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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wurden! Das hatte ich vergessen.«
    Dieses Zwischenspiel trug viel dazu bei, ihre Verlegenheit zu lösen. Während der Rückfahrt nach Bath sprach er über gleichgültige Themen, so daß sie sich sehr bald wieder wohl fühlte. Sie sah sich vor, Fannys Namen nicht ins Gespräch einfließen zu lassen, und war sehr überrascht, als er es tat und unvermittelt sagte: »Quälen Sie sich nicht zu sehr wegen Fanny! Haben Sie Grund zu fürchten, daß sie beabsichtigt, mit Stacy durchzubrennen? Ich neige nämlich dazu, es zu bezweifeln.«
    Sie antwortete ruhig: »Ich weiß nicht. Ich glaube, sie hat nicht vor, es vor Donnerstag zu tun. Sie erörterte mit mir erst heute morgen, welches ihrer neuen Kleider sie zu der Gesellschaft anziehen sollte, daher glaube ich, daß ich für den Augenblick halbwegs sicher bin. Nachher – nun, wenn sie vorhat, durchzubrennen, wird sie darauf kommen, daß das Abenteuer schwieriger ist, als sie es sich vorgestellt hat.«
    »Ich bin ziemlich überzeugt, daß Sie ihr mehr als gewachsen sind«, sagte er. »Das aber erinnert mich an etwas. Ich muß mich bei Ihrer Schwester entschuldigen: Ich bin kommende Woche nicht in Bath.«
    Sie war sich einer unverhältnismäßig großen Enttäuschung und einer kleinen Unruhe bewußt. Sie sagte: »Das wird meiner Schwester leid tun. Sind Sie – erwarten Sie, lange fortzubleiben?«
    »Nicht länger, als ich für einige Angelegenheiten brauche, um die ich mich kümmern muß und die ich unmöglich verschieben kann.«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte sie gelassen. Dann kam ihr ein Gedanke, sie stieß einen ärgerlichen Ausruf aus und sagte: »Also, wenn ich das bloß gewußt hätte! Dann hätten wir Stacy keine Einladung zu schicken brauchen!«
    »Haben Sie das getan? Warum?«
    »Oh, weil Selina darauf bestand, daß auch Stacy kommen müsse, wenn Sie eingeladen werden.«
    »Aber nein! War ihr Wunsch, mich einzuladen, so groß, daß sie bereit war, Stacy zu empfangen? Ich muß doch einen größeren Eindruck auf sie gemacht haben, als ich wußte!« bemerkte er in erfreutem Ton.
    Abby biß sich auf die Lippen und antwortete sehr würdevoll: »Meine Schwester hat – ich bedauere, es sagen zu müssen – nichts gegen ihn. Sie hält ihn für sehr nett erzogen, daher ist es für sie keine Last, ihn bewirten zu müssen!«

12
    Die Neuigkeit, daß Mr. Calverleigh Bath verlassen hatte, wurde am nächsten Vormittag von Miss Butterbank zum Sydney Place gebracht. Sie war etwas enttäuscht, als sie entdeckte, daß Miss Wendover es bereits wußte. Diese hatte von ihm einen kurzen Brief erhalten, in dem er sich für sein Fernbleiben von ihrer Abendgesellschaft entschuldigte. Da er aber weder den Grund seiner Abreise noch sein Ziel, noch das Beförderungsmittel angegeben hatte, war Miss Butterbank schnell imstande, zwei dieser Unterlassungen gutzumachen. Hinter ihrem Rücken nannte man sie die Kundschafterin von Bath. Sie konnte Miss Wendover erzählen, daß Mr. Calverleigh mit der Londoner Postkutsche am Vorabend um fünf Uhr abgereist war, die Art seines Anliegens hatte sie jedoch nicht entdeckt und konnte nur einige Vermutungen vorbringen.
    Miss Wendover hörte mit Erleichterung von der Abreise und gönnte sich die Hoffnung, daß Mr. Calverleigh nicht vorhatte, nach Bath zurückzukehren. Sie mochte zwar töricht sein, aber ihrer Aufmerksamkeit war es nicht entgangen, daß er und Abby erstaunlich gut Freund geworden waren, ein Umstand, der sie mit bösen Vorahnungen erfüllte. Er war ein interessanter Mann und einer, der ihrer Meinung nach sehr schlecht behandelt worden war, aber einen unpassenderen Gatten für Abby konnte man sich kaum vorstellen. Als ihr zuerst hinterlistig Andeutungen gemacht worden waren, daß Abby ihn ermutigte, ihr den Hof zu machen, war sie ebenso ungläubig wie empört gewesen, als jedoch Abby, nicht damit zufrieden, ihn ins Theater zu begleiten, es sich auch zur Gewohnheit machte, in der Umgebung mit ihm umherzufahren, wurde ihr sehr unbehaglich zumute, und sie enthüllte der treuen Miss Butterbank, sie wünschte, keiner der beiden Calverleighs wäre je nach Bath gekommen.
    Deren Auftauchen hatte ihren Frieden wirklich gestört. Zuerst war es Stacy gewesen (der arme junge Mann!), der Fanny den Hof gemacht hatte, was verständlich war, aber James’ Wut und sogar in gewissem Maß auch Abbys Wut über ihr Haupt gebracht hatte. Leider hatte er sich als traurig haltlos erwiesen, falls man James und George glauben wollte. Selina hätte es zwar nicht

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