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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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befand. Dahinter ragte ein zweistöckiges Landhaus auf. Sein Sockel bestand aus grob gehauenen Steinen, darüber war Fachwerk. Die üblichen Regenrinnen hingen an den Wänden. Das Dach bestand aus moosbedeckten, verfleckten Ziegeln. Äußerlich sah Theos Anwesen eher vernachlässigt aus. Nichts ließ das teilweise hoch moderne Interieur erahnen.
    »Das ist das Haus«, sagte Alex.
    »Sicher?«, fragte McCauley noch einmal.
    »Was wollen Sie hören?«, erwiderte sie gereizt und gestikulierte mit ihrem Arm in Richtung Haus. »Ich habe einen Blick aus einer Abstellkammer im Obergeschoss geworfen und mal durch die Eingangstür da rechts gesehen. Der Kies stimmt, das umsäumte Blumenbeet stimmt – mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Der Einsatzleiter nickt e. »Nehmen Sie’ s nicht krumm, Ms Daniels. Aber bei dem, was gleich hier abgehen wird, musste ich das fragen.«
    Er winkte einen in der Nähe kauernden Mann heran, legte ihm die Hand auf die Schulter und erklärte: »Das ist Second Lieutenant Aitken. Er sichert diesen Abschnitt, falls der Vogel versucht auszufliegen. Ab jetzt ist er außerdem Ihr Bodyguard. Sie tun nichts, es sei denn, der Lieutenant erlaubt es Ihnen. Verstanden? «
    Alex nickte und sah ein wenig beklommen in das ebenfalls schwarz geschminkte Gesicht ihres neuen Leibwächters. Sie schätzte es jünger ein als das des schnurrbärtigen McCauley, eine Vermutung, die sich durch die fast jungenhafte Stimme Aitkens zu bestätigen schien.
    »Ich bin Peter«, sagte er und streckte ihr seine Rechte entgegen.
    »Alex.« Sie griff nach der Hand und schüttelte sie.
    »Sie sind mir persönlich für die Lady verantwortlich, Peter«, schärfte McCauley seinem Mann noch einmal ein. Dann verschwand er hinter einem Busch.
    Aus ihrem Versteck konnte Alex gut beobachten, was beim Haus vor sich ging. Die Dämmerung war inzwischen weit fortgeschritten. Ungefähr sieben der schwarzen Gestalten erschienen zwischen den Bäumen und überquerten die Auffahrt. Sie schienen mehr zu gleiten, als zu laufen. Allerdings konnten selbst die Männer der Eliteeinheit nicht fliegen – der Kies knirschte verräterisch unter ihren Stiefeln. In Rautenformation rückten sie zum Eingang vor. Die hinteren zwei Kämpfer schleppten an Trageschlaufen einen schweren Zylinder mit sich, dessen Funktion Alex schnell klar werden sollte.
    Aus anderen Verstecken näherten sich weitere Männer dem Haus. In geduckter Haltung rückten sie bis zur Außenmauer vor und warteten dort beiderseits des Eingangs.
    Nachdem Ruhe in das Huschen und Schleichen gekommen war, schwangen die beiden Kämpfer aus der Rautenformation ihren Zylinder gegen die Tür. Das Ding war ein Rammbock, schwer genug, um das Schloss mit einem einzigen Schwung zu sprengen.
    Als würden die schwarzen Gestalten plötzlich in das Gebäude gesaugt, stürmten die Männer durch das Nadelöhr.
    »Das ist immer der heikelste Moment«, erklärte Second Lieutenant Aitken flüsternd.
    »Warum werfen Sie keine Blendgranaten und Brandbomben und seilen sich vom Dach ab, um durch die Fenster zu springen?«, entgegnete Alex.
    Das schwarze Gesicht grinste. »Sie gucken zu viel Fernsehen, Alex. Solche Mätzchen erlauben wir uns nur bei Geiselnahmen, wenn eine ganze Bande von Terroristen auf einen Schlag unschädlich gemacht werden muss. Hier haben wir es mit einem Einzelgänger zu tun.«
    Sie blickte wieder zum Haus. Nachdem sie einen Teil der morgendlichen Einsatzbesprechung mitbekommen hatte – die Anti-Terror-Kämpfer orientierten sich im Gebäude anhand der von ihr erstellten Pläne –, konnte sie sich in etwa vorstellen, was jetzt da drinnen ablief. Die Bewaffneten würden in jeden Raum vordringen und ihn nach eingehender Inaugenscheinnahme als »sicher« melden. Wenn alle Zimmer gecheckt waren, bekam das ganze Haus den Unbedenklichkeitsstatus, und der offizielle Teil des Vormittags konnte beginnen: stolz lächelnde Honoratioren, Fernsehkameras, Foto objektive, Interviews…
    Kein einziger Schuss wurde abgegeben.
    Alex rechnete mit allem Möglichen. Es würde sie nicht wundern, wenn man in dem Gebäude Theos Leiche fand, vielleicht neben einem guten Glas Wein. Er hatte seine Botschaft in die Welt getragen, die »Galerie der Lügen« war komplett. Die Symbolik des Unachtsamen Schläfers schien auf ein morbides Ende hinzudeuten. Einen lebensbejahenden Eindruck hatte ihr Bruder jedenfalls nicht auf sie gemacht, als sie mit ihm dinierte und er ihr sein Innerstes offenbarte. Es war eine Weltsicht am

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