Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan
Gamanten festgesetzt oder so was in dieser Art?«
»Schon möglich.«
»Ich glaube eher, man hat irgend jemandem einen gewaltigen Schreck eingejagt. Marines überwachen keinen Raumhafen, es sei denn, sie erwarten ernste Probleme.«
»Von den Gamanten auf diesem Planeten?«
Ari schüttelte den Kopf und hob die Flasche, um einen tiefen Schluck zu nehmen, bevor er sich in den Sessel zurücksinken ließ. »Von jemandem, der hierher kommt.«
»Das könnte sein.«
»Was glaubst du, wen sie erwischen wollen?«
Yosef zuckte die Achseln. Im Moment war ihm das wirklich egal. Er versuchte den Aufruhr in seinem Innern zu analysieren. Seine Großmutter hatte unter den gleichen plötzlichen Attacken gelitten, wie er sie gerade erlebt hatte – und zwar immer, bevor etwas Furchtbares geschah. Er warf einen Blick aus dem Bullauge. Das Licht der Nachmittagssonne zauberte schimmernde, bernsteinfarbene Flecken auf die Nadeln der Kiefern, die sich rings um den Raumhafen drängten. Yosef holte tief Luft und stieß sie durch die Nase wieder aus. »Ich mache mir nur Gedanken darüber, wie ich zu meinem Bruder kommen kann. Ich weiß nicht, wieso, aber ich habe ein schlechtes Gefühl, hier draußen herumzusitzen.«
»Du bist auf dem Weg zu einer Beerdigung. Kein Wunder, daß du dich schlecht fühlst.«
»Das ist es nicht. Ich kannte Ezarin nicht einmal, und außer Mitleid empfinde ich nichts für sie. Aber Zadok …«
»Mach dir keine Sorgen. Wir treffen ihn bald.«
Yosef nickte, doch seine Finger umklammerten die Bierflasche so fest, daß sich die Nägel weiß verfärbten. Er kannte diesen blendenden Schmerz, hatte ihn zuvor schon zweimal erlebt. Unwillkürlich wanderten seine Gedanken zurück in seine Kindheit und zu jenen Tagen vor dem schrecklichen Tod seiner Mutter.
Ein Gewicht lastete mit solch gewaltiger Macht auf seiner Brust, daß er kaum noch atmen konnte.
KAPITEL
7
Cole Tahn marschierte mit vor der Brust gekreuzten Armen auf der ovalen Brücke der Hoyer auf und ab. Seine enganliegende purpurne Uniform sah taufrisch aus. Die goldenen Litzen auf seinen Schultern glänzten im harten Licht. Der große Mann mit dem braunen Haar und den blauvioletten Augen bewegte sich mit der beherrschten Kraft eines jagenden Löwen.
»Halloway, wie lange dauert es noch, bis wir den Lichtsprung beenden?«
Sie warf ihr rotbraunes Haar über die Schulter zurück und kontrollierte die Monitore auf dem Navigationspult. »Knapp drei Minuten, Sir.«
»Macey?« wandte sich Tahn an seinen rothaarigen Kommunikationsoffizier. »Sobald Kayan in Sicht kommt, funken Sie jeden Colonel unserer sechs Stützpunkte an.«
»Aye, Sir. Botschaft?«
»Sagen Sie ihnen, wir kommen unter Berufung auf Absatz zweiundzwanzig des Vertrags von Lysomia. Ich will, daß sofort der Notstand ausgerufen wird: Ausgehverbot, Hausdurchsuchungen und Aussetzung der Habeas-corpus- Akte. Sagen Sie diesen Leuten, wir wissen, daß Baruch dort unten ist. Bei Gott, diesmal werden wir ihn schnappen. Jeder, der diesem Kriminellen Unterschlupf gewährt hat, wird mit sofortiger Hinrichtung bestraft. Haben Sie das?«
»Jawohl, Sir.«
Das gesamte Farbspektrum ergoß sich über den Frontschirm, als sie den Lichtsprung beendeten. Purpurne und gelbe Farbwirbel waberten an den Rändern des Schirms entlang. Kayan schwamm in Sicht, üppig, blau und mit großen, von Wolken gesäumten Ozeanen.
Tahns Schultermuskeln versteiften sich und ein unangenehmes Gefühl der Furcht erfüllte seinen Magen. Er ging auf die zweite Ebene hinunter, trat direkt vor den hellen Schirm und starrte den Planeten an.
»Baruch«, flüsterte er. »Verdammt, ich weiß, daß du dort bist. Diesmal werden wir aufeinander treffen. Dieses Mal endet die Geschichte!«
Zadok und Rathanial standen unbehaglich in dem großen Raumhafen. Über tausend Menschen drängten sich in dem großen, rechteckigen Saal und machten lautstark ihrem Unmut über Verspätungen und abgesagte Flüge Luft.
»Ich kann solche Orte nicht ausstehen«, grummelte Zadok und wischte sich die schweißnassen Handflächen an der Robe ab.
»Regierungsgebäude?«
»Alle überfüllten Orte.« Er lehnte sich mit einer Schulter an die verschmutzte, ehemals weiße Wand. Wie lange war es her, seit er sich zum letzten Mal freiwillig in eine derart brenzlige Situation begeben hatte? Menschenmengen kamen ihm wie Käfige vor, wenn Gefahr drohte, konnte man nicht flüchten, sondern bestenfalls über seine Nachbarn stolpern. Insgeheim warf er
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