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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ich mich nicht verhört habe. Der Filius unseres Sicherheitschefs hieß Theodore? Nannte sich der mysteriöse Kassiberschreiber, der Alex Daniels im Gefängnis dazu riet, ihre DNA mit der des Toten vom Louvre vergleichen zu lassen, nicht Theo?«
    Einen Moment lang drang nur leises Rauschen aus dem Hörer. »Verdammter Mist! Ich bin ein Esel«, fluchte Mortimer schließlich. »Daniels sagte, die Warnung, die sie vor dem Gasanschlag erhalten hatte, sei ebenfalls mit Theo unterschrieben gewesen. Das hätte mir auffallen müssen.«
    »Im Vergleich zu meiner bescheidenen Akte haben Sie vermutlich schon einen ganzen Schrank von Unterlagen. So etwas kommt vor. In mir rumort ein furchtbarer Verdacht, Mortimer. Könnten Sie mir… nein, eigentlich uns einen Gefallen tun?«
    »Wenn ich nicht wieder eine Leiche für Sie ausbuddeln muss.«
    »Ich hatte eigentlich an zwei gedacht…«
    »Was? Sind Sie jetzt völlig übergeschnappt! Sie wissen wohl nicht, was das jedes Mal für ein Papierkram…«
    »Mortimer«, unterbrach Darwin den Polizisten, »jetzt hören Sie mir doch erst einmal zu.«
    In geraffter Form verlieh er seinen Gedanken Ausdruck: Julian Kendish besaß alles Wissen, um an die bisher zerstörten und gestohlenen Kunstwerke zu kommen. Seine Vita verschwindet in Schottland ebenso in einem schwarzen Loch wie die des Militärarztes James Jordan. Alex Daniels und Terri Lovecraft wurden höchstwahrscheinlich im Großraum Edinburgh geboren. Norman Daniels und James Jordan dürften einander mit ziemlicher Sicherheit gekannt haben. Und von Jordan führte womöglich eine Spur über seinen Sohn Jack, Martin Cadwells Bodyguard, wieder zu ArtCare.
    »Da gibt es eine Verbindung, Mortimer«, sprach Darwin aufgeregt ins Telefon. »Irgendwas wird da vertuscht. Ich bin überzeugt, Kevin Theodore Kendish weiß davon, vermutlich durch seinen Vater. Wenn er derjenige ist, der Terri Lovecraft in den Tod getrieben oder sogar ermordet hat, dann könnte er auch seinen Alten umgebracht haben.«
    »Und wieso sollte er das tun?«
    »Julian hatte eine nicht unerhebliche Erbschaft gemacht. Vielleicht brauchte Theo das Geld, um einen wie auch immer gearteten Plan zu verwirklichen.«
    »Sie meinen etwas in der Art wie: Ich bringe jetzt alle Zwitter des Jahrgangs ‘82 um?«
    »Was weiß ich! Wenn Sie die beiden ausgraben und obduzieren, wissen wir vielleicht mehr.«
    »Wen? «
    »Na, Kevin und seinen Vater.«
     
     
    Longfellow hatte versprochen, sich Darwins Ansinnen durch den Kopf gehen zu lassen. Er wolle sich wieder melden.
    Gegen elf kam endlich der ersehnte Anruf von Robert Mackenzie aus Schottland. Darwin sprang aus seinem Bürosessel auf und blickte aus dem Fenster.
    »Hast du etwas herausgefunden, Bob?«
    »Ein bisschen. Sagt dir das Roslin-Institut etwas?«
    »Ja… Das heißt, nicht wirklich. Was ist damit?«
    »Vermutlich klingelt’s bei dir, wenn du den Namen Ian Wilmut hörst.«
    »Machen wir kein Ratespiel draus, Bob. Dafür fehlt mir im Moment der Nerv.«
    »Wilmut war der Vater des Klonschafs Dolly. Norman und Cynthia Daniels haben für ihn gearbeitet. Sie waren Biologen, genauer gesagt Genetiker, aber ihr Schwerpunkt lag mehr auf…«
    »… den Experimenten.«
    »Wenn du schon alles weißt, dann brauche ich ja nicht…«
    »Entschuldige. Was hast du noch herausgefunden?«
    »Das war’s eigentlich so ziemlich.«
    »Keine Zeitangaben? Wann haben die zwei im Roslin-Institut gearbeitet?«
    »Ach so! Hätte ich fast vergessen. Sie waren von 1982 bis 1994 dort.«
    Darwin nickte. Das passte. »Danke, Bob.«
    »Keine Ursache, Darwin. Komm doch mal wieder vorbei. Wir brauchen immer Leute zum Tauziehen.«
    »Ich denk drüber nach.«
    Darwin verabschiedete sich und legte auf. Als er sich wieder dem Schreibtisch zuwandte, bemerkte er aus den Augenwinkeln eine Gestalt. Erschrocken fuhr er zur Tür herum.
    Dort stand, lässig an den Rahmen gelehnt, Dr. Cadwell.
    Er wirkte amüsiert. »Warum so überrascht, Darwin?«
    Der Detektiv rang sich ein Lächeln ab. Wie viel hatte sein Boss von dem Telefonat mitbekommen? »Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass der General sich unters Fußvolk mischt.«
    »Mit wem haben Sie gesprochen?«
    »Nur jemand, der mir bei meinen Ermittlungen hilft«, antwortete Darwin ausweichend.
    Cadwell trat ganz in den Raum und schloss hinter sich die Tür. Gemächlich lief er zum Sideboard, schob die Zeitungen zur Seite und setzte sich mit einer Gesäßhälfte darauf. Eine Weile musterte er sein Gegenüber mit

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