängstlich.
    »Das hat man mir zu verstehen gegeben, und es fällt mir nicht schwer, es zu glauben. Nun, um unsere Laufbahn weiter zu vergleichen: Beide sind wir mit einer Erbin durchgebrannt – oder richtiger, haben es zu tun versucht.«
    »Aber Sie liebten Celia doch! Ihr Vermögen war Ihnen gleichgültig«, warf sie

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