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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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doch nur Epagael.«
    »Sie glauben immer noch an ihn? Nach all dem hier?«
    »Natürlich. Verstehen Sie denn nicht? Gott muß wissen, ob unser Glaube stark genug ist, um den Funken Aktariels in uns erlöschen zu lassen. Es ist eine Prüfung. Wir haben nicht das Recht, Gott zu hassen. Wie bei einem Vater, der sein Kind bestraft, hat jeder Augenblick der Qual seinen Grund und soll uns etwas lehren. Es ist ein Zeichen göttlicher Liebe, und es schmerzt Gott ebenso sehr wie uns.«
    »Gott ist tot!« stieß Rachel bitter hervor.
    »Der Gott der Liebe, der Gott von Avram, Yeshwah und Sinlayzan, ist ermordet worden! Hier, an diesem Tag! Falls er überhaupt je existiert hat.« Ihr Herz pochte, als sie ihre eigenen Worte vernahm. Dachte sie wirklich so? Hatten die letzten zweiundsiebzig Stunden ihren Glauben niedergetrampelt und vernichtet?
    Tränen traten in die Augen des alten Mannes. »Wissen Sie, daß diese Folter für die alten Menschen, die noch immer glauben, nicht das Schlimmste ist?« Er deutete mit der Hand auf den brütendheißen Platz, über dem der Geruch des Blutbades lastete. »Nein, das hier geht vorbei. Viel schlimmer ist, daß Gott in den Herzen der Jungen stirbt. Den Holocaust kann ich ertragen, doch daß Sie Ihren Glauben verlieren, bricht mir das Herz.« Seine Finger krallten sich in den Stoff über seiner Brust.
    Rachel antwortete nicht. Ein paar Schritte entfernt klagte ein vielleicht zehn Jahre altes Mädchen. Ihre Stimme klang leise und doch durchdringend. Sie war aufgestanden, umklammerte die Füße ihres Bruders und versuchte, ihn zu dem ständig wachsenden Leichenhaufen auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes zu ziehen. Das arme Kind mußte irgendwann am frühen Morgen gestorben sein, denn sein Körper war in der sengenden Hitze schon aufgedunsen. »Können Sie etwas zur Seite rücken?« bat das Mädchen eine Gruppe von Menschen, die ihr den Weg versperrten. »Bitte! Ich bin nicht sehr stark und …«
    »Geh außen herum. Wir sind zu müde, uns zu bewegen.« Ein großer Mann wedelte schwach mit der Hand.
    Sie versuchte zu gehorchen und zerrte ihren Bruder zwei Schritte in die entgegengesetzte Richtung. Doch auch dort wollte niemand ihr Platz machen. Alle Wege waren versperrt. Schließlich gab sie auf, ließ sich zu Boden sinken und barg schluchzend das Gesicht im schmutzigen Hemd ihres Bruders.
    »Yis … yisgadal ve’yiskadash sh’mey rabo«, murmelte Rachel den Anfang des Totengebetes. Niemand wußte heute noch genau, was die alten Worte wirklich bedeuteten, doch sie spendeten noch immer Trost.
    Neben ihr senkte Talo den Kopf. Tränen rannen an seiner lange Nase herab und glitzerten in seinem langen Bart. »Sprechen Sie … sprechen Sie das für den Jungen? Oder für uns alle?«
    Rachel blickte ihn geistesabwesend an. Wie konnte es sein, daß er nach all den Tagen des Durstes noch so viel Flüssigkeit in sich hatte? Es schien unmöglich. Ihre eigenen Tränen waren schon längst vertrocknet.
    »Sie werden uns abschlachten«, rief er. »Das wissen Sie auch, nicht wahr?«
    »Jeder weiß das.«
    »Wir müssen etwas tun. Wir dürfen uns nicht einfach töten lassen. Was können wir machen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wir müssen irgend etwas unternehmen!«
    »Und was? Wollen Sie versuchen, die Mauern zu stürmen? Geschwächt, wie wir sind, und mit bewaffneten Wachen als Gegner, die hundert von uns mit einer einzigen Salve töten können?«
    »Ich will nicht einfach hier sitzen und darauf warten …« Er versuchte, die Tränen zurückzudrängen, und umklammerte sein Kinn, um es am Zittern zu hindern. »Ich werde es versuchen. Es ist besser, durch ein Gewehr zu sterben, als diesen langsamen Todeskampf zu ertragen. Wir werden nicht …«
    Seine Worte wurden durch das Sirren eines Samuel unterbrochen, einem der Schiffe der planetaren Marines. Das schwarze, eiförmige Gebilde stürzte aus dem Himmel herab und jagte dann wie ein böses Vorzeichen über den Platz hinweg. Vor dem dunkelblauen Hintergrund des Himmels wirkte es wie eine gigantische schwebende Schildkröte. Erstickender Haß ergriff Rachel. Welch ein unglaublicher Gegensatz: Auf den Straßen die Hirten mit ihren armseligen Karren, und dort oben das monströse Zeugnis hochentwickelter Technologie. Auf Horeb hatte es solche Dinge bis zur Ankunft des Mashiah nicht gegeben. Und auch jetzt blieben sie allein ihm vorbehalten.
    »Glauben Sie, er ist dort drin?« fragte Talo, dessen Augen sich vor Hoffnung weiteten. »Der Mashiah. Glauben Sie

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