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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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ist kein Hinweis, Herr. Die terranische Geschichte ist voller Propheten, die den kosmologischen Ursprungspunkt suchten: Abraham ben Eliezer Ha-Levi, Moses ben Jacob Cordovero, Arno Penzias, Robert Wilson.«
    »In Ordnung, aber das hier ist der letzte Tip: ›Und dies sind die Könige, die im Lande Edom herrschten …‹ Denn nicht nur aus dem Reshimu, sondern auch aus dem Abschaum der uranfänglichen Könige erwächst das Reich des Bösen. Unde malum, Zadok? Uinde malum?«
     
    Sie bewegten sich langsam durch den diamantförmigen roten Tunnel, während ihre Lampen ungefüge Schatten über die Wände warfen. Rachel und Jeremiel bildeten die Nachhut und schritten Seite an Seite durch die bedrückende Stille, die aus den Steinen herauszusickern schien. Die Mönche warfen Rachel immer wieder Blicke zu, in denen sich Furcht, Zweifel und noch etwas anderes, Tieferes zu spiegeln schien.
    »Ich wollte, sie würden mich nicht immer so anschauen«, murmelte sie so leise, daß nur Jeremiel es verstehen konnte. »Ich komme mir vor wie auf einer Ausstellung.«
    Er lächelte leicht. »Ich bin ziemlich sicher, daß sie gar nichts dafür können. Sie sehen eben wie der fleischgewordene Traum eines jeden Mannes aus.«
    Rachel wollte lachen, doch ihre Lippen schienen so unnachgiebig wie Stahl zu sein. Tatsächlich war sie recht exotisch angezogen. Sie trug ein rosafarbenes Seidenkleid und darüber einen ebenholzschwarzen Umhang. An Ohren und Handgelenken funkelten Juwelen. Sie wußte, daß sie gut aussah. Das hatte sie schließlich in den letzten zwei Stunden vor einem guten Dutzend Spiegel überprüft. Doch sie kam sich selbst fremd vor, als wäre sie eine heidnische Göttin, die als Opfer herausgeputzt worden war. Sybil hatte sich bei ihrem tränenreichen Abschied ganz ähnlich ausgedrückt: »Mommy, du bist angezogen, als würdest du zu einem Begräbnis gehen.«
    »Wie fühlen Sie sich?« flüsterte Jeremiel. Er war den ganzen Tag nicht von ihrer Seite gewichen, hatte sie beruhigt und gelobt und ihr bei den Vorbereitungen geholfen.
    Sie warf ihm einen Blick zu und sah die Besorgnis in seinem hübschen Gesicht. Auf seiner Stirn war ein dünner Schweißfilm zu sehen. Er sah sehr professionell aus, trug wieder seinen schwarzen Sprunganzug und hatte die Impulspistole an die Hüfte geschnallt. »So gut, wie man es den Umständen entsprechend erwarten kann.«
    »Je näher wir kommen, desto mehr sehen Sie so aus, als würden Sie am liebsten alles hinwerfen und abhauen.«
    »Das ist sehr ermutigend.«
    »Empfinden Sie denn so?«
    »Natürlich. Nichts wäre mir lieber, als mich in irgendeine warme Höhle zu verkriechen und nie wieder herauszukommen.«
    »Sie können noch zurück. Sagen Sie nur ein Wort, und ich wechsle zu einem Alternativplan.«
    »Nein … nein.«
    Sie duckten sich unter einer Reihe in den Fels gehauener Bögen und überquerten eine Brücke, die ein schmales Rinnsal überspannte. Es war bereits die fünfte derartige Brücke, die sie passierten. Sonderbar, dachte Rachel, daß es soviel Wasser unter der Oberfläche gab und sie nie davon gehört hatte. Ein Stück voraus glühte eine Kohlepfanne und beleuchtete die letzte Tür, wie Rachel vermutete. Das Tor zu den Gruben der Finsternis. Die Angst verdichtete sich zu einem harten Knoten in ihrem Magen, und ihr Schritt wurde unsicher.
    »Jeremiel, ich …«
    »Ja, ich weiß.«
    Er nahm ihre Hand und zog sie sanft zu sich herüber. Dann legte er einen Arm um ihre Schultern und führte sie den Weg zurück, den sie gerade gekommen waren, wobei er leise und beruhigend auf sie einsprach. »Brauchen Sie mehr Zeit? Sie haben nur einen Monat gehabt. Das ist kaum genug, um den Schmerz über die Ereignisse auf dem Platz und den Tod Ihres Mannes zu lindern. Wir können Ihnen noch eine Woche geben. Sagen Sie nur Bescheid, und ich …«
    »Nein. Aber ich bin Ihnen dankbar, daß Sie mir diese Möglichkeit einräumen. Doch wenn ich jetzt nicht gehe, werde ich nie wieder den Mut dazu aufbringen. Es tut mir leid, daß ich mich so dumm benommen habe.«
    »Da gibt es nichts zu entschuldigen. Jeder Soldat betet vor der Schlacht.« Er senkte die Stimme noch mehr und lächelte schief. »Und da weder Sie noch ich auf metaphysischen Trost hoffen können, besteht die beste Methode für uns darin, über die Tugenden der Feigheit nachzusinnen.«
    »Gerade jetzt fallen mir nur wenige derartiger ’Tugenden’ ein.«
    »Oh, es gibt eine ganze Menge. Bei meiner letzten Zählung bin ich auf mindestens

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