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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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vorkam. Der Ratsherr wußte nichts von Milcoms Plänen. Und ein Prophet konnte die Befehle seines Gottes nicht mißachten.
    »Was?«
    »Wenn du ihnen eine Chance gibst, wirst du feststellen, daß sie sehr schlau sind.«
    »Schlau? Die sind beide völlig senil!«
    Adom verzog den Mund und starrte auf den Saum seiner flachsenen Robe. »Du verstehst das nicht. Es sind schlichte Seelen.«
    »Weißt du, was Funk gestern getan hat? Hat es dir jemand berichtet?«
    Adom schüttelte den Kopf.
    Ornias stemmte die Hände in die Hüften und stapfte verärgert zum Fenster, um auf die Wildnis Horebs hinauszublicken. Staub wirbelte im goldenen Sonnenlicht empor und warf einen dunstigen Schleier über ihn.
    »Ich habe dem Narren eine vertrauliche Botschaft für Techniker Lumon mitgegeben. Fünf Stunden später entdecke ich Funk, wie er in der Küche die Suppe probiert – und die Nachricht war verschwunden! Ich mußte Lumon aufsuchen, um zu klären, daß sie tatsächlich nicht überbracht worden war. Anschließend mußte ich dann jeden einzelnen Schritt Funks zurückverfolgen, um die Botschaft zu finden, bevor sie in die falschen Hände geriet.«
    »Hast du sie gefunden?«
    Ornias’ limonengrüne Augen verengten sich. Er nickte ernst und warf Adom einen bösen Blick zu. »Ja, deine ›schlichte Seele‹ hatte sie im Bad zurückgelassen, als er die Unterkünfte der weiblichen Dienerschaft verließ. Ich mußte sie herausfischen!«
    Ein leises Lächeln kräuselte Adoms Lippen. »War er … im Bad? Ich meine, mit …«
    »Oh, die Frauen streiten das ab, aber ich bin mir da nicht so sicher. Ich glaube, der alte Waschbär ist ganz schön lüstern.«
    Ein Kichern stieg in Adoms Kehle auf. Ornias’ Gesichtsausdruck wurde noch kühler, seine Augen blickten eisig.
    »Jetzt findest du das auch noch lustig«, meinte der Ratsherr düster, »aber warte ab, bis die Magistraten den Planeten angreifen und du mir durch einen dieser alten Narren eine Botschaft schicken willst, damit ich Truppen aushebe.«
    »Die Magistraten haben keinen Grund, uns anzugreifen.«
    »Sei nicht albern. Tahn segelt da oben immer noch mit seinem Schlachtkreuzer herum. Ich bin sicher, wenn die Magistraten einen Grund finden, werden sie ihn auch nutzen. Und wenn Funk oder Calas gebraucht werden, um …«
    »Du meinst, nachdem Horeb zu Schlacke verbrannt ist, finden wir sie in der Küche, wo sie die Suppe probieren?«
    »Das ist sehr wahrscheinlich.«
    Adom lächelte über die Ironie, legte dann das Buch auf den Tisch, stand auf und ging über den dichten Teppich. Ein heißer Wind drang zwischen den roten Vorhängen ins Zimmer und zerzauste sein blondes Haar. »Du mußt einsehen, Ratsherr, daß Yosef Calas eine große Hilfe auf unserem Marsch durch die gamantische Hierarchie sein kann. Allein sein Name steht für Generationen von Führern.«
    »Adom«, murmelte Ornias, »hast du kluge Bücher gelesen oder etwas in dieser Richtung? Wie kommst du auf diesen Gedanken? Es ist wirklich eine sehr schlaue Idee. Ich bin überrascht, daß ich nicht selbst darauf gekommen bin.« Seine Augen blickten so erstaunt wie stets, wenn Adom etwas Sinnvolles zur politischen Lage äußerte. Das ärgerte den Mashiah ein wenig. Hielt der Ratsherr ihn für einen Idioten?
    »Dann verstehst du also, daß wir …«
    »Trotzdem könnten wir ihm eine bedeutungslose Stellung geben, statt einer so heiklen als dein Helfer.«
    »Ich mag ihn als Adjutanten. Auf diese Weise kann ich ihn besonders gut behandeln und ihm meine persönliche Aufmerksamkeit schenken.«
    Ornias schnaubte. »Ich glaube kaum, daß er die verdient.«
    »Ich mag ihn.«
    »Ja, na schön …« Er warf die Arme hoch. »Also gut. Und wie gedenkst du Calas zu unserem Nutzen einzusetzen?«
    »Ich dachte, das könnten wir von Fall zu Fall entscheiden.«
    »Du meinst, wir benutzen ihn, wenn sich die Notwendigkeit ergibt?«
    Adom, der sich über Milcoms Pläne nicht ganz im klaren war, wurde ein wenig blaß und scharrte nervös mit den Füßen, während er zu der Statue aus rosa Achat hinüberschaute. »Etwas in der Art, ja.«
    Ornias bemerkte seine unsichere Haltung. »Na ja, wie auch immer, ich glaube, du hast recht. Calas ist es wert, gehätschelt zu werden.«
    »Und er ist ein guter Mann.«
    »Er ist ein ungeschickter Narr. Er vergißt die Dinge im gleichen Moment, in dem man sie ihm erzählt, oder er gibt vertrauliche Informationen an die falschen Leute weiter. Aber du hast recht, was die Möglichkeiten angeht, die sich durch ihn

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