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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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lassen.«
    »Lass dir irgendetwas einfallen, Becky. Ich brauche das Bild in digitaler Form hier im Museum, und zwar morgen Früh, so gegen zehn.«
    »Welche Farbe soll die Schleife haben, die ich drum herum binden darf?«
    »Du bist ein Schatz.«
    »Alter Charmeur.«
    Darwin gab Becky eine E-Mail-Adresse, an die sie das Foto schicken konnte, und wünschte ihr einen guten Abend. Nachdem die Verbindung getrennt und das Handy in seinen offiziellen Zustand zurückversetzt worden war, glitt sein Blick wieder zu der aufgeschlagenen Akte. Zuoberst hatte er eine Klarsichthülle mit dem halb versengten Foto der Angelgesellschaft eingeheftet. Sein Finger strich über das mit dunklen Haaren zugewucherte Gesicht an Norman Daniels’ rechter Seite. Darwin lächelte.
    »Wollen doch mal sehen, ob du uns morgen nicht deinen Namen verrätst.«
     
     
    Die Titelmelodie von Starsky & Hutch riss Darwin aus dem Schlaf. Benommen tastete er nach dem Handy, stieß es fast vom Nachttisch, bekam es im letzten Moment aber doch zu fassen.
    »Hallo?«, lallte er. Seine Zunge schien noch zu schlafen.
    »Mr Shaw?«, antwortete eine wohlklingende Frauenstimme.
    »Ja?«
    »Entschuldigen Sie die frühe Störung.«
    Darwin sah auf die Uhr. Es war acht Minuten nach sieben. »Ich wäre sowieso gleich aufgestanden.«
    »Würden Sie bitte kurz am Apparat bleiben?«
    Die Frage war eher als Befehl gemeint, denn ehe er etwas erwidern konnte, hing er auch schon in Warteposition. Nach wenigen Sekunden meldete sich ein männlicher Bariton, der ihm irgendwie bekannt vorkam.
    »Mr Shaw?«
    »Immer noch derselbe. Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Das tut nichts zur Sache, Mr Shaw. Sie sammeln Informationen über ein Forscherehepaar mit Namen Daniels?«
    Im Nu hatte Darwin seine Beine aus dem Bett geschwungen und saß kerzengerade auf der Matratze. »Woher wissen Sie das?«
    »Zeitverschwendung, danach zu fragen«, erwiderte der Unbekannte. »Versuchen Sie es mit einem anderen Namen, Mr Shaw. Strecken Sie zur Abwechslung Ihre Fühler nach Cynthia und Sean O’Connor aus.«
    Darwin schüttelte empört den Kopf. »Sie rufen mich hier noch vor dem Aufstehen an und mischen sich in meine Ermittlungen ein? Warum sollte ich auf Sie hören?«
    »Weil Sie die Wahrheit suchen, Mr Shaw, und ich sie kenne.«
    »Dann sagen Sie mir, wer Sie sind?«
    Der Unbekannte am anderen Ende der Leitung zögerte. Dann antwortete er: »Jemand, der viel zu lange geschwiegen hat.«
    Es klickte, und das Gespräch war beendet.
    Darwin nahm das Handy vom Ohr und starrte entgeistert aufs Display. »Unbekannt«, stand da. Was war das eben gewesen? Wer war das gewesen?
    Jemand, der zu lange geschwiegen hat.
    Was bedeutete das? Darwin glaubte die leicht vibrierende Stimme des anonymen Anrufers schon einmal gehört zu haben, aber er konnte sie keinem bekannten Gesicht zuordnen.
    Allmählich erlangte er seine Fassung zurück. Rasch notierte er die Namen, die ihm der Fremde gesagt hatte: Cynthia und Sean O’Connor. Konnte es sein, dass Alex nicht einmal wusste, wie ihre Adoptiveltern in Wirklichkeit hießen? Oder hatte sie ihm deren wahre Identität verschwiegen? Wenn ja, warum?
    Erneut baute er sein Handy um und verschickte als anonymer Teilnehmer eine Kurznachricht an Detective Superintendent Mortimer Longfellow.
     
    Habe Hinweis auf frühere Identität der Adoptiveltern von A. D. Bitte rufen Sie mich so bald wie möglich un ter der angezeigten Nr. zurück.
    Detective David Starsky
     
    Darwin war gerade beim Rasieren, als sein Handy abermals die Titelmelodie der Krimiserie spielte.
    »Hier Longfellow. Was soll dieses konspirative Getue?«
    Darwin berichtete von dem Überraschungsauftritt seines Chefs in der fünften Etage des ArtCare Building.
    »Aber Sie sehen noch keine Heckenschützen auf jedem Dach, die Sie mit Zielfernrohren verfolgen?«, vergewisserte sich der Kriminalbeamte.
    »Ich sage ja nicht, dass ich abgehört und bespitzelt werde, Mortimer, aber allmählich komme ich mir wie in einem schlechten Spionagefilm vor.« Darwin erzählte nun auch von dem ominösen Telefonanruf.
    »Also gut«, brummte Longfellow. »Ich werde gleich einen Mann auf Mr und Mrs O’Connor ansetzen. Sind Sie tagsüber unter diesem Anschluss erreichbar?«
    »Benutzen Sie die Nummer meines Firmenhandys. Notfalls schalten wir auf eine sichere Leitung um.«
    »Mein Gott, Sie hören sich wirklich schon wie 007 an!«
    »Irgendwas Neues in Sachen Alex Daniels?«
    »Nichts. Sie ist wie vom Erdboden

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