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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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eröffnen.«
    Adom erwiderte nichts, verschränkte die Arme und beobachtete Ornias unter seinen goldenen Wimpern hervor. Er hatte den starken Verdacht, daß der Ratsherr jeden als ungeschickten Narren betrachtete, ausgenommen sich selbst.
    »Adom«, sagte Ornias nachgiebig und lächelte entschuldigend. Er rückte näher und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Vergib mir meine harten Worte. Ich weiß, daß du Funk und Calas magst. Da ich aber auch weiß, wie sanft und nachgiebig du bist, halte ich es für meine Pflicht, meine eigene Meinung zu derartigen Dingen offen und ehrlich zu sagen – auch wenn das mitunter ein wenig herb klingen mag. Auf diese Weise erhältst du den nötigen Überblick, um deine eigenen Entscheidungen zu treffen.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich möchte nicht erleben, daß man dich verletzt. Du weißt, ich habe immer mein Bestes gegeben, um für dich zu sorgen.«
    »Ich weiß.« Das schleimig-väterliche Gehabe zerrte an Adoms Nerven. Die einzige Person, die wirklich jemals für ihn gekämpft hatte, war Milcom. Adom preßte die Lippen fest zusammen und schaute zur Seite. Ornias schirmte ihn von der Wahrheit ab und flößte ihm seine Lügen löffelweise ein. Das wußte er. Gott hatte ihm Ornias’ Teilwahrheiten hin und wieder enthüllt, ihn jedoch angewiesen, diese Täuschungen nur zur Kenntnis zu nehmen, nicht aber zu ahnden. »Laß Gott die Arbeit Gottes tun«, hatte Milcom gesagt. »Zu gegebener Zeit wird die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen.«
    Ornias fuhr sich mit der Hand durch das braune Haar und warf Adom einen forschenden Blick zu, als wollte er dessen Gedanken lesen. »Was ist los? Du siehst besorgt aus.«
    »Ich habe nur darüber nachgedacht, wie wir Yosef benutzen könnten.«
    »Ich hätte da schon ein paar Ideen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ist dir klar, daß es auf Kayan und einem Dutzend anderer gamantischer Welten zu Unruhen gegen die Magistraten gekommen ist?«
    »Weil sie glauben, die Regierung hätte Zadok getötet?«
    »Ja. Und weil …« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du weißt ja, wie die Gamanten sind. Ich nehme an, Zadoks Tod war ihnen als Anlaß für eine Revolte so lieb wie jeder andere. Diese Narren! Die Magistraten werden sie wie Fliegen zerquetschen.«
    »Vielleicht aber auch nicht. David hat Goliath auf der Ebene von …«
    »Adom«, sagte Ornias herablassend, »von unserem Volk sind vielleicht noch eine Million Menschen in der Galaxis übrig. Selbst wenn wir uns zusammenschließen würden – und Gott weiß, das wird niemals geschehen –, könnten wir trotzdem nur eine halbe Million Soldaten aufstellen. Allein die Streitkräfte der Regierung zählen nach Milliarden!«
    Das Sonnenlicht bohrte sich quer durch die Ratskammer und blendete Adoms Augen. Er beobachtete, wie das Licht über die goldenen Stickereien des Teppichs huschte und dann weiter glitt, um die Statue Milcoms zu beleuchten. Die steinernen Augen Gottes schienen zu funkeln, als wären sie lebendig. Er betrachtete sie und gewann Stärke und Zuversicht aus dieser Illusion.
    »Was schlägst du vor?«
    Ornias’ gebräuntes Gesicht leuchtete auf, und er ballte eine Faust. »Wir sollten ein Loch in die Hierarchie schlagen und uns auf diese Weise einen bequemen Zugang verschaffen. Die gamantische Zivilisation ist im Moment geschwächt und verlangt nach Führung, die wir ihr bieten könnten.«
    »Aber wir vertreten nicht die traditionelle gamantische Theologie. Weshalb sollten sie sich uns plötzlich zuwenden? Ich bin davon ausgegangen, daß es Jahre der Predigt und Lehre bedarf, um …«
    »Nicht, wenn wir es richtig anpacken.«
    »Richtig?«
    »Ja.« Ornias rieb sich das bärtige Kinn und rückte ein wenig näher. Seine limonengrünen Augen leuchteten. »Wenn wir unsere religiösen Lehren als Wiedererweckung tarnen … als Rückkehr zu den wahren Lehren unserer Vorfahren, dann können wir …«
    »Die Religion Milcoms ist eine Rückkehr zu den alten, wahren Lehren. Der älteste Text berichtet davon, wie unser großer Vorfahr Solm in den Hügeln bei Yershulim einen Tempel für Milcom errichtet hat. Es ist nur so, daß wir durch die Bücherverbrennungen der letzten Jahrtausende die ursprünglichen Lehren verloren haben. Deshalb ist Milcom ja auch zu mir gekommen, um die Gamanten wieder auf den richtigen Weg zu führen.«
    »Ja, natürlich«, stimmte Ornias ungeduldig zu und schritt nervös auf und ab.
    Adom runzelte die Stirn. Jedesmal, wenn er über Milcom oder dessen Besuche sprach, reagierte Ornias

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