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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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sieben kristallenen Paläste Gottes zu durchstreifen, die sich in Arabot befanden, dem siebenten Himmel.
    Er ließ die Bäume hinter sich und erblickte das im Licht der untergehenden Sonne schimmernde Tor. Die gewaltigen ionischen Säulen ragten bis zum Himmel empor und berührten die rubinroten und lavendelblauen Wolken. Ein Chor von Seraphim ließ ein Lied erschallen; ihre Stimmen erklangen in einer schier unglaublichen Harmonie.
    »Zadok?« grollte ein müder, volltönender Bariton. »Spute dich, Patriarch. Epagaels Geist ist unschlüssig.«
    Der Erzengel Michael schwebte aus den Wolken herab. Seine milchweißen Schwingen leuchteten violett im Licht der untergehenden Sonne. Zadok verrenkte den Nacken, um den spiralförmigen Flug des himmlischen Wesens zu verfolgen. Von allen Engeln ließ nur Michaels Schönheit das Herz stocken.
    »Worüber ist Gott unschlüssig?«
    Als der Erzengel mit den Flügeln schlug, um vor dem Tor zu landen, fiel seine goldene Robe auf die Füße herab. Er faltete sorgfältig seine Eiderdaunenschwingen zusammen und wandte sich um. Sein kristallines Gesicht strahlte so hell, daß es Zadok schwer fiel, den Blick weiter auf ihn gerichtet zu halten.
    »Die Impertinenz der Menschen hat ihn erschöpft. Er spielt mit dem Reshimu herum.«
    »Das Reshimu? Der Rückstand des Lichts, der geblieben ist, als Gott sich zurückzog, um die Leere vor der Schöpfung zu erfüllen?«
    »Ja, genau wie Rückstand, der einer Flasche anhaftet, nachdem der Wein ausgeleert ist. Dieses Licht durchdringt noch immer alles auf seinem Sturm in die Vergessenheit. Hintergrundstrahlung, wenn du so willst.«
    »Warum spielt Gott damit, Lord Michael?«
    »Weil es die Quelle alles Bösen ist, Zadok. Das ist dir doch sicher bekannt.«
    Zadok blinzelte und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. »Nein, daß wußte ich nicht.«
    »Tja, … dann, Zadok«, sagte Michael und tippte sich nachdenklich gegen das kristallene Kinn, »ist das die Frage, die du beantworten mußt, um das siebente Tor zu durchschreiten und deinen Weg durch die Kristallpaläste zu suchen. Auf welche Weise ist das Reshimu mit dem Bösen verbunden?«
    »Aber Michael. Ich dachte, Aktariel wäre für das Böse verantwortlich? Der Betrüger …«
    »Oh, in gewisser Weise trifft das zu.« Er lächelte in sich hinein. »Als unser Führer hätte er nicht so verdammt demokratisch sein sollen. Hätte er auf seinem eigenen Willen bestanden, wäre nichts von alledem geschehen.«
    »Aber sein Wille ist es doch, Böses zu tun! Das ist doch der Grund, warum es Kummer und Leid gibt. Er verführt die Menschen dazu, vom Pfad der Tugend abzuweichen.«
    »Von Epagaels Blickwinkel aus gesehen ist das wahr. Du hast deine Lektionen gut gelernt, Patriarch. Doch es gibt auch andere Sichtweisen.«
    »Welche?«
    »Eile, Zadok. Dir bleibt nicht viel Zeit, wenn du dein Universum retten willst. Und ohne dich ist es mit Sicherheit verloren.«
    Furcht überfiel Zadok wie ein kalter Hauch aus den Gruben der Finsternis. »Verloren?«
    »Ja, so oder so. Entweder geschieht es durch Epagael oder durch Aktariel.«
    »Bitte, Herr, hilf mir. Ich habe die alten Texte über das Reshimu seit mehr als hundert Jahren nicht mehr studiert. Gib mir einen Hinweis.«
    Michaels Bernsteinaugen glühten. Er senkte den Blick auf den kleinen, grasbewachsenen Hügel neben Zadok und sprach leise mit sich selbst. »Um der alten Zeiten willen, Akt? Ich weiß nicht. Wenn Gott das wüßte, würde er …«
    »Michael, bitte! Du hast gesagt, die Zeit drängt!«
    Michael unterbrach ihn mit einer brüsken Handbewegung. »In Ordnung, Zadok. Aber ich riskiere nicht um deinetwillen die Vertreibung aus dem Himmel. Ich tue es für einen alten Freund, der blind und starrsinnig ist. Einen Freund, an dessen Seite ich einst an einem geheimen Treffen von höchster Bedeutung teilgenommen habe.«
    »Geheim? Verborgen vor wem?« Der Erzengel meinte doch nicht etwa ein Treffen der Engel, bei dem Gott nicht zugegen war? Nein, das wäre ja blasphemisch gewesen.
    »Eile, du alter Narr«, rief Michael und schaute ängstlich über die Schulter zu den am Himmel schwebenden Seraphim, die ihren Gesang mitten im Satz unterbrochen hatten. »Schnell, hier ist dein Hinweis. Lausche genau, denn ich sage es nur einmal: Blicke tief in deine Erinnerungen. Die Antwort wartet in der terranischen Geschichte auf dich. Wer sonst glaubte, daß es die Erlösung bedeute, wenn man den kosmischen Werdegang bis zu den letzten Ursprüngen zurückverfolgt?«
    »Das

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