Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan
Kameraden. »Ja, der bin ich.«
»Sie gehören zu den Günstlingen des Mashiah, wußten Sie das? Er glaubt, daß Sie reinen Herzens sind.« Yosef bemühte sich, ähnlich salbungsvoll zu reden wie Adom bei derartigen Gelegenheiten.
Das Gesicht des Captains entspannte sich, und ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Einen Moment. Kenne ich Sie nicht? Sie sind doch einer seiner persönlichen Assistenten, oder?«
»Oh ja. Ich bin Yosef Calas. Der Mashiah hat mich angewiesen, Ihnen das hier zu zeigen.« Er trat vor, ohne darauf zu achten, daß die beiden anderen Männer ihre Waffen zogen, und gab dem Captain das Plastikblatt.
El faltete es auseinander und las mit gerunzelter Stirn laut vor: »Yosef Calas und Ari Funk handeln auf meinen Befehl. Bitte gewähren Sie ihnen Zutritt und befolgen Sie ihre Anweisungen.« Der Captain warf Yosef einen forschenden Blick zu. »Tony? Schauen Sie sich das mal an.«
Yosef zwang sich zu einem harmlos wirkenden Lächeln. Hätte er gewußt, daß Adom das Blatt unterzeichnen würde, ohne es zu lesen, hätte er sich präziser ausgedrückt, doch so war er gezwungen gewesen, eine vage Formulierung zu benutzen, die er jederzeit als Passierschein für die Bibliothek auslegen konnte. Es war Aris Idee gewesen, Adom genau dann zu stören, wenn er bei Rachel war und abgelenkt sein würde.
Der dunkelhaarige Offizier zog die Augenbrauen hoch. »Es ist eindeutig die Unterschrift des Mashiah, El. Die habe ich schon oft genug gesehen.« Er gab Yosef das Blatt zurück.
»Aber vielleicht sollten wir Loma schicken, um uns zu vergewissern. Der Ratsherr …«
»Denk nicht einmal daran! Ornias hat gesagt, er träfe mit dem Mashiah zu einem Gespräch von äußerster Bedeutung zusammen und dürfte von niemandem gestört werden. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein …«
»Was kann es schon schaden?« meinte Loma mürrisch.
»Lassen wir den alten Mann hineingehen und mit dem Gefangenen reden.«
»Ihn befragen«, verbesserte Yosef höflich.
»Sie befragen den Gefangenen im Auftrag des Mashiah?« erkundigte sich El.
»Ja. Wissen Sie, er glaubt, dieser Mann könnte vielleicht Informationen über die …« Yosef versuchte, sich an das Wort zu erinnern, das er in jener Nacht gehört hatte, »… die Beliels besitzen. Adom hat gespürt, daß die Macht des Bösen gewachsen ist. Er muß herausfinden, was dieser Mann weiß. Doch wie Sie sicher wissen, ist er sehr beschäftigt. Deshalb bin ich an seiner Stelle hier.«
El wurde blaß. »Ich habe es dem Ratsherrn gesagt. Ich habe ihn darauf hingewiesen, daß der Gefangene sich das nicht einfach ausgedacht hat.«
»Fangen Sie nicht schon wieder damit an, El«, meinte der Sergeant. »Bringen wir die Sache lieber hinter uns.«
»Hm?« erwiderte der Captain geistesabwesend. »Oh, ja … Ich hoffe, es stört Sie nicht, daß wir Sie durchsuchen müssen.«
»Ist schon in Ordnung, Captain«, erklärte Yosef und ließ die Durchsuchung geduldig über sich ergehen.
»Lassen Sie sich soviel Zeit, wie Sie brauchen, Mister Calas. Möchten Sie vielleicht, daß einer von uns mitkommt?« fragte er hoffnungsvoll.
»Tut mir leid, aber die Angelegenheit ist vertraulich.«
»Schon klar. Die Beliels sind eine ernste Angelegenheit. Nun, wir sind gleich hier draußen. Rufen Sie einfach, wenn Sie unsere Hilfe brauchen.«
Yosef lächelte freundlich. »Danke, Captain.«
Der Captain schob mit Unterstützung des Sergeants den schweren Riegel beiseite und bedeutete Calas, einzutreten.
Yosef öffnete die Tür gerade weit genug, um sich in das Zimmer hineinquetschen zu können, schloß die Tür sofort wieder und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand. Als er sich ein wenig erholt hatte, blickte er auf und sah Jeremiel neben dem Feuer stehen. Sein Gesicht wirkte verblüfft.
Yosef ging zu ihm und sah dabei die Spuren der Schläge, die er hatte hinnehmen müssen.
»Yosef?«
»Ja, mein Junge. Beeil dich. Das hier wird nicht leicht.«
Jeremiel kam ihm entgegen. Die Fesseln hatten tiefe Schnitte in seinen Handgelenken hinterlassen. Yosef schüttelte den Kopf. Es war unglaublich, daß der Beschützer der gamantischen Zivilisation ausgerechnet auf einem gamantischen Planeten derart mißhandelt worden war.
»Yosef, was, zum Teufel, machen Sie hier? Wie sind Sie überhaupt hier hereingekommen?«
»Das ist eine lange Geschichte. Setzen wir uns für einen Moment.« Yosef nahm Baruchs Arm und führte ihn zum Tisch zurück. Dann nahm er selbst Platz und fragte: »Ist sonst
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