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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Rathanial vor, ihn überredet zu haben, hier hineinzugehen.
    »Vorhin sah es so aus, als würde es bald regnen. Aber die Wolken sind wieder verschwunden. Möchtest du lieber draußen warten?« In seiner irisierenden, mit Amethysten verzierten silbernen Robe sah Rathanial wie ein König im Exil aus.
    Zadok seufzte und begutachtete den Weg zur Tür, auf dem sie sich zwischen mindestens hundert schwitzenden, parfümierten Körpern hindurchdrängen müßten. »Nein, ich glaube nicht, daß ich das ertragen würde.«
    »Wir könnten langsam gehen, dicht an der Wand entlang.«
    »Wo mag Yosefs Schiff nur sein? Er sagte, er hätte einen direkten Flug gebucht.«
    »Vielleicht sind sie verspätet gestartet.«
    »Vielleicht.«
    »Du weißt doch, wie unzuverlässig manche dieser schnellen Schiffe sind. Oft genug besteht die Mannschaft aus inkompetenten Glücksrittern.«
    »Hmmm.«
    »Ich werde gern draußen mit dir warten, wenn du möchtest«, bot Zadok noch einmal an. »Auch wenn ich ehrlich gesagt glaube, daß es hier drinnen sicher ist. Wenn …«
    »Glaubst du?«
    Zadok strich sich mit der Hand über den feuchten Schädel und reckte neugierig den Kopf. Irgendwo aus den Tiefen seiner Erinnerung stieg der stechende Geruch von Orillianischen Kiefern auf, und er sah wieder den Raumhafen vor sich, den sie vor hundert Jahren erobert hatten. Nach Angstschweiß stinkende Gefangene hatten sich in seinem Innern zusammengedrängt.
    »Zadok?« hallte eine Stimme in seinem Bewußtsein wieder. Rulinsi, der junge Lieutenant mit dem goldfarbenen Haar, winkte ihm zu. »Was sollen wir mit denen hier machen?«
    Die Zivilisten waren so schnell und in so großer Menge zusammengetrieben worden, daß niemand sie hätte zählen können. Diese Gruppe bestand hauptsächlich aus Kindern. Zadok drängte sich durch die Menge hindurch, als sich die Explosion ereignete. Ihr Zentrum lag irgendwo am äußeren Flügel seiner Truppen und die Wucht der Detonation jagte Blut und Gliedmaßen durch die Luft. Zadok warf sich zu Boden, als die Gefangenen zu den Türen stürmten. Was war passiert? Hatten seine Leute versäumt, alle Gefangenen zu durchsuchen?
    Derartige Fehler kamen immer wieder vor, wenn man es mit Menschenmengen zu tun hatte. Stets gab es zu viele Feinde und zu wenig Verbündete.
    »Wenn ich genau darüber nachdenke, gehe ich doch lieber nach draußen«, erklärte Zadok plötzlich und machte sich auf den Weg zur Tür, wobei er sich zwischen den Menschen hindurchdrängte.
    Rathanial runzelte die Stirn, folgte ihm dann aber. »Abba, willst du dich nicht nach dem Flug deines Bruders erkundigen, bevor wir gehen? Vielleicht ist er um Stunden verschoben worden! In dem Fall gäbe es keinen Grund für uns, in der Stadt zu bleiben. Wir könnten dann zu den Höhlen zurückkehren.«
    Zadok verhielt mitten im Schritt. Plötzlich kam es ihm so vor, als würden sich die Wände um ihn herum schließen. Eine innere Stimme riet ihm, das Gebäude so schnell wie möglich zu verlassen. Er leckte sich nervös über die Lippen und schaute sich um. Ein kleiner Mann mit schütterem schwarzem Haar starrte ihn hitzig an und wandte sich dann ab.
    »Ich weiß nicht …« Natürlich, was Rathanial vorgeschlagen hatte, erschien durchaus sinnvoll, doch er konnte diese Vorstellung nicht ertragen. »Nein, ich gehe. Wenn sie in einer Stunde nicht hier sind, können wir …«
    Seine Aufmerksamkeit wurde auf einen jungen Mann gelenkt, der sich langsam durch die Menge in seine Richtung vorarbeitete. Er trug einen schwarzen Sprunganzug und hatte einen dichten, rotblonden Vollbart. Zadok musterte die scharfgeschnittenen Züge und die harten blauen Augen. War das etwa …? Er hatte ihn seit Jahren nicht mehr gesehen und die Haarfarbe stimmte nicht, außerdem verdeckte der Bart viel von dem Gesicht. Aber dennoch …
    »Ich glaube«, wandte Zadok sich flüsternd an Rathanial, »unsere Pläne haben sich gerade geändert.«
    »Was immer du willst, Abba. Sag mir nur, was wir …«
    In diesem Moment drängte sich ein kleiner Mann mit schütterem schwarzem Haar durch die Menge hinter Zadok und rief: »Verräter! Wir werden dich aufhalten! Im Namen des Mashiah!«
    Die Luft knisterte, und ein sengender Schmerz durchzuckte Zadoks Brust. Die Füße gaben unter ihm nach und er stürzte schwer gegen die Tür.
    »Nein!« rief der Blonde und warf sich über ihn, um ihn zu schützen.
    Von einem Moment zum anderen verwandelte sich das Gebäude in ein Tollhaus aus gräßlichen Schreien und trampelnden

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